Ukraine-Krieg
Situation nach Kursk-Offensive: Russland warnt vor Angriff auf Atomkraftwerk
Die Befürchtung eines nuklearen Unfalls nimmt nach dem Kursk-Vorstoß zu. Russland warnt im Ukraine-Krieg nun vor einem Angriff auf das Atomkraftwerk an.
Moskau – Die Lage im Ukraine-Krieg bleibt weiter angespannt: Nach dem Beginn des Kursk-Vorstoßes vor knapp zwei Wochen sind zahlreiche Experten weiter in Sorge wegen der Gefahr einer möglichen Eskalation im Krieg. Zunächst schien Russlands Armee von der jüngsten Offensive der Ukraine überrascht, inzwischen formieren sich die Streitkräfte zum Gegenschlag. Auf beiden Seiten sollen die Verluste im Ukraine-Krieg groß sein, genaue Zahlen gibt es allerdings nicht. Während in Kursk nach dem Vorstoß die Stellungen der Ukrainer verstärkt werden, sieht Russland eine Gefahr durch Angriffe für das Atomkraftwerk Kursk und das von Moskau besetzte AKW Saporischschja.
Nach Kursk-Vorstoß: Im Ukraine-Krieg wächst die Sorge vor Angriffen auf Atomkraftwerk
Die russische Atomagentur Rosatom alarmierte nach dem Kursk-Vorstoß der Ukraine im Krieg die Internationale Atomenergie-Behörde über eine Verschlimmerung der Lage um das Kernkraftwerk Kursk und das von Moskau besetzte AKW Saporischschja. Rosatomchef Alexej Lichatschow habe IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi in einem Telefonat zudem eingeladen, sich im Gebiet Kursk in dem AKW und in der dazugehörigen Stadt Kurtschatow selbst ein Bild von der Situation zu machen. Das teilte Rosatom der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge in Moskau mit.
Wegen der aktuellen Lage im Ukraine-Krieg gibt am Atomkraftwerk in Kursk täglich mehrfach Luftalarm. Auslöser sind in der Regel ukrainische Angriffe. Nach russischen Angaben wurden auf dem Kursker AKW-Gelände zuletzt auch Raketenteile gefunden. Nach Einschätzung von Ukrainska Pravda könnte hinter den Meldungen Kalkül stecken: Bereits in der Vergangenheit hatte Russland immer wieder über mögliche Angriffe auf Atomkraftwerke und deren Folgen gewarnt. Erst am 16. August verbreiteten russische Propagandisten und Militärblogger Berichte über einen angeblich bevorstehenden Angriff der Ukraine mit einer „schmutzigen Bombe“. Heorhii Tykhyi, der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, dementierte die Behauptungen umgehend.
Im Ukraine-Krieg wächst Sorge um Atomkraftwerk: Kursk-Vorstoß verändert Lage
Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs vor über zweieinhalb Jahren steht die Gefahr eines atomaren Zwischenfalls immer wieder zur Debatte. Bereits in den ersten Kriegsmonaten stand das Atomkraftwerk Saporischschja im Zentrum zahlreicher Angriffe und wurde Ziel von Sabotageakten. Moskau und Kiew geben sich dafür gegenseitig die Schuld und die IAEA hat Beobachter eingesetzt. Lichatschow beklagte nun nach Angaben von Rosatom, dass das Gelände immer wieder von ukrainischer Seite beschossen werde. Die Ukraine hingegen behauptet, Russland beschieße das AKW selbst.
Nach den Aussagen von russischen Propagandisten und Militärbloggern behaupten auch Rosatom und das russische Verteidigungsministerium, es gebe über Informationskanäle Hinweise darauf, dass die Ukraine gegen das AKW Kursk eine Provokation vorbereite. Das Ministerium in Moskau drohte mit einer harten Reaktion, sollte es dazu kommen. Rosatom betonte zudem, dass es nicht nur um eine Gefahr für die beiden Kraftwerke gehe, sondern um ein Risiko für die von der IAEA aufgestellten Grundsätze der nuklearen Sicherheit.
Die IAEA hatte angesichts des am 6. August begonnenen ukrainischen Vorstoßes im Ukraine-Krieg auf das russische Gebiet Kursk vor möglichen Gefahren für das dortige Kernkraftwerk gewarnt. Der IAEA-Generaldirektor Grossi rief beide Seiten auf, sich an die Regeln für atomare Sicherheit in Konfliktgebieten zu halten, „um einen nuklearen Unfall mit potenziell ernsten Strahlungsfolgen zu vermeiden“.
Lage im Ukraine-Krieg: Kiew setzt sich nach Kursk-Vorstoß in Region fest
Derweil sieht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj weitere Erfolge bei der Kiewer Offensive in der russischen Region Kursk. Der Oberkommandierende der Streitkräfte, Olexander Syrskyj, hatte zuvor berichtet, dass die Stellungen der Ukrainer nach der Kursk-Offensive verstärkt worden. Auch sei die stabilisierte Fläche insgesamt größer geworden, sagte Selenskyj unter Berufung auf den General.
Russland nutzt gegenwärtig die Lage im Ukraine-Krieg, um in anderen Gebieten in der Ukraine Fortschritte zu erzielen. Russland führte nach eigenen Angaben erneut auch Luftschläge gegen das benachbarte ukrainische Gebiet Sumy aus, von wo Kiews Truppen mit rund 10.000 Mann nach Kursk eingedrungen waren. Alleine am Samstag sollen Russlands Truppen an der Front bei Pokrowsk mindestens 25 Versuche unternommen, die ukrainischen Verteidiger aus ihren Stellungen zu vertreiben. (fbu/dpa)
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