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Waffenruhe mit Trump
Nach Frieden im Ukraine-Krieg – Putin könnte Weltkrieg auslösen
Russland könnte eine Feuerpause dazu nutzen, seine Militärmacht wieder aufzubauen. Eine gespaltene Nato könnte ein passendes Ziel für Russland sein.
Moskau – Im Ukraine-Krieg steigt mit der bevorstehenden Amtseinführung von Donald Trump in den USA die Hoffnung auf einen Waffenstillstand. „Ich zähle wirklich auf ihn“, sagte zuletzt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem Interview mit dem US-Podcaster Lex Fridman. Selenskyj setze darauf, dass Trump über ausreichend Macht verfügt, den russischen Präsidenten Wladimir Putin „unter Druck zu setzen“.
Doch wie geht es weiter, wenn die schweren und verlustreichen Gefechte zwischen Russland und der Ukraine zum Stehen kommen? Olexander Kowalenko, ukrainischer Militärexperte und Analytiker, warnte gegenüber der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian vor einem massiven Aufrüsten Russlands – und damit vor der Gefahr eines möglichen Dritten Weltkrieges.
Aufrüstung nach dem Ukraine-Krieg – Könnte Putin einen Dritten Weltkrieg provozieren?
Kowalenko geht davon aus, dass Russland innerhalb eines Jahres sein militärisches Potenzial, vor allem Panzer, Artillerie und Raketen, ausweiten könne. Auch die Zahl an Soldaten könne er auf bis zu 1,2 Millionen erhöhen. Dabei müsse aber auch die Zusammenarbeit mit Ländern wie Nordkorea beachtet werden. Diktator Kim Jong-un schickte bereits tausende Nordkorea-Soldaten zur Hilfe im Ukraine-Krieg nach Russland – Kowalenko geht davon aus, dass diese Zahl auf bis zu 50.000 Mann steigen könne.
„Diese Anhäufung wird um eine Vielfaches höher sein als das, was den russischen Besatzungstruppen am 24. Februar 2022 (zu Beginn der Offensive gegen die Ukraine, Anm. d. R.) zur Verfügung stand“, so der Militärexperte. Sollte Putin seine militärischen Fähigkeiten in tatsächlich in diesem Tempo ausbauen, drohe auch ein Angriff Russlands gegen den Westen.
Putins Weltkriegs-Plan? Russland soll Ausweitung des Krieges schon vor dem Ukraine-Krieg geplant haben
„Wenige Menschen sprechen davon, aber dieser Plan der russischen Militärführung existierte schon 2022“, zitiert Unian Kowalenko. Als der Ukraine-Krieg begann, soll Putin vorgehabt haben, über die südukrainische Hafenstadt Odessa auch gegen die Republik Moldau vorzugehen.
Der Leiter des Informations- und Sicherheitsdienstes in Moldau, Alexander Musteata, erklärte 2022 gegenüber der moldawischen Nachrichtenseite NewsMaker, dass die russische Regierung plane, das Land Anfang 2023 anzugreifen. „Aber nach den uns vorliegenden Informationen könnte Russland noch einen Schritt weiter gehen und einen Korridor mit der Region Transnistrien, also dem Territorium Moldawiens, schaffen“, so Musteata.
Ein Vorstoß Russlands in die Republik Moldau habe aber davon abgehangen, wie sich der Angriffskrieg gegen die Ukraine entwickele. Sollte Russland nicht weiter unter militärischen Rückschlägen leiden, die im Ukraine-Krieg zurzeit massiv sind, wäre es für Putin theoretische möglich, weitere Länder anzugreifen. „Jeder Frieden mit einem unbesiegten Feind führt zu einem noch größeren Krieg“, schlussfolgert Kowalenko.
„Russland will eine neue Weltordnung“ – Putin könnte Dritten Weltkrieg starten
Auch der russische Politikwissenschaftler Pavel Luzin sieht in Putins Russland eine echte Gefahr. „Russland erklärt offen seine Absicht, die nach dem Kalten Krieg entstandene Weltordnung zu zerstören, Russland will eine neue Weltordnung“, sagte er gegenüber dem Deutschlandfunk. Russland stelle eine Bedrohung für die Nato und den Westen dar, weil Putin einen Machtanspruch über Europa stelle. „Bei dieser Ideologie geht es um die Wiederherstellung des Russischen Reichs“, so Luzin.
Gustav Gressel, ebenfalls Politikwissenschaftler, erklärte gegenüber Focus online, dass für einen Angriff Russlands auf die Nato gewisse Bedingungen vorherrschen müssten. Zum einen müsse Putin den Krieg in der Ukraine gewinnen, weil er nicht zeitgleich gegen die Nato kämpfen könne. Mit einer Waffenruhe im Ukraine-Krieg könnte diese Bedingung erfüllt sein. Zum anderen sei ein Schlag gegen das Verteidigungsbündnis nur möglich, wenn dieses nicht geschlossen zusammensteht.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Der ehemalige Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnt in diesem Zusammenhang vor bösen Überraschungen. „Wir müssen natürlich auf Überraschungen vorbereitet sein, auf scharfe Töne. Das haben wir auch schon vorher gesehen“, sagte er gegenüber ZDF-Heute. Um als Nato geeint zusammenzustehen, rät er, „sich mit den Vereinigten Staaten, der neuen Regierung, hinzusetzen, mit Donald Trump zu sprechen“. Das habe bereits während der ersten Amtszeit von Trump geklappt.
Ob Putin tatsächlich einen Weltkrieg anzettelt, wenn es in der Ukraine zu einem Waffenstillstand kommt, bleibt abzuwarten. Im März des vergangenen Jahres beteuerte der Kreml-Chef noch, keine „aggressiven Absichten“ gegenüber Nato-Staaten zu haben. „Die Vorstellung, dass wir irgendein anderes Land angreifen werden – Polen, die baltischen Staaten und die Tschechen haben auch Angst – ist völliger Unsinn.“ Allerdings richten seine Vertrauten immer wieder Drohungen gegen den Westen. (nhi/dpa)