Lieferung über Umwege?
Wohl erste Beweise für nordkoreanische Raketen in Putins Ukraine-Arsenal - Spur führt auch in den Iran
Erstmals ist Beweismaterial aufgetaucht, dass Russland für den Ukraine-Krieg Raketen aus Nordkorea empfängt. Auch der Iran spielt dabei eine Rolle.
Pjöngjang/Moskau - Lange Zeit konnte nur spekuliert werden, ob Russland Waffen aus Nordkorea importiert und sie im Ukraine-Krieg einsetzt. Nun soll zum ersten Mal Beweismaterial aufgetaucht sein, das eine Lieferung bestätigt. Unklar ist dabei, ob die Waffen direkt aus Nordkorea stammen oder mit einem Umweg über den Iran geliefert werden.
Raketen aus Nordkorea erstmals in Putins Ukraine-Arsenal gesichtet
Die Waffenlieferung aus Nordkorea wurde von „Ukraine Weapons Tracker“ bestätigt, einem Rechercheportal, das sich der „Aufdeckung und Verfolgung der Verwendung von Material in der Ukraine“ widmet. Wie das Portal am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) schrieb, wurde zum ersten Mal „Munition aus nordkoreanischer Produktion in den Händen des russischen Militärs gesichtet“. Dazu veröffentlichte das Portal mehrere Fotos der Raketen.
#Ukraine: For the first time, ammo produced by the DPRK was spotted in the hands of the Russian military- North Korean 🇰🇵 R-122 122mm rockets recently started to be issued to Russian BM-21 Grad crews.
— 🇺🇦 Ukraine Weapons Tracker (@UAWeapons) August 9, 2023
According to the images, nearly all markings on the rockets were sanitized. pic.twitter.com/ZVsaJixRfm
Bei der Munition handele es sich speziell um nordkoreanische 122-mm-Raketen des Typs R-122. Diese würden seit kurzem an russische BM-21 Grad-Besatzungen ausgegeben werden. BM-21 Grad ist ein Mehrfachraketenwerfersystem, das in der Sowjetunion entwickelt wurde. Der Name „Grad“ für das Raketenwerfersystem bedeutet übersetzt „Hagel“.
Putins neue Raketen direkt aus Nordkorea geliefert? Laut Experten führt Spur nach Iran
Wie der „Ukraine Weapons Tracker“ weiter schreibt, seien fast alle Markierungen auf den Raketen unkenntlich gemacht worden, was den Zugang zu direkten Informationen erschwert. „Auch wenn die Raketen in der Tat von Nordkorea hergestellt werden, ist es unwahrscheinlich, dass sie direkt geliefert werden“, heißt es weiter. Die Waffen-Experten gehen davon aus, dass die Waffen höchstwahrscheinlich aus dem Iran geliefert werden. Ihnen sei demnach bekannt, dass der Iran über R-122-Raketen verfügt und in der Vergangenheit bereits überholte 152mm-Granaten an Russland geliefert hatte. Die Informationen lassen sich aktuell jedoch nicht unabhängig überprüfen. Bislang war nur offiziell bestätigt, dass Russland Drohnen aus dem Iran im Ukraine-Krieg eingesetzt.
Die Beobachtung der Rechercheure deckt sich mit anderen Berichten über eine mögliche Waffenlieferung aus Nordkorea. Erst am Donnerstag teilte das Weiße Haus mit, dass der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu letzte Woche bei einem Besuch in Pjöngjang mit nordkoreanischen Beamten über die Erhöhung des Verkaufs von Munition an Moskau für den Krieg in der Ukraine gesprochen hatte. Das hätten US-Geheimdienstmitarbeiter festgestellt, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. (nz)
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