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Naher Osten

Nächster Hamas-Führer getötet: Wie steht es um die Terror-Miliz?

Israel soll während seiner Großoffensive im Gazastreifen auch Hamas-Führer Mohammed Sinwar getötet haben. Die Zukunft der Hamas bleibt vorerst ungewiss.

Gaza – Die israelische Armee hat im Zuge ihrer neuen Großoffensive im Gazastreifen nach eigenen Angaben nun auch einen großangelegten Einsatz von Bodentruppen gestartet. Sie seien seit Samstag im gesamten Norden und Süden des Küstengebiets gegen die islamistische Hamas im Einsatz, teilte das Militär mit. Die israelische Luftwaffe habe in der vergangenen Woche eine „erste Angriffswelle“ ausgeführt, um die Bodeneinsätze zu unterstützen. Ziel seien mehr als 670 Posten der Hamas gewesen, darunter Waffenlager, Raketenwerfer und Mitglieder der Terrororganisation. „Bislang haben die Truppen Dutzende Terroristen eliminiert“, teilte Israels Armee mit.

Aus dem Küstengebiet werden derzeit jeden Tag Dutzende Tote gemeldet. Vor wenigen Tagen erklärte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, mit der neuen Offensive den Druck auf die Hamas zu erhöhen, um die Freilassung der noch immer festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Die Armee soll im Zuge der großangelegte Offensive nach dem Willen der Regierung den Gazastreifen erobern und auf Dauer besetzt halten. Der Plan sieht nach Angaben aus Regierungskreisen auch vor, die palästinensische Bevölkerung vom Norden in den Süden zu bewegen.

Israel tötet offenbar Hamas-Führer Mohammed Sinwar

Unter den Toten ist laut Informationen von Israels Verteidigungsministerium wahrscheinlich auch Hamasführer Mohammed Sinwar. Eine offizielle Bestätigung gebe es allerdings noch nicht. „Obwohl es noch keine offizielle Bestätigung gibt, ist Mohammed Sinwar allen Anzeichen nach ausgeschaltet worden“, zitierte die Nachrichtenseite ynet den israelischen Verteidigungsminister Israel Katz bei einer Ausschusssitzung. Auch die linksliberale Zeitung Haaretz berichtete darüber. 

Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert

Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Am 7. Oktober 2023 feuern militante Palästinenser aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel ab. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, hatte den Beginn einer „Militäroperation“ gegen Israel verkündet. © Hatem Moussa/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen ist Rauch aus einem Wohnhaus zu sehen.  © Ilia Yefimovich/ dpa
Israelischer Soldat mit Hund im Israel Krieg
Ein israelischer Soldat geht mit seinem Hund zwischen Autos in Deckung.  © Ohad Zwigenberg/ dpa
Israelische Polizisten evakuieren Frau und Kind im Israel Krieg
Israelische Polizisten evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © Tsafrir Abayov/ dpa
Militante Palästinenser fahren im Israel Krieg mit einem Pickup, auf dem womöglich eine entführte deutsch-israelische Frau zu sehen ist.
Militante Palästinenser fahren mit einem Pickup, auf dem möglicherweise eine deutsch-israelische Frau zu sehen ist, in den Gazastreifen zurück. Die islamistische Hamas hatte mitgeteilt, ihre Mitglieder hätten einige Israelis in den Gazastreifen entführt. © Ali Mahmud/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Angehörige der Feuerwehr versuchen, nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen das Feuer auf Autos zu löschen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Menschen suchen in Trümmern nach Überlebenden nach massive Raketenangriffen aus Gazastreifen auf Israel.
Menschen suchen zwischen den Trümmern eines bei einem israelischen Luftangriff zerstörten Hauses nach Überlebenden.  © Omar Ashtawy/ dpa
Verlassene Stätte des Festivals Supernova nach dem Angriff der Hamas
Bei dem Rave-Musikfestivals Supernova im israelischen Kibbuz Re’im sterben rund 270 Besucher:innen. So sieht die verlassene Stätte nach dem Angriff aus.  © JACK GUEZ / AFP
Feiernde Palästinenser nach Angriff der Hamas auf Israel
Palästinenserinnen und Palästinenser feiern in Nablus nach der großen Militäroperation, die die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, gegen Israel gestartet haben.  © Ayman Nobani/ dpa
Hamas-Großangriff auf Israel - Gaza-Stadt
Das israelische Militär entgegnete mit dem Beschuss von Zielen der Hamas im Gazastreifen. Nach einem Angriff steigen bei einem Hochhaus in Gaza Rauch und Flammen auf. © Bashar Taleb/ dpa
Mann weint in Gaza bei Israel Krieg
Ein Mann umarmt einen Familienangehörigen im palästinensischen Gebiet und weint.  © Saher Alghorra/ dpa
Israelischer Soldat im Israel Krieg steht neben Frau
Am 8. Oktober beziehen israelische Soldaten Stellung in der Nähe einer Polizeistation, die am Tag zuvor von Hamas-Kämpfern überrannt wurde. Israelische Einsatzkräfte haben dort nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige getötet. © Ilan Assayag/ dpa
Nach Hamas Großangriff - Sa'ad
Israelische Streitkräfte patrouillieren in Gebieten entlang der Grenze zwischen Israel und Gaza, während die Kämpfe zwischen israelischen Truppen und islamistischen Hamas-Kämpfern weitergehen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Palästinensisches Kind in einer Schule, die im Israel Krieg als Schutz dient
Ein palästinensisches Kind steht auf dem Balkon einer Schule, die von den Vereinten Nationen betrieben wird und während des Konfliktes als Schutzort dient.  © Mohammed Talatene/ dpa

Laut einem unbestätigten arabischen Medienbericht soll die Leiche von Mohammed al-Sinwar in einem Tunnel in Chan Junis gefunden worden sein. Auch zuvor hatte Mohammed Sinwar wichtige Aufgaben innerhalb der Hamas. In den letzten Jahren wurde Sinwar demnach zu einer Schlüsselfigur, die mit der Planung komplexer Operationen und dem logistischen Management betraut war.

„Im Gegensatz zu seinem Bruder Yahya galt er stets als eine schattenhafte Figur, die sich nur selten in der Öffentlichkeit zeigte oder den palästinensischen Medien Interviews gab“, schreibt die Haaretz. Es war nicht der erste Versuch, Sinwar zu töten. In den vergangenen 20 Jahren habe es mehrere Versuche gegen Sinwar gegeben, schreibt das Blatt. Derzeit ist nicht klar, wie es mit der Hamas weitergehen soll oder wer anstelle von Sinwar eingesetzt wird.

Hamas will bei Waffenstillstand Israel Hälfte der Geiseln übergeben

Die Hamas wird Israel ohne Führer und angesichts hoher Verluste militärisch kaum etwas entgegensetzen können. Nach einem Bericht der Jerusalem Post habe die Terrormiliz jedoch angeboten, die Hälfte der noch lebenden Geiseln und einige Leichen im Gegenzug für einen zweimonatigen Waffenstillstand freizulassen. Neben der Forderung nach einem vorübergehenden Waffenstillstand hat die Hamas die Freilassung an die sofortige Wiederaufnahme von Hilfslieferungen geknüpft.

Israel soll bei ihrer Großoffensive im Gazastreifen auch Hamasführer Mohammed Sinwar getötet haben.

Israel hält an militärischen Zielen fest

Ein Waffenstillstand scheint derzeit kaum möglich zu sein. Die israelische Armee ist entschlossen, ihre Ziele umzusetzen. „Wir werden so lange weitermachen, bis wir die Kampfkraft des Feindes gebrochen haben – bis wir ihn besiegt haben, wo auch immer wir operieren. Wir können nicht zum 7. Oktober zurückkehren. Wir haben zwei Hauptziele vor Augen: die Rückkehr der Geiseln und die Niederlage der Hamas“, sagte der israelische Generalstabschef Eyal Zamir gegenüber der Jerusalem Post.

Experte fürchtet um Israels Sicherheit wegen Vorgehen: „Wahnsinnig“

Der Militärexperte Carlo Masala warnt dagegen vor einem Erstarken des islamistischen Terrors durch das Vorgehen Israels. Angesichts der aktuellen Geschehnisse sei er „sehr, sehr skeptisch, was die Zukunft der israelischen Sicherheit und des Mittleren und Nahen Ostens anbelangt“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Aktuelle Pläne für eine Besetzung des Gazastreifens und eine Umsiedlung der palästinensischen Bevölkerung bezeichnete Masala als „komplett außerhalb des Völkerrechts“. Gleiches gelte für die anhaltende Blockade humanitärer Hilfslieferungen.

Die Idee, das umkämpfte Gebiet dauerhaft zu besetzen, sei überdies „wahnsinnig“. Offenbar sei nichts aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt worden: Israel habe sich 2005 aus dem Landstrich zurückgezogen, weil die eigenen Streitkräfte dort ständig angegriffen worden seien und der Blutzoll viel zu hoch gewesen sei. „Das reproduziert Israel jetzt wieder“, so der Politikwissenschaftler der Münchner Bundeswehr-Universität. (erpe/dpa)

Rubriklistenbild: © Ilan Assayag/dpa

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