Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Tote vor Ort eingeäschert

Kriegs-Verluste für Putin: Südkorea nennt Zahlen zu Nordkorea-Soldaten

Im Ukraine-Krieg sollen zahlreiche Nordkoreaner für Wladimir Putin kämpfen. Die Anzahl der vermutlich Gefallenen wird von südkoreanischen Politikern offengelegt.

Seoul – Während der Ukraine-Krieg seinen 39. Monat erreicht, rücken die aus Nordkorea ins Kampfgebiet entsandten Soldaten in den Fokus. Zumindest in den Schlagzeilen. Am Montag hatte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA erstmals offen über die Einheiten berichtet, die an Russlands Seite Blut vergießen.

Die Zentrale Militärkommission der Arbeiterpartei habe die „heldenhaften Leistungen“ gewürdigt, mit denen „schwerwiegende Souveränitätsverletzungen durch die ukrainischen Behörden“ vereitelt worden seien. Zuvor hatte auch Moskau bestätigt, dass Soldaten von Kim Jong-un an der Rückeroberung des von Kiews Truppen besetzten Grenzgebiets Kursk beteiligt seien.

Nordkorea im Ukraine-Krieg: Laut Südkorea hat Kim 4700 Soldaten im Kampf für Russland verloren

Nun legt Südkorea, das bereits häufiger über die Beteiligung des nördlichen Nachbarn am Ukraine-Krieg berichtete, mit neuen Zahlen nach. Wie unter anderem die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap schreibt, soll Kim 15.000 Soldaten nach Russland geschickt haben. Weiter heißt es, die Verluste unter ihnen belaufen sich auf 4700, darunter seien 600 Tote zu beklagen.

Vorbereitung auf den Krieg im Namen von Wladimir Putin: Nordkoreanische Soldaten werden von russischen Einheiten instruiert.

Das hätten die Abgeordneten Lee Seong-kweun von der Partei Macht der Staatsangehörigen und Kim Byung-kee von der Gemeinsamen Demokratischen Partei unter Berufung auf den Nachrichtendienst National Intelligence Service (NIS) verraten. Die Einschätzung sei von den Geheimdienstlern während einer nichtöffentlichen Besprechung des Geheimdienstausschusses der Nationalversammlung geteilt worden.

Wie die beiden Politiker demnach weiter berichteten, habe Nordkorea die Truppen in zwei Phasen nach Russland verlegt. Seit April hätten die Kampfhandlungen abgenommen, nachdem Moskau die meisten Gebiete rund um Kursk zurückerobert habe.

Dort waren ukrainische Einheiten im August 2024 eingedrungen und offenbar auf wenig Widerstand gestoßen. Erst rund ein halbes Jahr später soll es den Truppen von Kreml-Chef Wladimir Putin gelungen sein, die Ukrainer zurückzudrängen. Kiew dementiert allerdings die russische Meldung, wonach Moskau das Gebiet komplett zurückerobert haben will.

Putins Verluste im Ukraine-Krieg: Tote Nordkoreaner eingeäschert – Verletzte ausgeflogen

Der NIS hat zwar laut Yonhap keine weiteren Entsendungen nordkoreanischer Soldaten nach Russland ausgemacht, will die Möglichkeit aber auch nicht ausschließen. Die internationale Nachrichtenagentur Agence France-Presse (afp) berichtet über Lees Ausführungen weiter, die Leichen der Gefallenen seien in der Grenzregion Kursk eingeäschert und nach Nordkorea überführt worden.

Nordkorea – Kim Jong-uns abgeschottete Diktatur

Menschen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Nordkorea ist das wohl geheimnisvollste Land der Erde: eine totalitäre Diktatur, in der der Einzelne nichts zählt, ohne Freiheiten und Menschenrechte, abgeschottet vom Rest der Welt. Schätzungsweise 26 Millionen Menschen leben in dem Land, das im Norden an China und Russland grenzt und im Süden an das freiheitliche, demokratische Südkorea. Nordkoreas Grenzen sind für die meisten Menschen unüberwindbar – kaum einer kommt rein, noch weniger Menschen kommen raus.  © Ed Jones/afp
Die Skyline von Pjöngjang
Hauptstadt sowie kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes ist Pjöngjang. Rund drei Millionen Menschen leben in der nordkoreanischen Metropole, die so anders ist als die anderen Mega-Städte Asiens. Pjöngjang ist grau, geprägt von Hochhäusern, gesichtslosen Wohnblöcken und gigantischen Monumenten, die der herrschenden Kim-Familie huldigen sollen. Wer in der Hauptstadt leben darf, ist privilegiert: Hier ist die Stromversorgung besser als auf dem Land, die Regale der Geschäfte sind voller, es gibt Freizeitparks, Kinos, Theater. © Olaf Schuelke/Imago
Kim Jong-un auf einem Pferd
Beherrscht wird Nordkorea seit 2011 von Kim Jong-un, einem Diktator, der skrupellos vor allem ein Ziel verfolgt: den eigenen Machterhalt und den seiner Sippe. Nordkorea ist das einzige kommunistische Land der Welt mit einer Erb-Monarchie, in der die politische Macht vom Vater auf den Sohn übergeht. Die sogenannte „Paektu-Blutlinie“ kontrolliert das Land seit dessen Gründung im Jahr 1948. Die Macht der Kims ist unanfechtbar, Aufstände gab es nie, dafür sorgt die lückenlose Überwachung und Kontrolle der gesamten Gesellschaft. © KCNA via KNS/afp
Sowjetische Soldaten in Pjöngjang
Korea war über Jahrhunderte ein geeintes Land. Die Geschichte der Teilung beginnt erst im 20. Jahrhundert: Von 1910 bis 1945 ist Korea eine japanische Kolonie, nach der Niederlage der Japaner besetzen sowjetische Truppen den Norden des Landes, der Süden wird von amerikanischen Truppen besetzt. Weil Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Landesteile scheitern, gründen sich 1948 auf der koreanischen Halbinsel zwei Staaten. © Jacob Gudkov/Imago
Szene des Koreakriegs
Zwei Jahre später dann die Tragödie: Der Korea-Krieg bricht aus. Kim Il-sung, Machthaber im Norden, schickt seine Truppen in den Südteil des Landes, um Korea mit Gewalt zu vereinen. Wenige Wochen später greifen die UN-Truppen unter Führung der USA den Norden an, stoßen bis an die chinesische Grenze vor. Das beunruhigt Peking – das nun auf der Seite von Nordkorea in den Krieg eingreift. 1953 wird ein Waffenstillstand verhandelt, das Land bleibt entlang des 38. Breitengrades geteilt. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht unterzeichnet. © Imago
Familie Kim
Kim Il-sung, der Gründer und erste Präsident Nordkoreas, ist ein Machthaber von Stalins Gnaden. Geboren 1912, ist er als junger Mann im Widerstand gegen die japanische Besatzungsmacht aktiv. 1940 geht er ins Exil in die Sowjetunion, wo er schließlich zum späteren Machthaber Nordkoreas aufgebaut wird. Ab 1948 etabliert Kim einen auf ihn zugeschnittenen Personenkult. Mit brutalen Säuberungsaktionen entledigt er sich seiner Gegner. Politisch pendelt sein Land zwischen China und der Sowjetunion, vor allem, nachdem sich die beiden kommunistischen Führungsmächte ab Ende der 50er-Jahre zunehmend voneinander entfremden. © Imago
Kim Il-sung und Kim Jong-il
Schon in den 1970ern beginnt Kim Il-sung, seinen Sohn Jong-il zu seinem Nachfolger aufzubauen. Als er 1994 stirbt, übergibt er Kim Jong-il ein verarmtes Land. Mit dem Untergang der Sowjetunion wenige Jahre zuvor hat Nordkorea seinen wichtigsten und engsten Partner verloren, es stürzt in eine wirtschaftliche Krise, auf die eine fatale Hungersnot folgt. Hunderttausende Menschen verhungern. Unter Kim Jong-il, der 1941 oder 1942 geboren wurde, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt, das Land schottet sich immer mehr ab. Vor allem die USA sowie Südkorea – das sich seit den 80ern zur Demokratie gewandelt hat – werden zu Feindbildern. © KCNA via KNS/afp
Fernsehbilder vom ersten nordkoreanischen Atomtest 2006
Unter Kim Jong-il beginnt die beispiellose Aufrüstung des bettelarmen Landes. Wichtigstes Ziel Kims ist es, Nordkorea zur Atommacht zu machen. 2006 gelingt ihm das, Nordkorea testet erstmals eine Atombombe. Die Welt ist geschockt, die Vereinten Nationen erlassen Strafmaßnahmen, denen insgesamt neun weitere Sanktionsrunden folgen. Heute ist Nordkorea eine Atommacht, die wohl Dutzende Sprengkörper besitzt. © Jung Yeon-Je/afp
Kim Jong-un beobachtet einen Raketentest
Zudem testet das Land regelmäßig ballistische Raketen, auf denen die nuklearen Sprengköpfe montiert werden können. So kann das Regime mit seinen Atomwaffen sogar die USA erreichen – zumindest in der Theorie, denn noch ist unklar, wie leistungsfähig die Raketen tatsächlich sind. © KCNA via KNS/afp
Donald Trump und Kim Jong-un an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Kim Jong-il stirbt 2011. Ihm folgt einer seiner Söhne nach: Kim Jong-un. Der treibt das Raketen- und Nuklearprogramm seines Vaters weiter voran. Als Hauptfeinde hat er Südkorea und die USA ausgemacht, die sein Regime regelmäßig mit drastischen Beleidigungen überzieht. Unter US-Präsident Donald Trump sieht es für einen kurzen Moment so aus, als könnten sich die Spannungen zwischen Nordkorea und dem Westen abkühlen – dreimal treffen sich Kim und Trump, auch Südkoreas damaliger Präsident kommt mit Kim zu einem Gipfeltreffen zusammen. © Brendan Smialowski/afp
Passanten in Pjöngjang währen der Corona-Pandemie
Doch die diplomatischen Initiativen scheitern 2019. Ein Jahr später sucht die Corona-Pandemie die Welt heim. Auch Nordkorea schließt seine Grenzen – und schottet sich gegen das Virus so hermetisch ab wie kein anderer Staat weltweit. Trotzdem meldet das Regime im Mai 2022 erste Corona-Fälle. Auch nach dem Ende der Pandemie bleibt Nordkorea ein international isoliertes Land. © Imago
Putin und Kim in Russland
Enge Beziehungen unterhält das Regime in Pjöngjang heute vor allem zu seinen beiden nördlichen Nachbarn China und Russland. Zu Wladimir Putin pflegt Kim ein besonders gutes Verhältnis, denn Russlands Präsident benötigt Nordkoreas Unterstützung für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine – als Lieferant von Waffen und Munition. Im Herbst 2023 treffen Putin und Kim in Russlands Fernem Osten zusammen, es ist Kims erste Auslandsreise seit der Pandemie. © KCNA via KNS/afp
Kim Jong-un und seine Tochter Ju-ae
Kim Jong-un wurde 1982, 1983 oder 1984 geboren, hat also möglicherweise noch viele Jahre vor sich. Nordkoreas Diktator ist allerdings bei schlechter Gesundheit. Er gilt als Kettenraucher und Alkoholiker und ist sichtbar übergewichtig. Was, wenn er stirbt? Experten glauben, dass Kim seine Tochter Ju-ae zu seiner Nachfolgerin aufbauen will. Seit November 2022 zeigen Staatsmedien das Mädchen, das wohl 2012 oder 2013 zur Welt gekommen ist, regelmäßig an der Seite ihres mächtigen Vaters. © KCNA via KNS/afp
Kim Yo-jong
Aber auch Kims Schwester Kim Yo-jong gilt als mögliche Erbin auf den Thron. Die Macht, die die Kims seit bald 80 Jahren innehaben, dürften sie jedenfalls so schnell nicht aus der Hand geben. © Jorge Silva/afp

Außerdem seien 2000 der Soldaten bereits wieder in die Heimat abgezogen worden. Sie würden sich an verschiedenen Orten aufhalten und seien unter Isolation gestellt, habe der Politiker unter Berufung auf Berichte erklärt. Hier schreibt die Washington Post, es handele sich um verletzte Soldaten, die zwischen Januar und März ausgeflogen oder per Zug nach Nordkorea gebracht worden seien.

Insgesamt soll Pjöngjang Putin bislang mit 18.000 Soldaten unterstützt haben. Nachdem die Kämpfe nun abgenommen hätten, habe es mehrere Berichte von „Fehlverhalten“ unter den Nordkoreanern gegeben, etwa exzessiver Alkoholkonsum oder Diebstahl.

Nordkorea und Putin im Ukraine-Krieg: Drohnen und Boden-Luft-Raketen für Kim?

Noch im Januar war unter Berufung auf den NIS von mindestens 300 getöteten Kim-Kämpfern und weiteren 2700 Verletzten ausgegangen worden. Zudem hatte es geheißen, die Nordkoreaner würden lieber ihr Leben selbst beenden, als sich von Ukrainern gefangen nehmen zu lassen. Dennoch griffen Kiews Truppen vereinzelt von Pjöngjang entsandte Soldaten auf, was auch mit Fotos dokumentiert wurde.

Gute Laune in Nordkorea: Machthaber Kim Jong-un lässt seine Soldaten seit Monaten im Ukraine-Krieg mitmischen.

Yonhap zufolge geht der NIS davon aus, dass Nordkorea im Gegenzug für seine an Russland entsandten Soldaten und Waffen eine Startrampe für Spionagesatelliten, Drohnen, elektronische Kampfausrüstung und Boden-Luft-Raketen vom Typ SA-22 erhalten hat. Außerdem seien beide Länder in Gesprächen über die Modernisierung der Industrie in 14 Sektoren, darunter Luftfahrt, Energie und Tourismus. In diesem Zusammenhang sollen rund 15.000 nordkoreanische Arbeiter nach Russland geschickt werden.

Der NIS ist sich ziemlich sicher, dass Kim nicht an den Feierlichkeiten Russlands am Jahrestag des Siegs über Nazi-Deutschland am 9. Mai teilnehmen wird. Es würden Anzeichen dafür fehlen, dass entsprechende Sicherheitsmaßnahmen getroffen würden. Stattdessen könnte mit Choe Ryong-hae der Vorsitzende des Ständigen Parlamentsausschusses nach Russland reisen. (mg)

Rubriklistenbild: © IMAGO / ITAR-TASS

Kommentare