Verhalten nach erstem Schuss
Secret Service nach Trump-Attentat in der Kritik: Neue Details zeigen das Versagen der Sicherheitskräfte
Nach dem Attentat auf Donald Trump steht der Secret Service unter Druck. Fachleute sprechen von einem Verstoß gegen grundlegende Protokolle.
Washington, D.C. – Das Attentat auf Donald Trump hat die USA erschüttert. Seit Tagen steht die Frage im Raum: Wie konnte ein solcher Anschlag geschehen? In der Kritik steht vor allem der Secret Service. Die Behörde ist für die Sicherheit der Präsidenten, Ex-Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten zuständig und dem Heimatschutzministerium unterstellt.
Zunächst konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf das Versäumnis des Secret Service, bei einer Kundgebung der Republikaner wenige Monate vor der US-Wahl 2024 das Dach zu sichern, auf dem der Schütze Platz genommen hatte. Doch es gibt noch einen zweiten Punkt, den viele Fachleute bemängeln: wie sich der Secret Service verhielt, nachdem eine Kugel Trump leicht am Ohr verletzt hatte. Demnach sollen die Sicherheitskräfte mit ihrem Verhalten nach dem ersten Schuss gegen die grundlegendsten Protokolle verstoßen und Trumps Leben unnötig gefährdet haben.
Secret Service steht nach Attentat auf Donald Trump massiv in der Kritik
Bemängelt wurde gegenüber NBC News vor allem, dass der Secret Service Trump nicht ausreichend abgeschirmt und ihn zu spät von der Bühne in Sicherheit gebracht habe. „Sie blieben über eine Minute lang auf der Bühne“, sagte Richard Aitch, ein britischer Experte für Personenschutz und ehemaliges Mitglied der Royal Military Police. „Was um Himmels willen haben sie getan? Es war schockierend.“
Was um Himmels willen haben sie getan? Es war schockierend.
Die Sicherheitskräfte hätten zwar versucht, Trump mit ihren Körpern zu schützen, gegen Gewehrkugeln sei dies aber wirkungslos. „Sobald man weiß, dass man unter Beschuss kommt, packt man den Boss, wirft ihn in ein Auto und verschwindet so schnell wie möglich mit maximaler Aggressivität“, so Aitch weiter.
Secret Service lässt Trump nach dem Attentat einfach gewähren
Tatsächlich ließ der Secret Service Trump gewähren. So unternahm das Team keinen Versuch, den früheren Präsidenten zum Weitergehen zu zwingen, als dieser darum bat, seine Schuhe anziehen zu dürfen. Und dann hielt Trump plötzlich erneut inne, um seine Faust in die Luft zu recken. Erst danach bewegte sich die Gruppe zu einer wartenden Limousine. Wäre ein zweiter Schütze bei der Kundgebung vor Ort gewesen, so die Kritik, hätte er Trump erschießen können.
Das Trump-Attentat in Bildern: Schüsse, Chaos und ein blutender Ex-Präsident




„Wenn eine Schutzperson angegriffen wird, bringt man sie weg, selbst wenn das bedeutet, dass man sie buchstäblich von den Füßen reißt“, sagte ein ehemaliger Agent gegenüber NBC News. „Egal, was sie sagen, egal, wie verletzt sie sind, man bringt sie weg.“ Jede Sekunde zähle. „Man tut, was immer nötig ist – es gibt keine Diskussionen, keine Pausen, kein Warten. Es spielt keine Rolle, was die Schutzperson sagt oder will.“
Trump pflegt enges Verhältnis zu Sicherheitskräften des Secret Service
Was aber könnte der Grund für das Verhalten des Secret Service gewesen sein? Trump sei sehr kumpelhaft mit seinem Sicherheitsteam, sagte ein ehemaliger Polizeibeamter. „Viele von ihnen sind ideologisch auf seiner Seite. Sie machen kein Geheimnis daraus – sie stimmen im Grunde mit Trump und seiner Weltanschauung überein.“ Deshalb seien sie gewohnt, seinen Wünschen und Befehlen nachzugeben.
Die Verbindung zwischen Donald Trump und seinem Sicherheitsteam scheint in der Tat sehr eng zu sein. Trumps Sohn Eric Trump machte dies in einem Interview mit MSNBC noch einmal deutlich: „Ich kenne all diese Leute auf der Bühne und sie sind die großartigsten Menschen überhaupt“, sagte er. „Ich kenne sie sehr genau. Ich kenne ihre Familien.“
Secret Service sichert nach Anschlag auf Trump Kooperation bei Untersuchung zu
Der Secret Service selbst hat nach dem Attentat auf Donald Trump seine Kooperation zugesichert. Ihre Behörde sei sich der Bedeutung der von Präsident Joe Biden angeordneten Überprüfung bewusst und werde sich „voll daran beteiligen“, erklärte die Direktorin des Sicherheitsdienstes, Kimberly Cheatle, der Nachrichtenagentur AFP zufolge.
Der Secret Service arbeite mit den Beteiligten auf allen Ebenen zusammen, „um zu verstehen, was passiert ist, wie es passiert ist und wie wir verhindern können, dass sich ein solcher Vorfall jemals wieder ereignet“, so Cheatle. Die Untersuchung soll Aufschluss darüber geben, ob die Sicherheitsvorkehrungen angemessen waren und wo es möglicherweise Versäumnisse gegeben hat.
Biden lässt Verhalten von Secret Service bei Attentat auf Trump untersuchen
Der Secret Service steht unter wachsendem Druck zu erklären, wie der Schütze bei der Veranstaltung in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania auf einem Dach in rund 150 Metern Entfernung zu einem der am stärksten geschützten Politiker der Welt in Stellung gehen konnte.
Nach dem Attentat waren Telefonmitschnitte aufgetaucht, in denen Menschen versuchten, die Sicherheitskräfte vor dem Schützen zu warnen. Die Zeitung Washington Post berichtete nach der Auswertung von Videos vom Tatort, dass die Schüsse auf Trump 86 Sekunden nach den ersten hörbaren Warnungen an die Polizei gefallen waren. Außer dem mutmaßlichen Schützen wurde auch der 50-jährige Feuerwehrmann und Familienvater Corey Comperatore getötet. Zwei weitere Männer im Publikum wurden schwer verletzt. (cs)
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