„Die Menschen im ganzen Land haben eine Präsidentin für alle Amerikaner gesehen. Sie haben gesehen, wie Kamala Harris sich mit Würde verhalten hat. Sie hat eine klare Vision für die Zukunft entworfen“, zeigte sich Walz in einem Interview mit MSNBC News vom Mittwoch (11. September) sichtlich begeistert. Harris habe „eine klare Vision für die Zukunft entworfen“, die von wirtschaftlichen über gesundheitliche Themen reiche, so der jetzige Gouverneur von Minnesota. Vor allem aber sei „das alles mit Anmut und Würde“ geschehen.

Walz geht mit Trump hart ins Gericht – „ein fast 80-jähriger wütender Narzisst“ beim TV-Duell

Ganz anders sieht es Walz zufolge mit Donald Trump aus. „Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll, aber Sie haben gesehen, wie ein fast 80-jähriger wütender Narzisst immer wieder in Dinge abdriftet, die in jedem anderen Umfeld vielleicht lustig wären, aber in diesem Umfeld sind sie gefährlich“, so das eindeutige Urteil. Ein Mann wie Trump sei auch nur „in der Nähe des Weißen Hauses einfach inakzeptabel“ – etwas, von dem Walz nach eigener Aussage zuversichtlich ist, dass die US-Amerikaner es erkennen werden.

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Denn während Harris über die Menschen im Land und über echte Probleme spreche, rede der ehemalige Präsident nur von sich selbst und schweife „auf Tangenten ab, denen man nur schwer folgen kann“. Doch gerade das stimmt Walz zuversichtlich. „Es ist das, was wir alle wussten“, so Harris‘ designierter Vize weiter. Jetzt biete sich den Demokraten die Gelegenheit, eine andere Politik zu verfolgen; „Eine Politik der Freude, eine Politik der Möglichkeiten im Gegensatz zu dieser zunehmend düsteren Situation“. Donald Trump sei derweil „gegen Amerika. Er hofft auf ein Scheitern“. Der ehemalige Präsident werde sich weder eindeutig zu Abtreibungen, noch zum Ukraine-Krieg positionieren. Schließlich wolle er Abtreibungen erschweren und Putin stärken.

Harris‘ Vize fordert US-Amerikaner zum Handeln auf – Und warnt vor Trumps Reaktion nach US-Wahl

Doch um Trump etwas entgegenzusetzen, bedürfe es auch dem Engagement der Menschen im Land, so Walz weiter. Harris habe beim TV-Duell „ihren Job gemacht“. Jetzt liege es an den US-Amerikanern, den ihren zu tun. „Engagieren Sie sich, informieren Sie sich über die Fakten“, so der dringliche Aufruf. „Gehen Sie hin und klopfen Sie an die Türen, sprechen Sie mit Ihren Nachbarn, sprechen Sie mit Ihren Verwandten. Es war heute Abend klar, dass es nur eine Person auf dieser Bühne gibt, die Präsidentin der Vereinigten Staaten werden sollte“, stellte Walz klar.

Selbst bei einer für die Demokraten siegreichen Wahl, sei jedoch mit Problemen zu rechnen. Walz zufolge ist damit zu rechnen, dass Trump das Ergebnis der Wahl, wie auch schon 2020, erneut anfechten könnte. „So ist dieser Kerl nun einmal. Und um es ganz klar zu sagen: Das ist eine Bedrohung für die Demokratie. Es ist das verräterische, was man tun kann, eine faire und freie Wahl zu untergraben“, so die Sorge des demokratischen Gouverneurs. Man sei aber vorbereitet. „Wir wissen, dass es ein hartes Rennen sein wird. Wir wissen, dass er sich wahrscheinlich nicht geschlagen geben wird. Deshalb noch einmal an die Amerikaner: Gehen Sie raus, engagieren Sie sich“, so Walz.

Für Walz zählt jedes Engagement für Harris – Begeisterung für Swifts Unterstützung nach TV-Duell

Wie froh Walz um jedes Engagement ist, zeigt auch seine Reaktion auf die Unterstützung von Popstar Taylor Swift. Diese hatte angekündigt, für Harris stimmen zu wollen, „weil sie für die Rechte und Anliegen kämpft, von denen ich glaube, dass sie einen Kämpfer brauchen, der sie vertritt. Ich halte sie für eine besonnene, begabte Führungspersönlichkeit, und ich glaube, dass wir in diesem Land so viel mehr erreichen können, wenn wir von Ruhe und nicht von Chaos geleitet werden“. Swift unterzeichnete ihre Botschaft mit „Childless Cat Lady“ (kinderlose Katzenfrau) – eine Anspielung auf vergangene Kommentare des republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten Senator JD Vance (R-Ohio), der versucht hatte, Harris mit dem Ausdruck anzugreifen.

Bilder einer Karriere: Kamala Harris strebt Präsidentenamt in den USA an

Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Generalstaatsanwältin und Justizministerin („Attorney General“) in ihrer Heimat Kalifornien. Schwester Maya Harris (Mitte) und Richterin Tani Cantil-Sakauye (links) gratulieren.

Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Justizministerin in ihrer Heimat Kalifornien. Ihr harter Kurs ging vielen in der Partei allerdings viel zu weit. So kämpfte sie damals darum, auch solche Verurteilungen aufrechtzuerhalten, die nachgewiesenermaßen durch rechtswidrige Mittel wie Manipulation von Beweisen oder Falschaussagen zustande gekommen waren.

In ihre Zeit als Generalstaatsanwältin fällt auch ein bemerkenswerter Kontakt. Kein Geringerer als Donald Trump spendete damals zweimal Geld für ihren Wahlkampf. 2011 überwies er erst 4000 Dollar an Harris, ehe er im Jahr 2013 noch einmal 1000 Dollar folgen ließ. Seine Tochter Ivanka Trump spendete im Jahr 2000 Dollar an Harris. Zu jener Zeit wurden in Kalifornien Vorwürfe gegen die Trump University untersucht, reihenweise Kundinnen und Kunden betrogen zu haben. Harris selbst hat die Klage nicht bearbeitet.

Seine Tochter Ivanka Trump spendete im Jahr 2000 Dollar an Harris. Zu jener Zeit wurden in Kalifornien Vorwürfe gegen die Trump University untersucht, reihenweise Kundinnen und Kunden betrogen zu haben. Harris selbst hat die Klage nicht bearbeitet.

Als Harris 2017 in den US-Senat einzog, nutzte sie ihre Erfahrung als Staatsanwältin auch in der Kongresskammer und tat sich bei Anhörungen ein ums andere Mal mit einem harten und effektiven Befragungsstil hervor. Ein perfektes Beispiel dafür war die Anhörung um die möglichen Kontakte zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung, als sie die Befragten regelrecht in die Mangel nahm, konsequent auf Antworten drängte und immer wieder nachhakte.

Vor allem der damalige US-Justizminister Jeff Sessions konnte ein Lied davon singen, den sie mit ihrer Befragung mächtig ins Schwitzen brachte. Offenbar war das für die Republikaner so schlimm, dass die Senatoren Richard Burr und John McCain die Prozedur unterbrachen und Harris baten, ihre Fragen doch bitte etwas höflicher zu stellen.

Und am 1. Mai 2019 wich der Justizminister und Trump-Vertraute William Barr ihren präzisen Fragen zum Abschlussbericht des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller aus – woraufhin Harris dem Justizminister den Rücktritt nahelegte. Das alles hinterließ Eindruck – bei Freund und Feind.

Auch den jetzigen Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh brachte Harris bei dessen Anhörung immer wieder in Bedrängnis, vor allem das eine Mal, als sie den Abtreibungsgegner mit einer ganz speziellen Frage überraschte: „Können Sie sich ein Gesetz vorstellen, das der Regierung die Befugnis gibt, Entscheidungen über den männlichen Körper zu treffen?“

Bevor Biden bei der Wahl 2020 Harris zu seiner Vize machte, war sie in der parteiinternen Vorwahlen seine Gegenspielerin – und teilte damals mächtig aus. So warf sie Biden vor, in den 1970ern gegen die Praxis gewesen zu sein, Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken zu fahren – was vor allem der Integration schwarzer Schüler dienen sollte. Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Dies sei eine Entscheidung gewesen, die ein kleines Mädchen in Kalifornien verletzt habe: „Dieses kleine Mädchen war ich.“

So warf sie Biden vor, in den 1970ern gegen die Praxis gewesen zu sein, Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken zu fahren – was vor allem der Integration Schwarzer Schülerinnen und Schüler dienen sollte.

Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Dies sei eine Entscheidung gewesen, die ein kleines Mädchen in Kalifornien verletzt habe: „Dieses kleine Mädchen war ich.“

Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt der Vizepräsidentin waren enorm. Sie konnte zunächst aber nicht wirklich punkten. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden.

Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt der Vizepräsidentin waren enorm. Sie konnte zunächst aber nicht wirklich punkten. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden. Sie ergriff eine führende Stimme beim Kampf für das Recht auf Abtreibung und setzte sich gegen Waffengewalt ein. Zudem hat Harris ihr außenpolitisches Profil geschärft. So bekannte sie sich im Februar 2024 in einer Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz explizit zur Nato und zur internationalen Zusammenarbeit. Harris vertrat Biden bei einem Ukraine-Gipfel in der Schweiz und mahnte Israel zur Mäßigung in Gaza.

Harris ist mit dem Rechtsanwalt Douglas Emhoff verheiratet. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date der beiden in Kalifornien, wo sie damals lebten. Im Jahr darauf heirateten sie. Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe: Cole und Ella. Sie nennen Harris „Momala“. Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Nun könnte er sogar zum ersten „First Gentleman“ in der Geschichte der USA aufrücken.

Cole und Ella Emhoff.

Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Nun könnte er sogar zum ersten „First Gentleman“ in der Geschichte der USA aufrücken.

Kurz vor der US-Wahl 2024 trat Harris an einem symbolträchtigen Ort in der US-Hauptstadt auf. Dort, wo Donald Trump am 6. Januar 2021 seine Fans aufgewiegelt hatte.

Tausende Menschen jeden Alters kamen zu ihrem Auftritt. Stundenlang hatten sie in langen Schlangen gewartet, um auf das Gelände zu gelangen. Immer wieder wurde Harris bei ihrer Rede von „Kamala“-Sprechchören unterbrochen.

Bei der US-Wahl 2024 kommt es vor allem auf die Ergebnisse in sieben sogenannten Swing States an, in denen der Ausgang völlig offen ist. Ein Beispiel ist Wisconsin.

Pennsylvania entsendet 19 Wahlleute ins Electoral College und gilt somit als der wichtigste der sieben Swing States. Für Kamala Harris ist ein Sieg im Bundesstaat im Osten der USA Pflicht.

„Ich bin vor allem Taylor Swift unglaublich dankbar“, so Walz laut der US-Politikwebsite The Hill. „Ich sage das als Katzenbesitzer, als Mitkatzenbesitzer. Das war wortgewandt, und das war klar. Und das ist die Art von Mut, die wir in Amerika brauchen, um aufzustehen“. (tpn)