Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Durch Nutzung unserer Dienste stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen
Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.
Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für
. Danach können Sie gratis weiterlesen.
Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
Die US-Hilfen für die Ukraine geraten ins Stocken. Die Wiederwahl von Trump könnte die Situation noch verschärfen. Das Stimmungsbild in der Gesellschaft wird zunehmend pessimistisch.
Washington D.C. – Die ukrainischen Streitkräfte ächzen entlang der Frontlinie unter den Auswirkungen der ausbleibenden Ukraine-Hilfen. Den Soldaten fehlt es vor allem an Artilleriemunition. Ein entscheidender Nachteil, der den russischen Truppen die Möglichkeit für Vorstöße in der Ostukraine gibt. Der Verlust von Awdijiwka ist nur das jüngste Beispiel. Die Oberhand im Ukraine-Krieg droht entscheidend in Richtung der Truppen von Präsident Wladimir Putin zu kippen – und es könnte für Kiew noch härter kommen.
Sollte der frühere Präsident Donald Trump bei der US-Wahl 2024 ins Weiße Haus zurückkehren, könnte dies das Ende der US-Hilfen für die Ukraine einläuten. Der 77-Jährige drohte bereits im Wahlkampf damit, Kiew den Geldhahn zuzudrehen. Doch Trump könnte nur der erste Dominostein sein, der eine Kettenreaktion ins Rollen bringt.
Trump als Zugpferd? Viele Europäer würde Waffenlieferungen an die Ukraine beschränken
Das European Council on Foreign Relations (ECFR) hat im Rahmen einer Studie über 17.000 Menschen in verschiedenen europäischen Ländern befragt nach ihrer Einstellung zum Ukraine-Krieg gefragt. Das Ergebnis: Ein Drittel der Befragten (33 Prozent) würde es vorziehen, wenn die EU im Falle von Trumps Wiederwahl den USA bei der Reduzierung der Hilfsleistungen folgen würde. Nur 20 Prozent der Befragten würden die Unterstützung in diesem Fall erhöhen wollen. 21 Prozent gaben an, sie zögen es vor, den Umfang der Unterstützung unverändert zu lassen.
Die Autoren der Studie beobachteten mit Blick auf den voranschreitenden Ukraine-Krieg einen Trend in der europäischen Bevölkerung hin zum Pessimismus mit Blick auf den Ukraine-Krieg. Immer mehr Menschen glauben nicht daran, dass die Ukraine einen Sieg an der Front erringen kann. Knapp zwei Jahre nach dem Beginn des Kriegs ist die Lage entlang der Frontlinie verhärtet. Der Konflikt hat sich zu einem erbitterten Stellungskrieg entwickelt. Gefechte um einzelne Städte wie Bachmut oder Awdijiwka erstrecken sich oft über mehrere Monate hinweg und sorgen auf beiden Seiten für erhebliche Verluste. So sollen Putins Truppen bei der Eroberung von Awdijiwka mehr Soldaten verloren haben, als in zehn Jahren in Afghanistan.
Ukraine-Krieg gerät ins Stocken: keine neue ukrainische Offensive in 2024 zu erwarten
Eine Veränderung der Lage an der Front ist aktuell nicht abzusehen. Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), rechnet im Kalenderjahr 2024 nicht mehr mit einer Offensive der Ukraine – auch wegen der ausbleibenden US-Hilfen. Es fehle Kiew dazu an Munition und an Rückhalt aus den USA, sagte Hofreiter am Mittwoch gegenüber ntv. Wenn Russland zumindest keine weiteren Geländegewinne erziele, sei dies „immer noch das Beste, was der Ukraine in den kommenden Monaten gelingen kann“, so Hofreiter.
Entscheidend sei, dass es die ukrainische Armee schaffe, „dieses Jahr die Front zu halten“, sagte Hofreiter. „Wenn in dieser Zeit hoffentlich Europas Produktion von Munition und weiterer Ausrüstung nach oben geht, könnte die ukrainische Armee 2025 in die Lage versetzt werden, im Verteidigungskrieg gegen Russland die Oberhand zu gewinnen.“ Das von Hofreiter gezeichnete Szenario würde also ebenfalls voraussetzen, dass die europäischen Staaten sich langfristig zur Unterstützung der Ukraine bekennen würden.
Munitionsmangel an der Front: Ukraine haben „eindeutige Feuerunterlegenheit“
Welche Auswirkungen der Munitionsmangel bereits jetzt auf die Gefechte entlang der Frontlinie hat, erklärte der Militärexperte Gustav Gressel zuletzt gegenüber Merkur.de von IPPEN.MEDIA. „Die Ukrainer haben eine ziemlich eindeutige Feuerunterlegenheit gegenüber den Russen. Die Russen machen sich das zunutze“, führte Gressel aus. Russlands Truppen könnten dadurch unter anderem Artillerie in den Stellungen stehen lassen, ohne deren Zerstörung fürchten zu müssen. Darüber hinaus würde die Unterlegenheit es für russische Stoßtruppen einfacher machen, ukrainische Stellungen zu stürmen.
Waffenlieferungen im Ukraine-Krieg – Biden im Clinch mit dem Repräsentantenhaus
Jake Sullivan, der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, erklärte in der vergangenen Woche mit Blick auf die Lage im Ukraine-Krieg: „Wir erhalten immer öfter Berichte über ukrainische Soldaten, denen an der Front die Munition ausgeht oder die sie sogar rationiert haben.“ Durch fehlende Lieferungen von Munition, Luftabwehrsystemen und anderer Ausrüstung werde die Position der Ukrainer geschwächt, betonte er.
Die Debatte um die Ukraine-Hilfen der USA zeigen bereits jetzt, wie tief die Gräben zwischen Demokraten und Republikanern in diesem Themenbereich sind. Das US-Repräsentantenhaus blockiert nach wie vor ein Hilfspaket in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar. Dort haben die Republikaner eine knappe Mehrheit. Der Senat – in dem die Demokraten über die Mehrheit verfügen – hatte das Paket bereits verabschiedet. Biden appellierte nach dem Fall von Awdijiwka an die Verantwortung der Republikaner. „Die Geschichte beobachtet das Repräsentantenhaus. Das Versagen, die Ukraine in diesem kritischen Moment zu unterstützen, wird niemals vergessen werden“, sagte er am Freitagabend (16. Februar).
Panzer, Drohnen, Luftabwehr: Waffen für die Ukraine
US-Hilfen für die Ukraine: Trump wirft seinen Schatten voraus
Doch Trump übt in der Debatte weiter Druck auf die Republikaner aus. Der frühere Präsident hofft, die Abstimmung noch weiter herauszögern zu können. Die Autoren der ECFR-Studie konnten in ihren Erhebungen auch einen weiteren Trend beobachten: den Trump-Effekt. Der Populist beeinflusst bereits jetzt die öffentliche Meinung in Europa, obwohl er noch nicht einmal offiziell zum Herausforderer von Amtsinhaber Biden ernannt wurde.
Trump kokettierte bereits kurz nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs damit, dass er im Falle seiner Wiederwahl den Konflikt in 24 Stunden beenden könne. Wie er das zu tun gedenkt, führte der frühere US-Präsident bislang jedoch nicht aus. Fest steht jedoch: Sollte Trump die finanziellen Hilfen für die Ukraine komplett stoppen, würde das die Chancen für Kiew im Krieg gegen Russland erheblich verschlechtern. Unabhängig davon, ob europäische Staaten sich ein Beispiel an Trump nehmen würden. (fd mit Material von AFP)