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„Vergeltung für Kriegsverbrechen“

Operation E-Scooter: Wie Putins General mithilfe einer Bombe getötet wurde

Ein russischer General und sein Assistent werden in einem Moskauer Wohnviertel getötet, als neben ihnen ein E-Scooter explodiert. Dahinter steckt der ukrainische Geheimdienst.

Moskau – Etwas ratlos stehen ein paar Männer der russischen Nationalgarde in der Morgendämmerung und blicken umher. Der Tag ist noch nicht angebrochen, doch das Moskauer Wohngebiet ist bereits in Aufruhr: Absperrbänder, Blaulicht, Spurensicherung. Ein paar Meter von den Soldaten entfernt liegen zwei Männer in Leichensäcken auf der Straße. Blut tropft in den Schnee. Die Hauswand hinter ihnen ist eingedrückt, die Tür herausgerissen, die Fensterscheiben bis in den dritten Stock zersprungen.

Sprengsatz in geparktem E-Scooter: Anschlag auf Putin-General Igor Kirillow in Moskau

Wenige Stunden später werden die Ermittler herausfinden, dass die Explosion vor dem Gebäude eine Sprengkraft von 300 Gramm TNT hatte. Und dass sie gegen sechs Uhr morgens ausgelöst wurde, als General Igor Kirillow und sein Fahrer gerade das Gebäude verließen. Der Bombenleger hat den Sprengsatz offenbar in einem geparkten E-Scooter versteckt, melden russische Nachrichtenseiten. Demnach habe er das Geschehen per Eingangskamera verfolgt und die Detonation aus der Ferne mit einem Mobiltelefon ausgelöst, als sich der General gerade auf dem Weg zur Arbeit machen wollte.

Tatort der Spezialoperation: Die Leichen von Igor Kirillow und seinem Fahrer. Rot eingekreist: der E-Scooter, in dem der Sprengsatz versteckt war.

Ukraine bekennt sich zu Mord an Putins General: Russland stuft Tötung als Terroranschlag ein

Die russischen Ermittler stufen den Fall als Terroranschlag ein. Es dauert nicht lange, bis sich der ukrainische Geheimdienst SBU zu dem Mord bekennt. Eine SBU-Quelle bezeichnet Kirillow als „legitimes Ziel“ und wirft ihm vor, Kriegsverbrechen begangen zu haben. „Ein solch unrühmliches Ende erwartet all jene, die Ukrainer töten. Vergeltung für Kriegsverbrechen ist unvermeidlich.“ Auf Telegram erklärt der Sicherheitsdienst, Kirillow sei „verantwortlich für den massenhaften Einsatz verbotener chemischer Waffen“.

Russlands chemische Waffen im Krieg – Kirillow war zuständig für Strahlen-, Chemie- und Bioschutztruppen

Der 54-jährige Generalleutnant Igor Kirillow war seit 2017 Chef der russischen ABC-Abwehr – und damit zuständig für Strahlen-, Chemie- und Bioschutztruppen. Russland soll schon lange chemische Waffen im Krieg gegen die Ukraine einsetzen – und damit gegen die Chemiewaffenkonvention der Vereinten Nationen verstoßen. Laut SBU sind seit 2022 mehr als 4800 solcher Fälle registriert worden.

Im Mai berichtete das US-Außenministerium, dass Moskau den Kampfstoff Chlorpikrin gegen ukrainische Truppen einsetzt – ein Erstickungsmittel, das auch Deutschland im Ersten Weltkrieg gegen alliierte Truppen eingesetzt hatte. Laut Angaben aus Kiew werfe die russische Armee auch regelmäßig Gasgranaten mit Drohnen ab. Mehr als 2000 ukrainische Soldaten sollen während des Kriegs wegen chemischer Vergiftungen im Krankenhaus behandelt worden sein.

Russischer Propaganda-Spezialist: Kirillows Behauptungen über biologische US-Waffen in Kiew

Kirillow war nicht nur Russlands Chemiewaffen-Beauftragter, sondern auch Propaganda-Spezialist. Seit Beginn des Krieges leitete er Briefings im Verteidigungsministerium, bei denen er die USA und die Ukraine beschuldigte, biologische Waffen in geheimen Laboren in Kiew zu entwickeln. Im Juni 2022 behauptete er etwa, dass die USA in der Ukraine Viren erforschen, die durch Mücken übertragen werden und zum Beispiel Dengue-, Zika- und Gelbfieber auslösen.

Die USA hätten demnach geplant, die Mücken per Drohne zu transportieren und damit russische Soldaten zu infizieren. Ein Jahr später erklärte Kirillow, Washington arbeite an einem neuen Virus für eine zweite Pandemie. Außerdem habe die Ukraine vor, eine „schmutzige Bombe“ entwickeln zu wollen – also ein nuklear verseuchter Sprengsatz.

Anschläge auf Putins Militärs: Ukraine-Geheimdienst bekennt sich zu Anschlag auf Raketenwissenschaftler

In Russland hatte es zuletzt einige Anschläge auf ranghohe Militärs und Propagandisten gegeben. Erst vor wenigen Tagen war in Moskau die Leiche eines hochrangigen Waffenforschers gefunden worden – der ukrainische Militärgeheimdienst HRU hat daraufhin selbst erklärt, den russischen Raketenwissenschaftler Michail Schatskij erschossen zu haben. Schatskij soll an der Entwicklung verschiedener Waffensysteme beteiligt gewesen sein – etwa an weitreichenden Marschflugkörpern und Drohnen.

Rubriklistenbild: © ALEXANDER NEMENOV/afp

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