„Meinungsfreiheit zählt für X“
Nach Antisemitismus-Eklat: Musk besucht ehemaliges KZ Auschwitz – „Trifft ins Herz“
Elon Musk will mit einem Besuch in Auschwitz wohl auch seinen Ruf retten. In einer Debatte verteidigte er seine in die Kritik geratene Plattform X.
Krakau – Milliardär Elon Musks Hang zu exzentrischem Verhalten ist bekannt. Der CEO von Tesla und SpaceX schreckt vor kruden Aussagen nicht zurück – ob nun bewusst provozierend oder nicht. Über das Ziel hinaus schoss er auch im November 2023. Auf seiner Online-Plattform X, vormals Twitter, hatte Musk den antisemitischen Aussagen eines Nutzers zugestimmt.
Dieser hatte behauptet, Juden würden „Hass gegen Weiße schüren“ und „Horden von Minderheiten“ in den Westen schleusen. Musk hatte mit den Worten „das ist die Wahrheit“ geantwortet. Hintergrund ist eine rechtsextreme Verschwörungstheorie, derzufolge Jüdinnen und Juden einen heimlichen Plan verfolgen, irreguläre Migranten in westliche Länder zu bringen, um die weißen Mehrheiten zu schwächen.
Besuch in Auschwitz beschreibt Musk als „unglaublich bewegend“
Nun hat Musk das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in Polen besucht. Musk legte dort am Montag (22. Januar) einen Kranz nieder und nahm zusammen mit dem Vorsitzenden der European Jewish Association (EJA), Menachem Margolin, an einer Gedenkfeier teil, wie die EJA mitteilte. Fotos zeigten Musk auf dem Gelände der Gedenkstätte, mit einem seiner Söhne auf seinen Schultern sitzend.
Margolin hatte Musk bereits im September 2023 zu dem Besuch eingeladen. Seinen Besuch in Auschwitz beschrieb Musk als „unglaublich bewegend“. Es sei „zutiefst traurig und tragisch, dass Menschen anderen Menschen so etwas antun konnten“, sagte Musk bei einem Symposium der EJA in Krakau. „Es trifft einen viel mehr ins Herz, wenn man es persönlich sieht“, fügte er hinzu.
Antisemitismusvorwürfe gegen Elon Musk
Nach dem Vorfall auf seiner Plattform X im November hatte es Antisemitismus-Vorwürfen gegen Musk gehagelt. In späteren Äußerungen rückte Musk nicht von seiner Position ab, sondern relativierte sie nur ein wenig: Er meine „einige Gruppen“ wie die jüdische Organisation Anti-Defamation League (ADL), die „faktisch anti-weißen Rassismus und anti-asiatischen Rassismus“ verbreiteten. Er bekräftigte zugleich, dass es aus seiner Sicht ein Problem mit Rassismus gegenüber Weißen gebe.
Als Reaktion stoppte eine Reihe großer Werbekunden ihre Anzeigen auf der Plattform, etwa Apple, Disney und IBM. Der Milliardär räumte daraufhin ein, seine Äußerung sei wahrlich der „schlimmste und dümmste Post“ gewesen, den er je abgesetzt habe. Er entschuldige sich dafür und behauptete außerdem, er sei missverstanden worden.
Hassbotschaften haben seit Musk-Übernahme auf X Hochkonjunktur
Musk hatte Twitter im Oktober 2022 übernommen. Beobachter wie die gegen die Diskriminierung und Diffamierung von Jüdinnen und Juden kämpfende ADL prangern seitdem eine deutliche Zunahme von Hassbotschaften und Falschinformationen auf X an. Bei der Konferenz zum Thema Antisemitismus in Krakau verteidigte Musk sein Unternehmen. Externe Überprüfungen hätten gezeigt, dass es im Vergleich zu anderen Online-Plattformen „auf X am wenigsten Antisemitismus gibt“, sagte Musk bei der Diskussion, an der auch der rechtsgerichtete US-Kommentator Ben Shapiro teilnahm.
Musk betonte erneut, das Prinzip der Meinungsfreiheit zähle für X. Wenn jemand eine falsche Behauptung poste, könnten andere dies sofort korrigieren. „Die unermüdliche Suche nach der Wahrheit ist das Ziel von X.“ Hätte es zur Zeit von Auschwitz soziale Medien und Meinungsfreiheit gegeben, wäre es unmöglich gewesen, dieses Verbrechen zu verbergen, meinte Musk.
Das NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ist ein Symbol für den von Nazi-Deutschland verübten Völkermord an sechs Millionen europäischen Juden. Zwischen 1940 und 1945 wurden in dem Lager eine Million Juden sowie 100.000 weitere Menschen ermordet. (sot mit dpa/AFP)
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