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Asylstreit vor der Bundestagswahl
Merz billigt AfD-Stimmen für Anträge im Bundestag – und erntet Proteste
Die Union nutzt Stimmen der AfD für Anträge im Bundestag. Demonstrationen richten sich gegen die Pläne von Merz – sogar ein ehemaliger CDU-Politiker nimmt teil.
Update vom 1. Februar, 18.40 Uhr: Am Samstag protestierten erneut Tausende Menschen in ganz Deutschland gegen den aktuellen Kurs der Unionsparteien CDU und CSU. In Hamburg sprach eine Sprecherin der Veranstaltung von etwa 80.000 Teilnehmenden. Seitens der Polizei liegt derzeit noch keine Schätzung vor. Unter dem Titel „Brandmauer statt Brandstifter“ gingen auch in Leipzig laut Polizei etwa 9.000 Demonstrierende gegen die Migrationspolitik der Union und die Zusammenarbeit mit der AfD auf die Straße. Die Veranstalter sprachen dagegen von 15.000 Menschen.
In Bayern kam es an verschiedenen Orten ebenfalls zu Protesten. In Augsburg sprach die Polizei von 4.500 Teilnehmenden, in Würzburg seien 5.600 Demonstrierende gezählt worden.
Auslöser für die Proteste ist die Abstimmung über zwei Anträge und ein Gesetz der Union zur Begrenzung der Migration nach Deutschland. CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hatte die Anträge, sowie das sogenannte „Zustrombegrenzungsgesetz“ trotz der angekündigten Zustimmung der in Teilen rechtsextremen AfD im Bundestag eingebracht. Viele sehen hierin einen Bruch der sogenannten Brandmauer.
Erstmeldung: Berlin – Friedrich Merz hat am Freitag (31. Januar) für ein politisches Beben gesorgt. Um ein Gesetz zur Eindämmung des Familiennachzugs subsidiär Schutzbedürftiger im Bundestag durchzubringen, nahm er Stimmen der in Teilen rechtsextremen AfD in Kauf. Am Ende scheiterte der Kanzlerkandidat der Union mit seinem Vorstoß – zu viele Politikerinnen und Politiker aus der FDP und der Union haben am Ende nicht für das Gesetz des CDU-Chefs gestimmt.
Nach der gescheiterten Abstimmung zum sogenannten „Zustrombegrenzungsgesetzes“ richteten sich SPD und Grüne mit scharfer Kritik an Merz und die Unionsparteien CDU und CSU. Bundeskanzler Olaf Scholz mahnte in einem ZDF-Interview an, dass man sich in Deutschland seit der Gründung der BRD einig gewesen sei, „dass mit den extremen Rechten keine gemeinsame Sache gemacht wird“. Merz habe ein entsprechendes Versprechen vom November des vergangenen Jahres damit gebrochen. Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck warf Merz gegenüber der dpa sogar vor, „Erpressung als Mittel der Politik eingesetzt“ zu haben.
Merz-Union stimmt mit AfD über Migration ab – Ausgetretener CDU-Politiker demonstriert für Brandmauer
Neben Protest aus den Reihen der Regierungsparteien regt sich auch in der Gesellschaft Widerstand gegen die angeknackste Brandmauer zur AfD. Nach dem gescheiterten Gesetzesvorhaben trat Merz bei einer Wahlkampfveranstaltung in Erfurt auf. Empfangen wurde er von etwa 1500 Protestierenden, wie t-online berichtete. Ein Demonstrationsteilnehmer sagte gegenüber dem Portal: „Wenn die Bürgerlichen gegen alle Versprechen mit den Faschisten Hand in Hand Gesetze durchbringen wollen, dann ist bürgerlicher Widerstand und zivilgesellschaftliches Engagement auf jeden Fall geboten.“
Für die kommenden Tage sind weitere Proteste gegen das Vorgehen der Merz-Union geplant. Unter anderem eine Demonstration am Sonntag in Berlin unter dem Namen „Aufstand der Anständigen – Wir sind die Brandmauer“. Neben etwa 3.000 erwarteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wird auf der Veranstaltung der Kampagnen-Organisation Campact auch der Publizist und ehemaliges CDU-Bundesvorstandsmitglied Michel Friedman als Redner erwartet. Friedman trat aus der Union aus, als diese mit Stimmen der AfD am Mittwoch (29. Januar) einen Antrag durch den Bundestag brachte.
Friedrich Merz: Bierdeckel, Blackrock und schließlich Bundeskanzler
Merz scheitert mit Gesetz im Bundestag – CDU-Chef verteidigt Vorgehen vor Bundestagswahl
In Erfurt verteidigte Merz das Vorgehen der Union im Bundestag. „Wir haben einen Antrag in den Deutschen Bundestag eingebracht, der nach unserer Überzeugung, der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der richtige Antrag war, um wenigstens ein Teil des Problems der Zuwanderung zu lösen“, sagte er bei der Wahlkampfveranstaltung am Freitag (31. Januar). Bei solchen Fragen schaue er nicht, wer zustimme oder nicht.
Die Debatte im Bundestag zur Migration lobte er jedoch. „Ich fand, es war die Sache wert, dass wir uns heute mal wirklich offen ausgesprochen haben über das Thema Einwanderung und Migration.“ Trotzdem wolle er sich von den Regierungsparteien nicht vorschreiben lassen, gegen sein eigenes Gesetz zu stimmen. „Machen wir uns denn von der AfD abhängig, ob wir unsere Anträge in den Deutschen Bundestag einbringen, oder nicht? Und wenn die sagen Ja, sagen wir Nein – zu unseren eigenen Anträgen? Leute, das kann nicht richtig sein“, so Merz in Erfurt.
Unterstützung erhält Merz vor allem von Seiten der ehemaligen Ampel-Partei FDP. Parteichef Christian Lindner verteidigte den Gesetzesentwurf auf X als den erneuten Versuch, „einen Schulterschluss demokratischer Fraktionen zu finden“. Dabei gab er die Schuld an dem Asyl-Chaos im Bundestag SPD und Grünen, die keine Bereitschaft zeigen würden, „über eine konsequente Wende in der Migrationspolitik zu sprechen“.
Proteste gegen Fall der Brandmauer im Bundestag zur AfD – Polizei schützt CDU-Bundesparteitag in Berlin
In Berlin gingen nach der ersten gemeinsamen Abstimmung der Union mit der AfD laut Zählung der Polizei etwa 4.000 Menschen vor der CDU-Parteizentrale auf die Straße. In München zählten die Behörden laut Tagesschau 7.000 Teilnehmende, die gegen den Kurs der Union protestierten. Zehntausende weitere Menschen gingen in mehreren deutschen Städten ebenfalls gegen die Migrationspläne von Merz demonstrieren.
Neben der Campact-Demo am Sonntag sind noch weitere Veranstaltungen geplant. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem am Montag (3. Februar) anstehenden Bundesparteitag der CDU in Berlin. Bislang sind acht Veranstaltungen im Umfeld des Parteitages geplant. Ein Polizeisprecher kündigte aus diesem Grund an: „Wir werden das Geschehen dort verstärkt im Blick haben“. (nhi)