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Polen demonstriert Stärke
Mehr Panzer als vier Großarmeen: In Putins Schatten wächst Europas „neue militärische Supermacht“
Polen sendet mit einer Militärparade ein Signal an Russland. Die angekündigte Aufrüstung könnte das Land militärisch zum stärksten in Europa machen.
Warschau - Polen hat am Dienstag (15. August) in Warschau die größte Militärparade der letzten Jahrzehnte abgehalten. Das Datum ist symbolträchtig: 1920 stoppten an diesem Tag Truppen des gerade wiedervereinigten Polens den Angriff der Roten Armee am Stadtrand von Warschau. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wird an diesem Tag des „Wunders der Weichsel“ gedacht. Die diesjährige Waffenschau stellte jedoch alle bisherigen Paraden in den Schatten.
Mit einer Demonstration von 200 polnischen und ausländischen Militäreinheiten, 92 Flugzeugen und 2.000 Soldaten feierte das Land den „Tag der polnischen Armee“, wie das polnische Verteidigungsministerium vor der Parade mitteilte. Die Parade präsentierte einige der neuesten Technologien in Polens Waffenarsenal. Dazu gehören von den USA hergestellte M1A1 Abrams-Panzer, südkoreanische K2-Panzer und selbstfahrende Haubitzen des Typs K9; HIMARS-Raketenwerfer, selbstfahrende polnische Krab-Haubitzen sowie von den USA hergestellte Patriot-Raketenbatteriesysteme, die Teil des polnischen Luftverteidigungssystems „WISŁA“ sind.
Polen demonstriert militärische Stärke nach Spannungen mit Belarus
Polen, das nicht nur an die Ukraine und Belarus, sondern auch an die russische Exklave Kaliningrad grenzt, habe mit dieser eindrucksvollen Machtdemonstration eine Botschaft gesendet, die Russland und Belarus sicherlich verstehen würden, betonten Experten. Der polnische Präsident Andrzej Duda unterstrich die Bedeutung der polnischen Ostgrenze für die Europäische Union und die Nato und erklärte sie zum Schlüsselelement der polnischen Staatsinteressen. Zudem kündigte er ein Rekordverteidigungsbudget an. Die Armee soll fast auf das Doppelte anwachsen.
Gegenwärtig zählen Polens Streitkräfte 172.500 Männer und Frauen, darunter mehrere Zehntausend in den freiwilligen Einheiten des Heimatschutzes. In den kommenden Jahren soll diese Zahl voraussichtlich auf 300.000 ansteigen, einschließlich der Heimatschutzeinheiten. Vor einer Woche hatte Polen angekündigt, tausende zusätzliche Soldaten an seine Ostgrenze zu verlegen, da die Besorgnis über die Präsenz der russischen Söldnertruppe Wagner in Belarus wächst.
Die Verteidigung unserer Ostgrenze, der Grenze der Europäischen Union und der NATO, ist heute ein Schlüsselelement des polnischen Staatsinteresses.
Mehr Panzer als vier europäische Großarmeen zusammen: Polen bald militärische Supermacht?
Vor 2014 gab Polen wie viele andere Nato-Staaten weniger als die vereinbarten zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung aus. Seit der Annexion der Krim durch Russland hat sich das dramatisch geändert. 2023 liegen die Ausgaben nach offiziellen Nato-Angaben bei 4 Prozent. Gemessen am Anteil des BIP ist Polen damit das Land mit den größten Investitionen, noch vor den USA.
Jamie Shea, ehemaliger Nato-Beamter und heute Professor für Strategie und Sicherheit an der Universität Exeter in England sowie Fellow des Chatham House, erläuterte CNN die Dimension der geplanten Aufrüstung. „Wenn sie mit all diesen verschiedenen Beschaffungsplänen auf Kurs bleiben, werden sie die europäische militärische Supermacht der EU und der Nato sein“, erklärte Shea. „Wenn sie alle Panzer aus den USA kaufen, die Abrams-Panzer und die Panzer, die sie in Südkorea bestellt haben, plus die Modernisierung dessen, was sie im Moment haben, werden sie mehr Panzer haben als Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien zusammen“, fügte der ehemalige Nato-Beamte hinzu.
Polen ist einer der wichtigsten Verbündeten der Ukraine
Polen ist zu einem wichtigen Verbündeten der Ukraine geworden. Der größte Teil westlicher Militärgüter und anderer Lieferungen gelangt über Polen in die Ukraine. Das Land ist somit Dreh- und Angelpunkt der westlichen Bemühungen zur Unterstützung der Ukraine. Auch ein großer Teil der Ausbildung ukrainischer Soldaten findet in Polen statt. Außerdem wurden in Polen mehrere Reparaturwerkstätten für Leopard-Panzer eingerichtet. Viele verletzte ukrainische Soldaten werden in polnischen Krankenhäusern behandelt. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat das Land bisher 1,6 Millionen ukrainische Flüchtlinge aufgenommen.
Die nationalkonservative polnische Regierung unter Führung der PiS-Partei (Recht und Gerechtigkeit) behält sich jedoch das Recht vor, ihre Wählerschaft zu bevorzugen - manchmal zum Ärger der Ukraine. Im April stoppte Polen Getreideeinfuhren aus der Ukraine. Damit wollte die Regierung ihre Landwirtschaft vor zollfreier Billigkonkurrenz aus dem Kriegsland schützen. Die EU kritisierte diesen Importstopp, den auch Ungarn und die Slowakei verhängt hatten, scharf.
Die Nato wächst und kämpft: Alle Mitgliedstaaten und Einsätze des Bündnisses
Polen und die EU: Einig im Ukraine-Krieg - Politische Spannungen in Sachen Rechtsstaat
Obwohl die meisten anderen EU-Mitgliedstaaten und Polen in Bezug auf den Ukraine-Krieg an einem Strang ziehen, gibt es politische Spannungen. Die Regierung untergräbt seit Jahren die Rechtsstaatlichkeit und nimmt politischen Einfluss auf die Justiz. Zuletzt versuchte die Regierung mit der „Lex Tusk“, den aussichtsreichsten Oppositionspolitiker Donald Tusk zu diskreditieren und auf Jahre für politische Ämter zu sperren.
Wegen zahlreicher Verstöße gegen EU-Recht hält die EU-Milliarden zurück, die eigentlich an Polen fließen sollten. Der Europäische Gerichtshof hatte entschieden, dass die Justizreform der PiS-Regierung gegen EU-Recht verstößt. Die Opposition befürchtet bei einem erneuten Sieg der PiS bei den Parlamentswahlen im Oktober einen weiteren Abbau der polnischen Demokratie.
Polen vor den Wahlen: Thema Sicherheit könnte entscheiden
Beobachter und Beobachterinnen weisen zudem darauf hin, dass die Militärparade nicht nur Wladimir Putin die militärischen Fähigkeiten Polens demonstrieren sollte. Es gehe auch darum, der eigenen Bevölkerung zu versichern, dass sich die Regierung für ihre Sicherheit einsetze. „Sicherheitsfragen sind neben der Wirtschaft und dem Lebensstandard sehr wichtig, was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass an der polnischen Grenze ein Krieg stattfindet“, sagte Aleks Szczerbiak, Professor und Leiter der politischen Abteilung an der Universität von Sussex in England, CNN.
„Für die Wiederwahl der Regierung ist es absolut entscheidend, dass sie ihre Kompetenz in Sachen Sicherheit unter Beweis stellt“, sagte er. Das Thema betreffe das gesamte politische Spektrum, fügte er hinzu. Die militärische Aufrüstung hat also auch eine innenpolitische Dimension, die für den bereits angelaufenen Wahlkampf wichtig ist. (PaPel)