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Verteidigungspolitik

Junge Deutsche an die Waffen: CSU plant Wehrpflicht-Comeback – und nennt Startdatum

In der neuen geopolitischen Lage drängt die Union auf die Wehrpflicht. Ihr verteidigungspolitischer Sprecher pocht auf „glaubwürdige Abschreckung“.

München – Die Bundeswehr braucht zusätzlich Soldaten – die ohne Wehrpflicht wohl kaum zu gewinnen sind. Die Union macht jetzt Druck. Der CSU-Politiker Florian Hahn hat die Wiedereinführung einer Wehrpflicht noch in diesem Jahr gefordert. „Die Aussetzung der Wehrpflicht passt nicht mehr zur aktuellen Gefährdungslage“, begründete er dies.

„Noch im Jahr 2025 müssen die ersten Wehrpflichtigen durch die Kasernentore schreiten“, sagte er der Bild weiter. Hahn ist verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Patrick Sensburg, der Chef des Reservistenverbandes, begrüßte auf Anfrage der Bild diesen Vorstoß. Denn „mindestens 20.000 Wehrpflichtige“ müssten bis Jahresende schon einberufen werden, schätzte er. Die Wehrpflicht müsse dann schrittweise auf den ganzen Jahrgang ausgedehnt, und irgendwann müsse es auch eine Wehrpflicht für Frauen geben, meinte er.

Wehrpflicht in Deutschland: aktueller Stand

Die Wehrpflicht war 2011 in Deutschland unter Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach 55 Jahren ausgesetzt worden. Das kam einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleich, denn gleichzeitig wurden praktisch alle Strukturen für eine Wehrpflicht aufgelöst.

CSU-Politiker zu Wehrpflicht-Comeback: „Brauchen glaubwürdige Abschreckung“

Der Abgeordnete Hahn warnte davor, teilnahmslos zuzuschauen, „wie die Welt um uns unsicherer wird“. Deutschland brauche jetzt „eine glaubwürdige Abschreckung durch eine personelle Aufwuchsfähigkeit“. Das müsse auch „durch wehrwillige und wehrpflichtige Staatsbürger in Uniform“ gelingen.

Wehrpflicht und Zivildienst

Wehrpflicht und Zivildienst: Wir zeigen, welche Dienstzeiten für junge Männer der Gesetzgeber vorsieht.
Wehrpflicht und Zivildienst: Wir zeigen, welche Dienstzeiten für junge Männer der Gesetzgeber vorsieht. © dpa
WEHRDIENST: Dazu sind in Deutschland im Prinzip alle Männer im Alter von 18 bis 45 Jahren verpflichtet.
WEHRDIENST: Dazu sind in Deutschland im Prinzip alle Männer im Alter von 18 bis 45 Jahren verpflichtet. © dpa
Im Westen rückten 1957 die ersten Wehrpflichtigen in die Kasernen ein (Foto). Bislang waren es insgesamt mehr als acht Millionen. 1962 führte auch die damalige DDR die Wehrpflicht ein.
Im Westen rückten 1957 die ersten Wehrpflichtigen in die Kasernen ein (Foto). Bislang waren es insgesamt mehr als acht Millionen. 1962 führte auch die damalige DDR die Wehrpflicht ein. © dpa
2009 wurden 68 300 junge Männer einberufen, ihren Grundwehrdienst oder einen freiwillig verlängerten Dienst abzuleisten.
2009 wurden 68 300 junge Männer einberufen, ihren Grundwehrdienst oder einen freiwillig verlängerten Dienst abzuleisten. © dpa
Die Dauer des Dienstes wurde immer wieder geändert. Anfangs waren es 12 Monate, in den 1960er Jahren 18 Monate, seit 2002 waren es 9 Monate. Künftig sollen es nur noch sechs sein.
Die Dauer des Dienstes wurde immer wieder geändert. Anfangs waren es 12 Monate, in den 1960er Jahren 18 Monate, seit 2002 waren es 9 Monate. Künftig sollen es nur noch sechs sein. © dpa
Von den insgesamt knapp 254 000 Bundeswehrsoldaten haben sich 20 000 freiwillig zu einem längeren Dienst verpflichtet.
Von den insgesamt knapp 254 000 Bundeswehrsoldaten haben sich 20 000 freiwillig zu einem längeren Dienst verpflichtet. © dpa
Seit 2001 dürfen auch Frauen Dienst an der Waffe tun. Die Wehrpflicht gilt jedoch weiterhin nur für Männer.
Seit 2001 dürfen auch Frauen Dienst an der Waffe tun. Die Wehrpflicht gilt jedoch weiterhin nur für Männer. © dpa
ZIVILDIENST: Er ist eng mit dem Wehrdienst verknüpft.
ZIVILDIENST: Er ist eng mit dem Wehrdienst verknüpft. © dpa
Er wurde 1961 für Wehrpflichtige eingeführt, die den Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen verweigern.
Er wurde 1961 für Wehrpflichtige eingeführt, die den Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen verweigern. © dpa
Anfangs dauerte er 15 Monate, Ende der 80er Jahre sogar 20. Damals legte ein Gesetz fest, dass der Zivildienst ein Drittel länger sein musste als der Wehrdienst.
Anfangs dauerte er 15 Monate, Ende der 80er Jahre sogar 20. Damals legte ein Gesetz fest, dass der Zivildienst ein Drittel länger sein musste als der Wehrdienst. © dpa
Auch der Zivildienst soll von neun auf sechs Monate verkürzt werden. Freiwillig können ihn die “Zivis“ um drei bis sechs Monate verlängern.
Auch der Zivildienst soll von neun auf sechs Monate verkürzt werden. Freiwillig können ihn die “Zivis“ um drei bis sechs Monate verlängern. © dpa
2009 wurden 90 555 Kriegsdienstverweigerer zum Zivildienst einberufen. Die meisten von ihnen arbeiten im sozialen Bereich.
2009 wurden 90 555 Kriegsdienstverweigerer zum Zivildienst einberufen. Die meisten von ihnen arbeiten im sozialen Bereich. © dpa

Personalmangel bei Bundeswehr laut Noch-Kanzler Scholz „überschaubare“ Aufgabe  

Die Zahl der Soldaten ist den vergangenen Jahren immer weiter gesunken. Trotzdem sprach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Mai 2024 vom Personalmangel der Bundeswehr als „überschaubare“ Aufgabe.

Nach Willen der CSU könnte die Wehrpflicht (Symbolbild) schon ab diesem Jahr wieder gelten.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) legte einen Gesetzentwurf für ein neues Wehrdienstmodell vor. Verpflichtend wäre gewesen, dass junge Männer Auskunft über ihre Bereitschaft und Fähigkeit zum Militärdienst hätten geben müssen. Für einen größeren Pflichtanteil gab es aus der Koalition von SPD, Grünen und FDP keine Unterstützung. Auf die neue Bundesregierung mit dem designierten Kanzler Friedrich Merz (CDU) kommt es nun zu, über eine neue Wehrpflicht in Friedenszeiten zu entscheiden. (frs mit dpa)

Rubriklistenbild: © Frank May/dpa

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