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Im Norden Chinas wurde ein mysteriöser Nachbau von Taiwans Regierungsviertel entdeckt. Dient diese Nachbildung als Übungsgrund für einen Angriff?
China hat offenbar einen kleinen, aber strategisch wichtigen Teil von Taiwans Hauptstadt Taipeh nachgebaut – möglicherweise, um einen Angriff auf den Inselstaat zu üben. Der taiwanische Analyst Joseph Wen postete kürzlich Satellitenbilder, die einen Nachbau des Regierungsviertels von Taipeh mitten in der chinesischen Steppe zeigen sollen; später verifizierte der französische Auslandsfernsehsender France 24 die Aufnahmen, die in der Inneren Mongolei im Norden Chinas gemacht wurden. Auf den Satellitenbildern sind Straßen und Gebäude zu sehen, die denen in Taipehs Regierungsbezirk Bo‘ai ähneln, wo sich unter anderem der Präsidentenpalast des Landes sowie das Außenministerium befinden.
Der Analyst Sim Tack sagte gegenüber France 24, dass die Konstruktion der Nachbildung im März 2021 begonnen und etwa ein Jahr gedauert habe. Errichtet worden seien Gebäude und Fassaden, „die von dem inspiriert sind, was man in Taipeh sehen kann, ohne genau die gleiche Größe oder Form zu haben“. Gegenüber der taiwanischen Zeitung United Daily News sagte Lu Deyun, ein Experte für Satellitenkartierung, der Nachbau sei „ein Beweis dafür, dass die Versuche der chinesischen Armee, das Land anzugreifen, noch nicht aufgehört haben“.
Taiwan-Invasion: Simulation zeigt, wie Chinas Angriff aussehen könnte
Auf die Satellitenaufnahmen angesprochen, erklärte Taiwans Verteidigungsminister Chiu Kuo-cheng vor Reportern, China habe bereits in der Vergangenheit taiwanische Einrichtungen nachgebaut, darunter Flughäfen und Stadtbezirke. Ob Peking mit den Nachbauten, die nun entdeckt wurden, wirklich einen Angriff trainiere, könne man nicht mit Bestimmtheit sagen. Er rief die Bevölkerung auf, sich keine Sorgen zu machen.
China betrachtet Taiwan als Teil des eigenen Staatsgebiets, obwohl die Kommunistische Partei den demokratisch regierten Inselstaat nie kontrolliert hat. Die Führung in Peking droht regelmäßig damit, Taiwan mit Gewalt mit dem Festland zu vereinen, sollte dies auf friedlichem Wege nicht möglich sein.
Beide Länder sind nur durch die 130 bis 180 Kilometer breite Taiwan-Straße voneinander getrennt. Im Falle einer Invasion käme der Meeresenge eine entscheidende strategische Rolle zu; so kommt eine großangelegte Simulation der US-Denkfabrik CSIS vom vergangenen Jahr zu dem Schluss, dass China bei einer Invasion zunächst versuchen werde, den Großteil der taiwanischen Marine und Luftwaffe durch Bombardements auszuschalten und die Insel anschließend einzukesseln. Danach würden Zehntausende Soldaten die Meerenge mit militärischen Amphibienfahrzeugen und zivilen Schiffen überqueren, während gleichzeitig Luftwaffenverbände an den Stränden der Insel landeten. Andere Angriffsszenarien sehen hingegen direkte Militärschläge auf Taipeh vor, mit dem Ziel, die taiwanische Regierung auszuschalten.
In den vergangenen Jahren hat China den militärischen Druck auf Taiwan massiv erhöht. So dringen täglich Kampfjets und Kriegsschiffe in die taiwanische Luftverteidigungszone (ADIZ) ein und überqueren dabei regelmäßig auch die sogenannte Medianlinie, die inoffizielle Grenze zwischen den beiden Ländern. Zuletzt hatten auch rund um die Insel Kinmen die Spannungen zugenommen, nachdem bei einem Zusammenstoß mit der taiwanischen Küstenwache zwei chinesische Fischer ums Leben gekommen waren. Kinmen liegt unmittelbar vor der chinesischen Küste, ist aber ein Teil von Taiwan.
Unter Experten umstritten ist, wann China die Fähigkeiten haben wird, eine großangelegte Invasion auf Taiwan erfolgreich durchzuführen. Laut Admiral John Aquilino, dem Kommandeur des United States Indo-Pacific Command, könnte es bereits in drei Jahren so weit sein. „Alles deutet darauf hin, dass die Volksbefreiungsarmee die Direktive von Präsident Xi Jinping, bis 2027 in Taiwan einmarschieren zu können, erfüllt“, schrieb Aquilino unlängst in einer Stellungnahme an ein Komitee des US-Repräsentantenhauses. China besitzt schon heute die größte Marine der Welt und gibt so viel für sein Militär aus wie kein anderes Land, abgesehen von den USA. Allerdings besitzt die Volksbefreiungsarmee keinerlei Kampferfahrung, da ihr letzter großer Militäreinsatz bereits mehrere Jahrzehnte zurückliegt.
In der CSIS-Studie heißt es, ein Erfolg einer chinesischen Invasion sei nicht gewiss. Entscheidend sei, dass Taiwan einem Angriff so lange standhalte, bis US-amerikanische und japanische Streitkräfte aufseiten der Insel in den Konflikt eingriffen. US-Präsident Joe Biden hatte in der Vergangenheit mehrfach erklärt, sein Land würde Taiwan im Falle eines chinesischen Angriffs militärisch beistehen. Bereits seit Jahrzehnten beliefern die USA die Regierung in Taipeh mit Waffen zur Verteidigung, obwohl beide Länder keine offiziellen diplomatischen Beziehungen miteinander unterhalten. (sh)