Strategisches Wettrüsten der USA und China
Signal an die USA: China hält Militärübung im Westpazifik ab
Im Westpazifik eskaliert ein Machtkampf: China lässt erstmals zwei Flugzeugträger gleichzeitig operieren – und sendet damit ein klares Signal.
Guam – Die militärischen Spannungen im Westpazifik nehmen zu. Die USA hatten unlängst angekündigt, der Indo-Pazifik habe höchste Priorität für die größte Militärmacht der Welt. Nun stationierte China gleichzeitig zwei Flugzeugträger in dem strategischen Schlüsselgebiet. Ein Zeichen, dass Peking die bisherigen Sicherheitslinien herausfordert?
Indo-Pazifik: China setzt erstmals zwei Flugzeugträger gleichzeitig ein
China hat die größte Marine der Welt und setzte nun im Westpazifik ein Zeichen: Die beiden Flugzeugträger CNS Liaoning und CNS Shandong waren bei einer Übung erstmals zeitgleich im Einsatz. Die chinesischen Schiffe operierten erstmals auch östlich der ersten Inselkette, einer zentralen US-Verteidigungslinie im Pazifikraum. Beide Trägerschiffe hätten „ihre kampforientierte Ausbildung auf hoher See erfolgreich abgeschlossen“ und seien in ihre Heimathäfen zurückgekehrt, teilte die chinesische Marine am Montag (30. Juni) auf der Plattform X mit.
The Chinese Navy's Liaoning and Shandong carrier groups have successfully completed their far-sea combat-oriented training and returned to their home ports. During the mission, the two groups, in coordination with relevant arms of the service, conducted joint drills on maritime… pic.twitter.com/eVpgFyATY5
— ChinaNavy (@China_Navy) June 30, 2025
Angaben der chinesischen Marine zufolge seien die beiden Flugzeugträger im Westpazifik wiederholt auf fremde Kriegsschiffe und Flugzeuge gestoßen. Japan hatte bestätigt, die Trägerschiffe in der Nähe der südlichen japanischen Inseln und bei Iwo Jima gesichtet zu haben, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. China und Japan warfen sich gegenseitig gefährliche Manöver von Militärflugzeugen des jeweils anderen Landes vor. Ein chinesischer Fighterjet sei auf eine „ungewöhnlich kurze Distanz“ einem japanischen Aufklärungsflugzeug nahegekommen, hieß es etwa aus Tokio.
Testet China seine Grenzen? Zwei Flugzeugträger Chinas vs. einer der US-Marine
Die USA haben ebenfalls mehrere große Marineverbände im Westpazifik stationiert. Laut Newsweek liegen dort der US-Flugzeugträger USS George Washington sowie zwei Amphibienschiffe, namens USS Tripoli und USS America. Das U-Boot USS Ohio erreichte Berichten zufolge am 23. Juni den US-Militärstützpunkt in Guam, das westlichste Außengebiet der USA. Unlängst verstärkten die USA aufgrund des Iran-Israel-Konflikts ihre Präsenz im Nahen Osten, weshalb die US-Marine den Flugzeugträger USS Nimitz aus dem Indo-Pazifik abzog.
Militärexperten interpretieren die jetzige Stationierung der zwei chinesischen Flugzeugträger im Westpazifik vor diesem Hintergrund als Machtdemonstration, oder gar Herausforderung der US-amerikanischen Seeherrschaft. Es sei nur „eine Frage der Zeit“ bis die chinesischen Flugzeugträger außerhalb der ersten Inselkette im offenen Westpazifik operieren würden, sagte etwa der Verteidigungswissenschaftler Collin Koh der Japan Times.
„Die Signalabsicht ist hier ziemlich offensichtlich und richtet sich gegen die USA und deren regionale Verbündete: Es wird laut und deutlich demonstriert, dass Peking sich nicht davon abhalten lässt, seinen Blick auf das Meer zu richten und militärische Macht weit über die eigenen Küsten hinaus zu projizieren – trotz der Abschreckungsbemühungen der USA und ihrer Verbündeten“, so Koh weiter.
USA als Schutzmacht von Taiwan: China und USA ringen um Einfluss im Westpazifik
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hatte Ende Mai so deutlich wie noch nie in seiner Amtszeit vor China gewarnt. „Die Bedrohung durch China ist real und könnte unmittelbar bevorstehen“, so der Minister. Derzeit baue die chinesische Armee ihre Kräfte für einen Einsatz in Taiwan aus und „übt dafür jeden Tag und probt den Ernstfall“, sagte Hegseth auf der Shangri-La-Sicherheitskonferenz in Singapur weiter. Der indo-pazifische Raum habe für die USA höchste Priorität. Die europäischen Partner sollten sich stärker auf die Sicherheit in Europa konzentrieren, dann könne sich Washington der wachsenden Bedrohung im Indo-Pazifik widmen, regte der Pentagon-Chef an.
Die Konfrontation zwischen China und den USA im Westpazifik ist auch deshalb besonders heikel, da die USA als die Schutzmacht von Taiwan gelten. Peking sieht das Land aber als „abtrünnige Provinz“ und will es mit dem Festland vereinen, notfalls auch mit militärischen Mitteln. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Drohgebärden Chinas – auch im Luftraum Taiwans. Der Kommandeur des US-Pazifik-Kommandos, Philip Davidson, sagte bereits im Jahr 2021, dass China „in den nächsten sechs Jahren“ versuchen könnte, Taiwan einzunehmen.
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