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Moskau-Marine unter Druck

Russland: Wladimir Putins Marine gerät in Syrien unter Druck

Die Offensive der syrischen Rebellen könnte für Wladimir Putin zum Debakel werden. Seine Militäranlage am Mittelmeer ist nur wenige Kilometer entfernt.

Tartus – Weit weg vom Ukraine-Krieg tut sich seit Ende November für Russland-Autokrat Wladimir Putin eine zweite Front auf, die so gar nicht in die imperialistischen Moskau-Pläne passen dürfte.

Moskau-Autokrat Wladimir Putin: Syrischer Bürgerkrieg bedroht Russland-Stützpunkt

Der heftig aufgeflammte Bürgerkrieg in Syrien und die Offensive der islamistischen Rebellen bedrohen auch die russischen Stützpunkte in dem geschundenen Land, das den geopolitischen Einfluss des Kreml-Machthabers auf Vorderasien und den arabischen Raum ausdehnen sollte - eigentlich. Und nicht nur das. In Syrien befindet sich der einzige Flotten-Stützpunkt Putins außerhalb des russischen Festlandes. Die Rede ist von der syrischen Stadt Tartus. Es ist zugleich die einzige russische Militärbasis am Mittelmeer.

Auch sie dürfte in diesen Tagen schwer in Bedrängnis geraten. Schließlich ist Putin der Verbündete des diktatorisch regierenden Präsidenten Baschar al-Assad, gegen den die syrischen Aufständischen in die Gefechte ziehen. Und schließlich haben viele von ihnen mit Russland noch eine militärische Rechnung offen, nachdem Putin die nordsyrische Großstadt Aleppo 2016 für Assad durch seine Luftwaffe in Schutt und Asche bombardieren ließ.

Seit Jahren Verbündete: Syrien-Diktator Baschar al-Assad (li.) und der russische Autokrat Wladimir Putin.

Russisches Militär-Manöver im Mittelmeer: Syrien-Stützpunkt Tartus ist für Moskau wichtig

Bezeichnend: Das russische Regime ließ in den vergangenen Tagen bei Marine- und Luftwaffenübungen im Mittelmeer erstmals eine Hyperschall-Zirkon-Rakete abfeuern. Tausende Soldaten, zehn Schiffe und 24 Flugzeuge nahmen an dem Manöver teil, teilte Moskau mit. In einem ungewöhnlichen Schritt hatte der Kreml vorab die USA über die Übungen informiert, um deren Schiffe aus dem Zielgebiet fernzuhalten. Konkret: Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow und der US-Generalstabschef Charles Brown telefonierten dazu, zum Konflikt in der Ukraine und zur neuartigen russischen Hyperschall-Rakete Oreschnik. Das gab das russische Verteidigungsministerium in einer bemerkenswerten, weil sehr offenen Aussendung bekannt.

Der Syrien-Bezug ist groß: Mutmaßlich dürfte besagter Marine-Stützpunkt Tartus in der gleichnamigen syrischen Provinz eine nicht unerhebliche Rolle für dieses russische Manöver gespielt haben, während die aufständischen Rebellen in Syrien binnen weniger Tage hintereinander die Großstädte Aleppo und Hama von den regulären syrischen Streitkräften Assads eroberten, was das mit Putin eng verbandelte Regime in Damaskus laut westlicher Einschätzungen erheblich überrumpelt haben soll. Damit nicht genug: Jetzt wollen die Islamisten eigenen Angaben zufolge auch Homs erobern, die mit geschätzt rund 1,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern drittgrößte Stadt des Landes in Vorderasien.

Syrien
amtlich:Arabische Republik Syrien
Einwohnerinnen und Einwohner:22 Millionen (Schätzung der Weltbank)
Hauptstadt:Damaskus
weitere Großstädte:Aleppo, Hama, Homs, Latakia
Fläche:185.180 km²
Grenzen mit:Jordanien, Israel, Libanon, Türkei und Irak

Rebellen-Aufstand in Syrien: Russlands Militärbasis in Tartus gerät in Gefahr

„Unser heldenhaftes Volk in Homs, eure Zeit ist gekommen“, erklärte ein Kommandeur der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham in Sozialen Netzwerken. Die Offensive sei eine „Revolution gegen Ungerechtigkeit und Tyrannei“, teilte der Kommandeur mit. Er bezog sich wohl auf die autokratische Herrschaft Assads. Das Brisante für Putin in der für ihn ohnehin brisanten Situation verdeutlicht ein Blick auf die Landkarte. Denn: Das von den Rebellen eingenommene Hama liegt nur rund 80 Kilometer östlich von Tartus. Und: Homs liegt nur 65 Kilometer südöstlich von Tartus.

Mehr noch: Homs befindet sich nur rund 25 Kilometer von der Grenze zum Libanon entfernt, die sich wiederum etwa 25 Kilometer südlich von Tartus über knapp 45 Kilometer in Richtung Osten erstreckt. Heißt: Die syrischen Rebellen könnten mit vergleichsweise überschaubaren Gebietsgewinnen die Russen in Tartus vom Nachschub und Kontakt mit Assads Armee über den Landweg abschneiden. Anders formuliert: Im äußersten Fall droht Putins russischen Truppen an der syrischen Küste sogar die Einkesselung. Am Freitagnachmittag (6. Dezember) wurde vermeldet, dass Kämpfer der Rebellenallianz Haiat Tahrir al-Scham schon kurz vor der Eroberung von Homs stehen sollen. Lokalen Quellen zufolge ziehen sich die Regime-Truppen in Richtung Hauptstadt Damaskus zurück.

Die russische Fregatte „Admiral Makarow“ liegt im syrischen Mittelmeer-Hafen Tartus. (Archivfoto)

Russland-Stützpunkt in Tartus: Muss Wladimir Putin Moskaus Marine abziehen?

Die Ereignisse überschlagen sich regelrecht. Es gab wohl schon eine Reaktion aus Moskau: Russlands Marine soll mehrere Kriegsschiffe aus dem syrischen Mittelmeerort Tartus abgezogen haben. Das berichtete Anfang Dezember die Online-Plattform navelnews.com. Demnach wurde eines der Schiffe, die Hilfsfähre Jelnja, beim Verlassen von Tartus beobachtet. Auch eine Fregatte und ein U-Boot sollen ausgelaufen sein, hieß es in dem Bericht. Wie viele Russen sich aktuell noch in der Stadt mit vormals geschätzt 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern aufhalten sollen, ist völlig unklar.

Der Rückzug ist wohl als massiver Rückschlag für Putin zu deuten, dessen Luftwaffe in der arabischen Mittelmeerregion ferner durch die Verluste im Ukraine-Krieg derart geschwächt ist, sodass sie für Assad die Rebellen nicht aufhalten konnte. Der Russland-Experte und Osteuropa-Historiker Professor Dr. Klaus Gestwa von der Universität Tübingen hatte bereits im Sommer 2023 im Interview mit IPPEN.MEDIA betont, dass das Mittelmeer und die Militärbasis Tartus ganz maßgeblich für das Großmachtstreben des Kreml seien. Tartus diente der russischen Marine in den vergangenen Jahren über den Bosporus hinweg nicht zuletzt als Verbindung zwischen dem Mittelmeer und der Krim im Schwarzen Meer. Ist das schon bald nicht mehr möglich? (pm)

Rubriklistenbild: © Montage IPPEN.MEDIA IMAGO / ITAR-TASS / SNA

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