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30 Prozent betroffen

„Gewalt hat viele Gesichter“: Wie wirtschaftliche Abhängigkeit häusliche Gewalt auslösen kann

Männer verdienen das Geld und Frauen bringen die Kids ins Bett. Gewalt gegen Frauen verschwindet nur, wenn sich das ändert, sagt die Vorsitzende des Verbands berufstätiger Mütter.

Etwa 170.000 Frauen waren 2022 Opfer häuslicher Gewalt. „Wir sollten endlich anfangen, präventiv gegen geschlechtsspezifische Gewalt vorzugehen“, sagt Cornelia Spachtholz BuzzFeed News Deutschland, einem Portal von Ippen.Media. Sie hat selbst schon partnerschaftliche Gewalt erlebt, ist Vorstandsvorsitzende des Verbands berufstätiger Mütter (VBM) und hat die Kampagne MeForHer.International ins Leben gerufen.

Um Gewalt gegen Frauen vorzubeugen, brauche es einen Wandel weg von der patriarchalen Gesellschaft (die auch in der Arbeitswelt spürbar ist) hin zu einer gleichberechtigten Gesellschaft, in der Frauen nicht mehr finanziell abhängig von ihren Partnern sind, fordert Spachtholz.

Geschlechterspezifische Gewalt betrifft in Deutschland hunderttausende Frauen.

Mehr zum Thema: Diese Anlaufstelle für Frauen will bei häuslicher Gewalt helfen

Wie wirtschaftliche Abhängigkeit zu häuslicher Gewalt führen kann

Wirtschaftliche Abhängigkeit führe nicht nur dazu, dass sich Frauen schwieriger aus gewalttätigen Beziehungen befreien können: „Zu oft zeigt uns die Praxis, dass wirtschaftliche Abhängigkeit der Nährboden für finanzielle Gewalt, auch eine Form von häuslicher Gewalt, sein kann“, sagt Spachtholz. Erst vor kurzem habe sie Kontakt zu einer Frau gehabt, deren Partner ihr die Kreditkarte durchgeschnitten habe. „Gewalt hat viele Gesichter“, sagt die VBM-Vorsitzende. Und: „Nicht selten endet die finanzielle Gewalt mit physischer Gewalt.“

Konkrete Zahlen liegen nicht vor. Deswegen fordert der VBM mehr Studien zum Thema häusliche Gewalt. Die aktuellste Studie, die wir finden, ist aus dem Jahr 2014. Sie zeigt, dass Frauen dann am häufigsten von Gewalt betroffen sind, wenn sie sich in erhöhter Abhängigkeit von ihrem Partner befinden. Aber auch Frauen, die sich aus dieser Abhängigkeit lösen und traditionelle Geschlechterrollen aufbrechen, sind gefährdet – wenn ihr Partner dies nicht akzeptiert und weiter am patriarchalen System, also der Vormachtstellung des Mannes, festhalten will.

Jede dritte Frau in Deutschland ist finanziell abhängig

Die Vormachtstellung äußert sich darin, dass Frauen im Schnitt 18 Prozent weniger verdienen als Männer (Gender-Pay-Gap). Auch deswegen, weil sie häufiger in Teilzeit arbeiten, um Angehörige zu pflegen, Kinder zu betreuen oder den Haushalt organisieren, kurz Care-Arbeit leisten. Dafür werden Frauen nicht finanziell entlohnt und erhalten durch fehlende Berufsjahre im Alter weniger Rente (Gender-Pension-Gap).

Eine europaweite Umfrage im Sommer 2023 kommt zu dem Schluss, dass fast jede dritte befragte Frau (30 Prozent) in Deutschland finanziell abhängig ist und ihr Leben nicht allein bestreiten kann. Im europäischen Ausland sieht es etwas besser aus: In Portugal, Rumänien und Frankreich fühlen sich 80 Prozent finanziell unabhängig.

Wie politische Entscheidungen finanzielle Abhängigkeit von Frauen befeuern

Um der Entstehung häuslicher Gewalt vorzubeugen und um es Frauen zu erleichtern, sich aus Gewaltsbeziehungen zu befreien, muss sich an dieser finanziellen Abhängigkeit etwas ändern, fordert Spachtholz. „Wir müssen Mädchen, Frauen und Mütter, strukturell und kulturell ermächtigen, finanziell unabhängig und selbstbestimmt leben zu können.“

„Die Politik unterstützt Frauen zu wenig bei der Unabhängigkeit. Steuervergünstigungen wie das Ehegattensplitting, beitragsfreie Mitversicherung in der Krankenkasse, Minijobs und nicht genug und zu teure Betreuungsmöglichkeiten führen Frauen in die finanzielle Abhängigkeit“, sagt Spachtholz BuzzFeed News Deutschland. Viel mehr brauche es Elternzeitmodelle, die auch Väter zur Care-Arbeit motivieren.

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Rubriklistenbild: © IMAGO/rolf kremming

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