Trotz massiver Raketenangriffe
„Kurs ändern“ - Israel scheinbar kurz vor Bodenoffensive in Libanon
Israel hat seine Bombardements auf den Libanon deutlich intensiviert. Zivilbevölkerung wurde angewiesen, sich von Hisbollah-Kämpfern und ihren Einrichtungen fernzuhalten.
Tel Aviv/Beirut - Israel bereitet größere Angriffswellen auf den Libanon vor. Die israelische Armee hat die Bevölkerung im Libanon aufgefordert, sich von Zielen der Hisbollah-Miliz wie Waffenlagern fernzuhalten. Zivilisten in libanesischen Dörfern, „die sich in oder in der Nähe von Gebäuden und Gebieten befinden, die von der Hisbollah für militärische Zwecke genutzt werden“, sollten sich sofort in Sicherheit bringen, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Montag bei einer Pressekonferenz. Die Armee werde „umfangreichere und präzisere Angriffe gegen Terrorziele vornehmen, die im gesamten Libanon verteilt sind“, sagt Hagari weiter. Das Militär habe am Montag mit neuen Angriffen gegen die Hisbollah-Miliz begonnen. „Die Angriffe werden in naher Zukunft fortgesetzt.“
Angriff auf Libanon: Israel warnt Zivilisten, Organisationen und Minister
Neben Anwohnern wurden auch Organisationen gewarnt. Ebenso hat Informationsminister Siad al-Makari eine Aufforderung zur Evakuierung erhalten. Der Minister, der derzeit geschäftsführend im Amt ist, habe per Anruf eine entsprechende Nachricht bekommen, teilte sein Büro der Staatsagentur NNA zufolge mit. Nach dpa-Informationen handelte es sich um einen sogenannten Roboteranruf, bei dem eine vorab aufgenommene Nachricht abgespielt wurde. Auch eine „große Zahl an Anwohnern“ in der Hauptstadt Beirut hätten Anrufe erhalten, hieß es demnach in der Mitteilung des Ministers.
Libanon wirft Israel „psychologische Kriegsführung“ vor
Das Ministerium bezeichnete die Aktion als „psychologische Kriegsführung“ Israels. Die Methode sei üblich für den „israelischen Feind“. Die Arbeit im Ministerium laufe normal weiter und die Mitarbeiter seien mit ihren gewöhnlichen Aufgaben beschäftigt. Die Libanesen seien aufgefordert, den Nachrichten und Anrufen „nicht mehr Aufmerksamkeit zu schenken als nötig“.
80 Luftangriffe auf Libanon in einer halben Stunde
Derzeit konzentriert sich der israelische Einsatz auf Luftschläge. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA) und Journalisten der AFP berichteten von Dutzenden israelischen Angriffen auf den Süden und Osten des Landes. „Feindliche Kampfflugzeuge“ flogen demnach innerhalb einer halben Stunde „mehr als 80 Luftangriffe“ auf Gebiete im Südlibanon. Gleichzeitig habe es „intensive Angriffe im Bekaa-Tal“ im Ostlibanon gegeben. Nach Angaben der NNA wurde dabei im Osten mindestens ein Zivilist getötet sowie sechs weitere Menschen verletzt.
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Droht Libanon ähnliches Schicksal wie der Hamas im Gazastreifen?
Inzwischen stellt sich daher die Frage, ob dem Libanon ein ähnliches Schicksal wie dem Gazastreifen droht und auch Bodentruppen der israelischen Armee (IDF) in den Libanon einmarschieren. „Es ist durchaus möglich, dass die IDF in den Libanon eindringen müssen“, sagte der ehemalige Kommandeur des IDF-Generalstabskorps, Generalmajor (a.D.) Gershon HaCohen, am Montag der Jerusalem Post. Ziel der israelischen Armee sei es, die evakuierten Israelis aus dem Grenzgebiet wieder zurück zu ihren Häusern zu bringen. Israel hat erkannt, dass seine bisherigen Maßnahmen die Bewohner nicht nach Hause zurückbringen können, und muss daher den Kurs ändern.“
Hisbollah feuert 150 Raketen und Drohnen auf Israel
Ungeachtet der massiven israelischen Angriffe verstärkte die pro-iranische Hisbollah ihrerseits am Wochenende ebenfalls ihre Angriffe. Allein in der Nacht zum Sonntag waren nach israelischen Angaben rund 150 Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert worden. „Kein Land kann akzeptieren, dass seine Städte mutwillig mit Raketen beschossen werden. Wir können es auch nicht akzeptieren“, teilte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einem Video auf X mit.
Bereits vor der Tötung von Hisbollah-Kommandeuren sowie der heftigen gegenseitigen Angriffe am Wochenende hatte sich der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah durch die Explosionen von hunderten Pagern und Walkie-Talkies der Miliz im Libanon zugespitzt. Die Hisbollah macht Israel für die Explosionen verantwortlich. Israel selbst äußerte sich nicht zur Urheberschaft der Explosionen, durch die 39 Menschen starben und rund 3000 weitere verletzt wurden. (erpe/dpa/AFP)
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