Plötzlich andere Töne
Selenskyj und Trump nähern sich wieder an
Wolodymyr Selenskyj strebt nach dem Vorfall im Weißen Haus eine Annäherung an Donald Trump an. Es soll in Kürze ein Treffen zwischen Kiew und Washington geben.
Washington – Es ist das nachrichtlich alles übertreffende Binnenverhältnis, das aktuell im Fokus steht: Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump. Das ukrainische Staatsoberhaupt und der US-Präsident nähern sich nach dem Eklat im Weißen Haus wieder an, während die USA gleichzeitig ihre milliardenschweren Militärhilfen im Ukraine-Krieg offiziell ausgesetzt haben.
Donald Trump: Wolodymyr Selenskyj geht wieder auf US-Präsident zu
Selenskyj geht nach seinem regelrechten Rausschmiss in Washington auf den 78-jährigen Republikaner zu und bekräftigt, dass die Ukraine weiterhin zu einem Rohstoffdeal mit den Vereinigten Staaten bereit sind. US-Präsident Trump hatte Abbau-Rechte für Seltene Erden als Kompensation für Waffen-Lieferungen zur Bedingung für weitere Unterstützung gemacht.
„Egal, was geschehen ist, unsere Politik ist es, konstruktiv zu bleiben“, erklärte Selenskyj am Sonntag (2. März) nach einem Ukraine-Sondergipfel in London der britischen BBC: „Wenn wir bereit waren, den Mineralien-Deal zu unterzeichnen, dann bleiben wir bereit.“
Verhandlungen im Ukraine-Krieg: Kommt der Rohstoffdeal zwischen Kiew und Washington?
Am Mittwoch (5. März) ging es förmlich Schlag auf Schlag. So haben die Amerikaner die Weitergabe von Geheimdienstinformationen an die Ukrainer in deren Ringen mit dem brutalen Moskau-Regime aus Russland (vorerst) eingestellt. Das bestätigt CIA-Chef John Ratcliffe in einem Interview mit dem Sender Fox Business. Zuvor hatten die Financial Times und Sky News davon berichtet. Nach den jüngsten Versöhnungsbemühungen Selenskyjs könnte diese Unterstützung jedoch bald wieder aufgenommen werden, bekräftigte Ratcliffe. Er denke, dass die Pause „an der militärischen Front und an der geheimdienstlichen Front“ enden werde.
Bezeichnend: Der Vertraute von Kreml-Autokrat Wladimir Putin, Dmitri Medwedew polterte am Mittwoch erneut gegen die Ukraine und wies darauf hin, dass bei einem Rohstoffdeal mit Kiew die Waffen-Lieferungen Washingtons sogar wieder anlaufen könnten. Bei einer Ansprache im US-Kongress hatte Trump am Dienstag (4. März) noch wohlwollend auf einen Versöhnungsversuch Selenskyjs reagiert. Der ukrainische Präsident hatte ihm in Folge der Meinungsverschiedenheiten im Oval Office einen Brief geschrieben und in diesem versichert, er sei zu Friedensgesprächen mit den Russen bereit. Trump hatte Selenskyj vorgehalten, er könne wieder in die USA kommen, wenn er zu Frieden „bereit“ sei.
We also exchanged views on security issues and the alignment of positions within the framework of bilateral relations between Ukraine and the United States.
— Andriy Yermak (@AndriyYermak) March 5, 2025
We have scheduled a meeting for our teams in the near future to continue this important work.
Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump: US-Präsident wendet sich an den Ukrainer
„Ich weiß das zu schätzen“, sagte Trump vor den versammelten Parlamentariern mit Blick auf Selenskyj. Der Ukrainer habe in dem Brief erklärt, schilderte der Amerikaner: „Mein Team und ich sind bereit, unter der starken Führung von Präsident Trump daran zu arbeiten, einen dauerhaften Frieden zu erreichen. Wir wissen es wirklich zu schätzen, wie viel Amerika getan hat, um der Ukraine zu helfen.“ Trump erklärte im Kongress: „Es ist an der Zeit, diesen Wahnsinn zu beenden. Es ist an der Zeit, das Töten zu beenden. Es ist an der Zeit, den sinnlosen Krieg zu beenden.“ Selenskyj habe gegenüber Trump ferner sein Bedauern zum Ausdruck gebracht, wie ihr Treffen im Oval Office abgelaufen sei.
Kiew ist indes offensichtlich unter Hochdruck darum bemüht, die Wogen wieder zu glätten. So ist nach ukrainischen Angaben vom Mittwoch in Kürze ein Treffen zwischen amerikanischen und ukrainischen Regierungsvertretern geplant. Selenskyjs Stabschef, Andrij Jermak, schrieb auf X, er und der Nationale Sicherheitsberater der USA, Mike Waltz, hätten in einem Telefonat „die nächsten Schritte zu einem gerechten und dauerhaften Frieden“ in der Ukraine besprochen. Er und Waltz „hätten auch Ansichten über Sicherheitsfragen und die Angleichung von Positionen ausgetauscht“. Das Treffen sei in naher Zukunft geplant, „um diese wichtige Arbeit fortzusetzen“. (pm)
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