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Aufatmen in Europa
Polen tritt EU-Ratsvorsitz an – Befürchtungen bei Diplomaten wegen Wahl
Polen löst Ungarn als EU-Ratsvorsitz ab. Dies bringt eine gewisse Erleichterung mit sich. Doch: Eine Wahl bereitet den EU-Diplomaten Sorgen.
Brüssel - Am 1. Januar wird Polen turnusgemäß den rotierenden EU-Ratsvorsitz von Ungarn übernehmen. Das wird bei vielen Europäern wohl für Erleichterung sorgen. Nach den sechsmonatigen Kapriolen des ungarischen Präsidenten Viktor Orbán sehnen sich viele EU-Staaten nach Normalität.
Der Vorsitz der europäischen Ministertreffen wechselt alle sechs Monate. Die wichtigen Leitlinien sind: eigene Interessen zurückstellen und Kompromisse bei geplanten Gesetzesvorhaben vermitteln. Die Rolle wird umschrieben mit der Formulierung: ehrlicher Makler. Deutschland hatten den Vorsitz zuletzt 2020 während der Corona-Pandemie.
Wechsel beim EU-Ratsvorsitz: Polens Regierungschef Tusk gilt als Pro-Europäer
Guntram Wolff von der Brüsseler Denkfabrik rechnet mit einem „großen Unterschied“ zwischen Polen und Ungarn, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Letzteres habe seine EU-Partner immer wieder „stark irritiert“, sagte Wolff. Orbán gilt als einer der größten Anhänger des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der ungarische Regierungschef verärgerte die Europäer regelmäßig mit unangekündigten Treffen mit Putin und dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump.
Polens Ministerpräsident Donald Tusk und die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen vor einem Gruppenfoto auf einem EU-Gipfel in Brüssel.
Polens Regierungschef Donald Tusk hingegen gilt als Pro-Europäer. Er war bis 2019 Präsident des Europäischen Rates und leitete in dieser Funktion die Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs.
Polen will eine klare Kante gegen Putin zeigen. Die polnische EU-Botschafterin Agnieszka Bartol kündigte ein neues Sanktionspaket gegen Russland an. Spätestens seit Beginn des Ukraine-Krieges rüstet das Nato-Land seine Streitkräfte enorm auf, um Russland abzuschrecken. Deutschlands Nachbar entwickelt sich immer weiter zur stärksten Landstreitkraft in Europa.
Während EU-Ratsvorsitz: Tusk-Regierung kämpft mit innenpolitischem Druck
Zuletzt führte Polen ein neues Pflichtfach an seinen Schulen ein: Schießunterricht. Polen positioniert sich seit Jahren als wichtiger US-Ansprechpartner innerhalb der Nato. Das Land will dazu beitragen, einen Zollstreit zwischen Europa und den USA abzuwenden. Das Ziel: „kein Handelskrieg, sondern gute Handelsbeziehungen“, sagte Bartol.
Allerdings steht die Tusk-Regierung vor einer innenpolitischen Herausforderung: Voraussichtlich im Mai wird das Land einen Nachfolger für Präsident Andrzej Duda wählen. Dieser steht der früheren PiS-Regierungspartei nahe und ist somit ein politischer Gegner von Tusk. Manche EU-Diplomaten befürchten, dass der polnische Wahlkampf die EU-Ratspräsidentschaft überschatten wird.
Wandel in Europa: Die Geschichte der EU in Bildern
Zwar liegt Tusks Bürgerkoalition in den aktuellen Umfragen vor der nationalistischen PiS-Partei, aber: Dieser Vorsprung könnte schmelzen, wenn die von der Pis unterstützen Präsidenten die Vorhaben der Tusk-Regierung weiterhin erschweren oder blockieren. Das berichtet die US-Tageszeitung Politico. Tusk konnte einige Wahlversprechen noch nicht einlösen - wie den erleichterten Zugang zu Abtreibungen oder die Zulassung von Lebenspartnerschaften, unabhängig vom Geschlecht.
Polens EU-Ratsvorsitz: EU-Diplomaten sind besorgt
Piotr Buras, Büroleiter des Europäischen Rates für Auswärtige Beziehungen in Warschau, vermutet, dass dieser innenpolitische Druck Polen während seiner EU-Ratspräsidentschaft einschränken wird. „Die polnische Regierung betrachtet diese Wahl als absolut grundlegend für die Zukunft des Landes. Das ist im Grunde das, was für Tusk am wichtigsten ist“, so Buras.
Ein EU-Diplomat sagte: „Die Mitgliedstaaten und die Kommission sind besorgt, dass die polnische Ratspräsidentschaft nationale Interessen über europäische stellen wird, etwa in den Bereichen Migration, Handel, Energie oder Klimaschutz“, und weiter: „Sie werden nicht als ehrlicher Makler angesehen.“
Zudem vermuten Analysten Polens Widerstände in zwei Kernthemen: Das Land lehnt - wie Ungarn - den EU-Asylpakt ab, den die Mitgliedsländer bis 2026 in nationales Recht umsetzen sollen. Zweitens kritisiert Polen das neuerliche EU-Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten Südamerikas. Das Agrarland befürchtet Einbußen für seine Bauern durch billigere Rindfleisch- und Geflügelimporte aus Argentinien und Brasilien. (Jan-Frederik Wendt)