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Riesen-Aufrüstung der Bundeswehr?

Markus Söder: 800 Panzer für die Bundeswehr

Markus Söder spricht sich für eine beträchtliche Verstärkung der Bundeswehr aus. Der CSU-Mann schlägt vor, Hunderte von Panzern zu beschaffen.

München - Lässt Donald Trump Europa sicherheitspolitisch allein? Die denkwürdige Presserunde mit Wolodymyr Selenskyj, in der der US-Präsident das Staatsoberhaupt der Ukraine wie einen Schuljungen behandelte, hat in Europa für helle Aufregung gesorgt.

Wegen Donald Trumps Politik: Markus Söder fordert massive Aufrüstung der Bundeswehr

Sollten die USA ihre Truppen wirklich aus Europa abziehen, wie in Washington zumindest angedeutet wurde, müssten sich die europäischen Nato-Mitglieder wegen der Gefahr durch das Moskau-Regime aus Russland verteidigungspolitisch neu aufstellen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, diskutieren CDU/CSU und SPD in ihren Sondierungsgesprächen zu einer neuen Bundesregierung deshalb über ein weiteres Sondervermögen für die Bundeswehr, das deutlich über dem bisherigen Sondervermögen von 100 Milliarden Euro liegen soll.

Während sich mehrere EU-Staatschefs nach dem Trump-Eklat kurzfristig an diesem Sonntag (2. März) in London mit dem Premierminister Großbritanniens zu einem Ukraine-Sondergipfel trafen, hat CSU-Chef Markus Söder mit einem Interview zur Bundeswehr für Aufsehen gesorgt. So fordert der bayerische Ministerpräsident als Reaktion auf die Trump-Politik eine gewaltige Aufrüstung der deutschen Streitkräfte. Doch: Es gibt einen Haken.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fordert viel mehr Panzer für die Bundeswehr. Hier ist ein deutscher Leopard 2A7 zu sehen.

Nukleare Teilhabe: Friedrich Merz will wohl mit Frankreich und Großbritannien kooperieren

„Die Bundeswehr braucht eine Vollausstattung. Dazu gehören eine Drohnen-Armee mit 100.000 Drohnen, 800 neue Panzer sowie 2000 Patriots und 1000 Taurus nur für Deutschland als ein Schutzschild in der Art des ‚Iron Dome‘“, sagte Söder im Gespräch mit der Welt am Sonntag: „Nur wer wirtschaftlich und militärisch stark ist, wird international ernst genommen. Spätestens seit der Münchner Sicherheitskonferenz und der außenpolitischen Neuausrichtung der USA ist klar: Europa muss mehr für die eigene Verteidigung tun – und damit muss auch Deutschland deutlich mehr Geld ausgeben. Wir müssen die Bundeswehr massiv stärken und dafür mindestens drei Prozent des BIP investieren.“

Taurus sei die wichtigste Präzisionswaffe, über die Deutschland verfüge, meinte Söder weiter: „Außerdem ist die Idee von Friedrich Merz sehr überzeugend, zusätzlich einen nuklearen europäischen Schutzschirm aufzubauen. Der könnte von Frankreich und Großbritannien gestellt und von Deutschland mitgetragen werden.“ London und Paris hatten bereits ihre grundsätzliche Bereitschaft zu einer nuklearen Teilhabe angedeutet. Söders Panzer-Forderung ist hingegen mindestens sehr ambitioniert.

Leopard 2
Besatzung:4 (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze, Fahrer)
Masse (Gewicht):62 Tonnen
Länge / Breite:10,97 m / 3,76 m
Hauptbewaffnung:Rheinmetall 120-mm-Glattrohrkanone
Sekundärbewaffnung:2 × 7,62-mm-MG 3 Maschinengewehre

Leopard-2-Panzer der Bundeswehr: Ampel-Koalition hatte Nachschub bestellt

Der 58-jährige Franke sprach zwar nicht explizit aus, um welche Panzer es gehen soll. Leopard-2-Panzer aus deutscher Rüstungsproduktion sind aber sehr wahrscheinlich. Wie das Magazin für Europäische Sicherheit & Technik im Juni 2024 schrieb, hatte die Bundeswehr damals 310 Leopard 2 in ihren Beständen. Die mittlerweile zerbrochene Ampel-Koalition hatte zu diesem Zeitpunkt 18 neue Leopard 2A8 bestellt, als Kompensation für ebenso viele „Leos“ 2, die Kiew im Ukraine-Krieg an Unterstützung aus Deutschland erhalten hatte.

Im Juli 2024 meldete das Bundesverteidigungsministerium auf seiner Website dann die Bestellung von 105 weiteren Leopard 2A8 für die Bundeswehr - für rund 2,9 Milliarden Euro. Diese sollen vorrangig an die geplante Brigade Litauen gehen, die Deutschland ab 2026 nach und nach im Baltikum stationieren will, um dort mit den Bündnispartnern die Nato-Ostflanke zu schützen. Wären 433 „Leoparden“, womit nach Söders Rechnung noch 367 Kampfpanzer fehlen würden. Also mehr als die Bundeswehr aktuell überhaupt zur Verfügung hat. Die Leopard 2 werden bei KNDS in München zusammengebaut, unter anderem mit ihrer 120-Millimeter-Glattrohrkanone von Rheinmetall.

Die Bundeswehr braucht eine Vollausstattung. Dazu gehören eine Drohnen-Armee mit 100.000 Drohnen, 800 neue Panzer sowie 2000 Patriots und 1000 Taurus nur für Deutschland.

Markus Söder (CSU) in der Welt am Sonntag

Leopard-2-Panzer für die Bundeswehr: KNDS hat Bestellungen anderer Nato-Partner vorliegen

Söder hat ferner von 800 neuen Panzern gesprochen. Also zu den 328 dazu? Sind Schützenpanzer mit eingerechnet oder ging es ihm dabei ausschließlich um Kampfpanzer? Das ließ der bayerische Ministerpräsident offen. So oder so: Die Produktion dürfte zu einer gewaltigen Herausforderung werden. Zwar wird der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS künftig auch im sächsischen Görlitz Panzerteile bauen, unter anderem für die Leopard 2. Das dortige, Anfang Februar vom französischen Zughersteller Alstom gekaufte Werk muss aber zuerst umgestellt werden, von der Herstellung von Straßenbahnen auf Panzerbau.

Die Zeit drängt wohl. Die im Frühjahr 2024 veröffentlichte ARD-Dokumentation „NATO – wer wird Europa schützen?“ hatte veranschaulicht, dass die Anzahl der Leopard-2-Panzer, die pro Jahr in München gefertigt werden, sehr überschaubar ist, während der Bedarf in den Nato-Staaten riesig ist. KNDS-Geschäftsführer Ralf Ketzel erklärte damals im ARD-Interview, dass es vom Auftrag bis zur Auslieferung eines einzelnen Kampfpanzers etwa zwei Jahre dauert. In den Produktionsstätten am Stadtrand Münchens können demnach pro Jahr nur 40 bis 50 Panzer gebaut werden. Und: Dort werden aktuell noch Leopard-2-Panzer für die Nato-Partner Ungarn und Norwegen gebaut, auch Litauen hatte 44 neue Leopard 2A8 bestellt. Es könnte also sehr lange dauern bis zu Söders „Vollausstattung“ der Bundeswehr. (pm)

Rubriklistenbild: © Montage IPPEN.MEDIA / IMAGO / Sven Simon / Bernd Elmenthaler

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