Schmutzige Deals im Mittelmeer
Vor Griechen-Urlaubsparadies: ZDF-Doku deckt Putins Schattentanker-Tricks auf
Russland umgeht westliche Sanktionen durch Wladimir Putins Schattenflotte. Ein Teil der Trickserei findet direkt vor der Nato-Küste Griechenlands statt.
Gythio – Die westlichen Sanktionen sollen im Ukraine-Krieg das Regime in Russland treffen. Aber was macht dieses brutale Regime in Moskau nicht alles, um mit Tricks besagte Sanktionen auszuhebeln.
Wladimir Putins Schattentanker: ZDF-Dokumentation beleuchtet Russlands Tricks
In den Fokus rückt dabei die sogenannte Schattenflotte Wladimir Putins. Etwa der havarierte Öl-Tanker „Eventin“, den Deutschland vor Rügen abschleppen ließ, soll dieser einst geheimen Flotte des Kreml-Autokraten angehören. Der Fall brachte das Thema in der Bundesrepublik politisch in einer neuen Dimension auf die Agenda. Der Tanker soll indes in einem ramponierten Zustand sein.
Weswegen es neben politischen auch erhebliche Bedenken hinsichtlich des Umweltschutzes gibt. Eine in der Mediathek des Zweiten abrufbare ZDF-Dokumentation beschäftigt sich nun ausführlich mit dem Thema. Ihr Titel: „Putins geheime Schattentanker – Wie Russland Sanktionen umgeht“.
Schattenflotte aus Russland: Vom ZDF vor Griechenland aufgespürt
Unter anderem wird in der Doku gezeigt, dass die Russen offenbar nicht nur in der Ostsee tricksen, indem sie Tanker unter anderer Flagge für sich fahren lassen. Sondern wohl auch vor Griechenland im Mittelmeer. Genauer gesagt: Sie tun dies vor den malerischen Küsten der griechischen Halbinsel Peloponnes. Eigentlich ein Urlaubsparadies. Nicht nur, dass die gewaltigen Frachtschiffe wohl auch hier unter unklaren Versicherungsverhältnissen und undurchsichtigen Besitzverhältnissen unterwegs sind. Und mutmaßlich unter beliebig wechselnder Flagge und damit Nationalität.
Das ZDF-Recherche-Team hatte zum Beispiel im Sommer 2022 gleich mehrere Tanker in den internationalen Gewässern vor Gythio entdeckt. Und zwar dabei, wie diese offenbar sanktioniertes russisches Erdöl zwischen einander hin und her verfrachten. Indem sie wohl von lokalen griechischen Schiffsdienstleistern mit sogenannten Fendern versorgt werden. Das geht aus dem Bericht hervor. Dabei handelt es sich um riesige schwarze Ballons, die zwischen die Schiffsrümpfe positioniert werden, damit diese nicht ineinander rammen.
Gythio
Gythio ist eine griechische Hafenstadt am Lakonischen Golf im Süden der Peloponnes. Verwaltungstechnisch gehört die Kleinstadt mit ihren rund 7000 Einwohnerinnen und Einwohnern zum Regionalbezirk Lakonien. Die Kleinstadt mit den malerischen Häuschen und typischen Fischerbooten ist von den Ausläufern des Taygetosgebirges umgeben. Die Bucht von Gythio bietet von Natur aus einen guten Schutz für Schiffe.
Russische Schattentanker im Mittelmeer: China nimmt Wladimir Putins Erdöl ab
Das ZDF veröffentlichte Videoaufnahmen eines Reporterteams, das bis an einzelne Tanker heranfuhr. Zwischen zwei Frachtern ist in dem Beitrag ein riesiger Schlauch zu sehen. Laut des Berichts ist genau dieser dafür vorgesehen, das mutmaßlich russische Erdöl von Schiff zu Schiff zu pumpen. Interessant: Offenbar platzierten die Russen die Öl-Tanker genau so, dass sie sich gerade noch in internationalen Gewässern befanden. Und nicht im griechischen Hoheitsgebiet. Man könnte auch sagen: Moskau führt seine schmutzigen Deals direkt vor der Nase der Nato durch.
Unter eifriger Mithilfe örtlicher griechischer Unternehmer, was die ZDF-Doku ebenfalls belegen soll. Warum Griechenland? Zum ägyptischen Suezkanal im östlichen Mittelmeer ist es von der griechischen Peloponnes vergleichsweise nah. Über den Kanal und die Arabische Halbinsel gelangen die Tanker mutmaßlich in den Indischen Ozean, und über diesen schließlich ins Südchinesische Meer. Und: China unterstützt das Moskau-Regime mutmaßlich nicht nur mit Waffentechnik in der Ukraine.
Wladimir Putins Schattenflotte: Öl-Tanker sind Umweltrisiko in Ostsee und Mittelmeer
Das riesige Land nimmt auch gewaltige Mengen russischen Erdöls ab. Um die eigene Bevölkerung mit dem fossilen (und umweltschädlichen) Brennstoff zu versorgen. Und um Putins Kriegswirtschaft dadurch mitzufinanzieren. Auch davon berichtet das ZDF. Der Lakonische Golf vor der griechischen Peloponnes bei Gythio dient hierfür wohl als Umschlagplatz, während russische Tanker europäische Häfen wegen Putins heimtückischem Angriffskrieg in der Ukraine nicht mehr ansteuern dürfen. Das Risiko, dass einer der offenbar schlecht gewarteten Tanker dabei havariert, mit tausenden Tonnen Erdöl an Bord, wie zuletzt die „Eventin“, schwimmt wohl immer mit. (pm)
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