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Er konvertierte erst 2019
Letzte Papst-Audienz: JD Vance trat erst vor fünf Jahren zum Katholizismus über
JD Vance war der finale Gast, den Franziskus vor seinem Ende begrüßte. Es bestanden einige Differenzen zwischen dem Papst und dem konvertierten Trump-Vize.
Washington, D. C. – Erst zwei katholische Präsidenten hat es in der Geschichte der USA gegeben: John F. Kennedy und Joe Biden. Nach der Amtszeit von Donald Trump könnte es unter Umständen einen dritten katholischen US-Präsidenten geben: JD Vance.
Der Trump-Vize war der letzte, den Papst Franziskus vor seinem Tod zu einer offiziellen Audienz empfangen hat. Es ging Vance bei seinem Vatikan-Besuch aber wohl mehr darum, schöne Bilder zu produzieren, als um eine tiefe Verbundenheit zum Papst. Denn eigentlich trennten die beiden so einige Ansichten – zuletzt gab es auch Kritik aneinander.
JD Vance konvertierte als Erwachsener zum katholischen Glauben – Treffen mit Franziskus kurz vor dem Tod
JD Vance konvertierte erst als Erwachsener zum katholischen Glauben: Im Jahr 2019 ließ er sich in einer katholischen Gemeinde in Cincinnati taufen und empfing seine erste Heilige Kommunion. Aufgewachsen war er zuvor evangelikal, also nach einer Glaubensrichtung innerhalb des Protestantismus, die sich stark auf die Bibel und auf persönliche Erfahrungen mit Gott konzentriert. Später wandte sich Vance völlig von der Religion ab und war „linker Atheist“, wie er in einem Essay in der katholischen Zeitschrift The Lamp beschrieb.
Mit dem katholischen Glauben beschäftigte sich Vance erstmals, als er in Washington einen Priester am Dominican House of Studies kennenlernte, heißt es in einem Bericht der New York Times. Die katholische Hochschule sei dafür bekannt, „potenzielle Konvertiten in hohen Positionen anzuziehen“.
Trump-Vize JD Vance ließ sich 2019 katholisch taufen – „Beste Kritik unserer modernen Zeit“
Vance war von den katholischen Lehren offenbar so angetan, dass er 2018, als er nach Cincinnati zog, theologischen Privatunterricht an der katholischen St. Gertrude-Kirche nahm. Monatelang habe er dort mit einem Dominikaner-Pater Werke der Theologie, Mystik und politischen und moralischen Philosophie gelesen, wie es in der New York Times heißt.
Vance soll vor allem begeistert gewesen sein von den Ideen der katholischen Kirche zur Familie und Gesellschaftsordnung und davon, dass der Katholizismus gewisse Tugenden in der modernen Gesellschaft bewahren will. 2019 dann habe sich Vance in der Privatkapelle des Dominikanerklosters taufen lassen.
Als seinen Schutzpatron wählte JD Vance den Heiligen Augustinus, ein Konvertit aus dem 5. Jahrhundert. JD Vance erklärte später seine Bewunderung für Augustinus‘ Abhandlung „Vom Gottesstaat“: „Es war die beste Kritik an unserer modernen Zeit, die ich je gelesen habe, an einer Gesellschaft, die ganz auf Konsum und Vergnügen ausgerichtet ist und Pflicht und Tugend verachtet“, so Vance in seinem Essay in The Lamp.
Als JD Vance katholisch wurde, wurde er auch zum Anhänger von Donald Trump
Widersprüchlich scheint, dass Vance Bekehrung zum Katholizismus zu einer ähnlichen Zeit stattfand, als er sich vom Trump-Kritiker zu einem Trump-Verehrer wandelte. Schließlich steht Donald Trump wie kaum ein anderer für Konsum und Maßlosigkeit, die Vance‘ Vorbild Augustinus in seinen Schriften so stark kritisiert.
Zum Katholizismus zu konvertieren, sei gleichbedeutend mit dem „Beitritt zum Widerstand“, schrieb Vance in der katholischen Zeitschrift jedenfalls. Vance ist strikt gegen Abtreibung und die Gleichstellung von LGBTQ-Personen, wendet sich scharf gegen illegale Migration und verteidigt das traditionelle Familienbild.
„Katholizismus von Vance ist rigider als von Papst Franziskus“
„Der Katholizismus von Vance ist viel doktrinärer als jener von Joe Biden und rigider als jener von Papst Franziskus“, schreibt die Neue Zürcher Zeitung dazu. Der amerikanische Vize-Präsident zähle sich „zur neuen postliberalen Rechten, einer Elite, die gerade zahlreiche Konvertiten hervorbringt und die Demokratie zu unterhöhlen droht“. Mithilfe der katholischen Soziallehre wollten diese Postliberalen Politik und Gesellschaft so formen, sodass der angebliche moralische Verfall der USA gestoppt werde.
Treffen mit Papst: Vance ist nicht einziger katholischer Konvertit im Trump-Kabinett
In der Regierung von Donald Trump ist JD Vance nicht der einzige, der sich offen zum Katholizismus bekennt und dies gleichzeitig mit dem „Make America Great Again“-Lifestyle verknüpft, schreibt die Zeit. Auch Außenminister Marco Rubio wuchs katholisch auf, war dann Baptist und konvertierte dann wieder zur katholischen Kirche. Während eines Interviews bei Fox News trug er zuletzt demonstrativ ein schwarzes Aschekreuz auf der Stirn, wohl als „Statement für einen neuen politischen Katholizismus republikanischer Prägung“, wie die Zeit schreibt.
Auch Gesundheitsminister Robert Kennedy Jr., der durch Verschwörungstheorien auffällt, fand wohl nach einem schlechten Drogentrip zum Katholizismus, wie er dem katholischen Fernsehsender EWTN erzählte. Verkehrsminister Sean Duffy ist ebenfalls Katholik und betete vor seiner Senatsanhörung ein Ave Maria auf dem Capitol Hill.
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Unter Republikanern wird Katholizismus salonfähig – früher galt katholisch sein wie Vance als Makel
Während es früher eher als Makel unter den Republikanern gegolten habe, katholisch zu sein, gibt es nun sogar eine Zweitdrittelmehrheit von katholischen Richtern am Supreme Court. Dabei sind innerhalb der amerikanischen Bevölkerung nur etwa 20 Prozent katholisch. Die Mehrheit der US-Bürger sind Protestanten, mit etwa 40 Prozent.
Während aber katholisch sein innerhalb der Republikaner jetzt offenbar angesagt ist, war es Papst Franziskus mit seiner offenen Haltung eher nicht: Die Schrift „Fiducia supplicans“, mit der Papst Franziskus die Segnung homosexueller Paare erlaubte, stieß bei den traditionell konservativen Bischöfen in den USA teils auf harsche Kritik und nährte laut Zeit „bei den Republikanern den Glauben, dass dieser Papst kein Alliierter ist im Kampf gegen die vermeintliche Wokeness“.
Vance und Papst Franziskus: Spannungen wegen Migrationspolitik der Trump-Regierung
Die Spannungen zwischen der Trump-Regierung und Papst Franziskus traten vor allem in der Migrationspolitik zutage: Der Papst kritisierte die Abschiebungspolitik von Trump im Februar 2025 in einem offenen Brief an die US-Bischöfe massiv. JD Vance wies diese Kritik bei einer Katholiken-Veranstaltung harsch zurück, ohne inhaltlich auf sie einzugehen. Insgeheim scheint er es aber besser wissen zu wollen als der Papst: Vance hätte die Katholiken bei der Veranstaltung ermahnt, nicht „zu sehr mit der politischen Kritik einzelner Geistlicher oder des Kirchenoberhaupts beschäftigt“ zu sein, heißt es.
Wie aber kann Vance seinen katholischen Glauben mit der teils menschenverachtenden Migrationspolitik unter Trump vereinbaren, widerspricht sie doch seinem Glauben in vielen Punkten? Der Journalist Christopher White sagte dazu zum Sender Domradio, dass „katholische Politiker in den USA schon immer versucht haben, für sich Ausnahmen von der Regel zu finden, wenn es um die Vereinbarkeit von Religion und Politik geht“. Das Trump-Lager hofft nach dem Tode des Papstes wohl auch auf mehr Einfluss im Vatikan.
Vance rechtfertigt Abschiebungen mit „Hierarchie der Nächstenliebe“ – Kritik von Papst Franziskus
Vance gehe einen Schritt weiter und versuche, die rigiden Abschiebungen mit dem Heiligen Augustinus zu rechtfertigen. Der Vizepräsident spreche von einer „Hierarchie der Nächstenliebe“ und behaupte, dass es wichtiger sei, seine eigene Familie, sein Umfeld und sein Land zu schützen als Migranten aus einem fernen Land. Papst Franziskus widersprach dem in seinem offenen Brief an die US-Bischöfe im Februar deutlich. Widerspruch erfuhr Vance auch von vielen Bischöfen in den USA.
Dass ausgerechnet JD Vance es war, der Papst Franziskus am Ostersonntag einen letzten offiziellen Besuch abstattete, wirkt wie eine bittere Ironie der Geschichte. Trump wiederum will zur Papst-Beerdigung nach Rom fahren, obwohl er seit Jahren einen Streit mit Papst Franziskus führt. (smu)