Raketentreffer in Hauptquartier
Frontabschnitt im Süden macht Putin Sorgen: Ukrainische Armee erzielt wichtigen Fortschritt
Im Süden der Ukraine geraten die russischen Invasionstruppen bei Cherson offenbar in Bedrängnis. Der riesige Fluss Dnipro spielt eine entscheidende Rolle.
Krynki – Wladimir Putin schickt seine Landsleute im Ukraine-Krieg weiter zu Tausenden in den Tod. Nachdem die russische Armee rund um Awdijiwka bei ihrer stockenden Offensive im Osten des geschundenen Landes verheerende Verluste erlitten hat, haben die ukrainischen Streitkräfte offenbar erneut militärisch erfolgreich eine russische Werft auf der annektierten Krim bombardiert.
Ukraine-Krieg: Ukrainische Armee setzt sich am östlichen Dnipro-Ufer fest
Damit nicht genug: Den Ukrainern ist es nach Monaten und mehreren gescheiterten Versuchen wohl gelungen, sich am östlichen Dnipro-Ufer in der südlichen Region Cherson festzusetzen. Das berichten russische Militärblogger sowie die US-amerikanische Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW).
Demnach konnten ukrainische Marinesoldaten punktuell im Delta des riesigen Flusses bei Krynki Stellungen einrichten und Nachschub anlanden. Bei früheren Anläufen wurden die Ukrainer unter empfindlichen Verlusten rund 30 Kilometer südwestlich bei der großen Brücke von Dachi zwischen den Kleinstädten Antoniwka und Oleschky zurückgeschlagen.
Die anvisierte Einnahme des östlichen Dnipro-Ufers hat in dieser Region der Ukraine eine erhebliche strategische Bedeutung. Die gut ausgebaute Europastraße 97 (E97) führt von Oleschky nach Armjansk am nordwestlichen Zipfel der Krim. Und das auf vergleichsweise überschaubaren rund 100 Kilometern. Können die Ukrainer die Krim über den Landweg angreifen oder zumindest isolieren, wächst der Druck auf Putin in Russland ernorm.
Russische Armee unter Bedrängnis: Ukraine greift Dnipro-Hauptquartier bei der Krim an
Darin sind sich viele westliche Experten einig. „Die Krim spielt für das aktuelle imperiale Bewusstsein Russlands eine wichtige Rolle“, hatte zum Beispiel der Osteuropa-Experte und Historiker Prof. Dr. Klaus Gestwa im Interview mit IPPEN.MEDIA erklärt. Entsprechend nachdrücklich wurde Armjansk befestigt. „Dazu gehört eine ausgedehnte Verteidigungszone von neun Kilometern Länge, 3,5 Kilometer nördlich der Stadt Armjansk, auf der schmalen Landbrücke, die die Krim mit dem Gebiet Cherson verbindet“, erklärte das britische Verteidigungsministerium Ende Juni, das regelmäßig Einschätzungen zum Kriegsgeschehen veröffentlicht.
Die Krim spielt für das aktuelle imperiale Bewusstsein Russlands eine wichtige Rolle.
Gerät die russische Armee im äußersten Süden zunehmend in Bedrängnis? Es gibt Hinweise dafür. „Jetzt sieht es so aus, als würden die Brückenköpfe wachsen“, erklärte Burkard Meißner, Oberst der Reserve und Experte des German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS) dem Nachrichtenportal t-online. Das amerikanische ISW schrieb in einer Analyse ferner, dass „Schlachtfeldberichte“ darauf hindeuten, dass Kiews Truppen ihre Stellungen am von Russland kontrollierten Ostufer des Dnipro halten. Und wohl nicht nur das.
Ukraine-Krieg: Östliches Dnipro-Ufer und Krim im Fokus
Laut ISW berichtete die oppositionelle russischen Nachrichtenseite Astra, dass am Donnerstag (2. November) vier ukrainische Raketen das Erholungszentrum „Aura“ in der Nähe von Strilkowe getroffen hätten, das als Hauptquartier der russischen Dnipro-Verbände diene. Dabei seien mindestens zwei russische Militärangehörige getötet und drei weitere verletzt worden, was sich nicht unabhängig verifizieren lässt.
Markant: Das Dorf Strilkowe gehört verwaltungstechnisch zwar zur Region Cherson, grenzt aber am nordöstlichen Ende der Halbinsel unmittelbar an die Krim, die 2014 unter Bruch des Völkerrechts durch Moskau annektiert wurde. Während sich die Ukrainer vor dem Winter auf erneute russische Angriffe gegen die kritische Infrastruktur vorbereiten, unter anderem durch ein weiteres Luftabwehrsystem Iris-T aus Deutschland, bleiben offensiv das östliche Dnipro-Ufer und die Krim für sie im Fokus. (pm)
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