Mühldorfer FW-Politiker nach X-Post in der Kritik
Verschwörungs-Theoretiker? Antisemitismus-Vorwürfe gegen FW-Landtags-Kandidat Markus Saller
Ein Post auf X, dem ehemaligen Twitter, hat den Mühldorfer FW-Landtagskandidaten Markus Saller in die Schusslinie gebracht. Der Vorwurf: Er äußere sich antisemitisch und hänge einer Verschwörungstheorie an. Wie dieser auf die Vorwürfe reagiert.
Mühldorf – Markus Saller, Kreisvorsitzender und Landtagskandidat der Freien Wähler im Landkreis Mühldorf, ist in sozialen Netzwerken heftig unter Beschuss geraten. Grund sind zwei Posts, die Saller auf X hinterlassen hat, dem ehemaligen Twitter. Kritiker werfen ihm vor, antisemitisch und verschwörungsgläubig zu sein.
Ausgangspunkt der Diskussion ist ein Post von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf X. Lauterbach hat dort am 23. September ein Bild mit seinem Doktorvater Amartya Sen und dessen Frau Emma Rothschild gepostet. Dabei lobt Lauterbach die Arbeit des 89-jährigen Nobelpreisträgers, der früher Professor in Harvard war. Sens Einsatz für soziale Gerechtigkeit sei Vorbild für ihn, schrieb Lauterbach.
Wunderbares Treffen bei meinem Doktorvater Amartya Sen und seiner Frau Emma Rothschild. Amartya, Nobelpreis für Ökonomie 1998, unterrichtet mit 89 J noch immer in Harvard. Sein ganzes Leben hat er dem Thema soziale Gerechtigkeit gewidmet. Ein Vorbild für mich bis heute. pic.twitter.com/iauhm0JzgX
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) September 23, 2023
Viele offen antisemitische Aussagen unter Lauterbach-Post
Viele Kommentatoren reagierten auf diesen Post, einige mit offen antisemitischen Aussagen. Immer wieder taucht dabei eine Wiederholung des Namens Rothschild auf, versehen mit Fragezeichen oder Ausrufezeichen. So von den Nutzern „Puffi“ „KWHY oder „Padau Miau möchte ins Bälleparadies“, oft versehen mit Aussagen wie „Alarmglocken“ oder „habe ich genau gelesen?“
Auch der FW-Landtagskandidat Markus Saller hat unter den Post Lauterbachs geschrieben: „Rothschild?“ Die Folge: Heftige Kritik in vielen sozialen Netzwerken, auch Medien haben das Thema aufgegriffen.
Saller streitet nicht ab, den Post verfasst zu haben, will ihn aber keinesfalls antisemitisch gemeint haben. Er sei über den „Namen gestolpert“, sagt er dazu auf OVB-Anfrage. „Dass es sich dabei um eine jüdische Familie handelt, war für mich völlig belanglos. Das hätte auch Rockefeller, Vanderbilt oder eine sonstige einflussreiche Familie sein können.“ Und: „Ich habe auch nicht geschaut, was sonst unter dem Post stand.“
Medien sehen Verbindungen zu früherem Post Sallers
Medien wie die Internetseite „Volksverpetzer“ oder Facebook-Nutzer verknüpften diesen Post mit einem früheren Kommentar Sallers zum sogenannten „Great Reset“. Dabei handelt es sich um eine Verschwörungstheorie, die von einer Neuordnung der Weltwirtschaft nach der Corona-Krise ausgeht. Auch dieser Begriff steht oft in Zusammenhang mit antisemitischen Unterstellungen einer jüdischen Weltherrschaft.
Saller weist auch diesen Vorwurf zurück. Es gebe keinen Zusammenhang zwischen den beiden Kommentaren. „Den Begriff Great Reset kenne ich nur als Buchtitel des Begründers des Weltwirtschaftsforums Klaus Schwab aus dem Jahre 2021“, sagt Saller. In diesem Buch beschreibe Schwab, dass infolge von Corona-Pandemie und menschengemachtem Klimawandel die Welt eng zusammenarbeiten müsse, um die Herausforderungen der Menschheit zu meistern. „Der geschilderte Weg dorthin ist umstritten und wird von vielen – auch von mir – kritisiert.“ Das habe er mit seinem Post ausdrücken wollen, auf satirische Art. Wörtlich sagt Saller: „Es war eine flapsige Bemerkung von mir“, in einem Facebook-Post nennt er sie „unglücklich formuliert“.
Aus allen Wolken gefallen
Mit der Wirkung seiner Kommentare in sozialen Netzwerken und der heftigen Kritik daran hat er jedenfalls nicht gerechnet. „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, sagt Saller und betont: „Ich hatte keine antisemitischen Hintergedanken.“
Er gibt allerdings zu: „Wenn man die beiden Posts zusammen lesen möchte, kann man diesen Zusammenhang herstellen.“ Er distanziere sich aber ausdrücklich von jeder Form des Antisemitismus: „Ich verurteile ihn aufs Allerschärfste“, sagt Saller und betont: „Es tut mir aufrichtig leid, wenn ich jemanden dadurch verletzt habe, das war nicht meine Intention. Das war dumm.“
X-Account deaktiviert
Als Konsequenz hat Saller seinen X-Account deaktiviert, zum „Selbstschutz“, wie er sagt. Damit sind auch die Beiträge Sallers nicht mehr lesbar. Andere Nutzer sozialer Netzwerke haben sie allerdings dokumentiert und auf ihren Seiten veröffentlicht.