Nuklearwaffen
Herber Rückschlag: Russland scheitert mit mehreren Atomraketen-Tests
Die erfolglosen Tests der russischen Interkontinentalraketen sind ein erheblicher Rückschlag für die nukleare Abschreckung des Landes.
Moskau – Russland erleidet zurzeit erhebliche Rückschläge bei der Modernisierung seiner strategischen Nuklearstreitkräfte. Am 1. November führte Russland wohl erfolglose Tests der Interkontinentalrakete Yars durch, die das Hauptelement der Bodenkomponente der strategischen Nuklearstreitkräfte Russlands darstellt. Das berichtet der Verteidigungsgeheimdienst der Ukraine.
Der Start der Yars-Rakete vom Kosmodrom Plesetsk (Region Archangelsk) zum Ziel im Kura-Gebirge (Kamtschatka) wurde von der Kampfmannschaft der 33. Raketenarmee der strategischen Raketentruppen der Streitkräfte Russlands durchgeführt. Nach Angaben des Verteidigungsgeheimdienstes der Ukraine ist die Yars-Rakete wie schon bei den vorangegangenen Führungsstabsübungen am 25. Oktober vom Kurs abgekommen.
Test der Bulawa-Rakete angeblich erfolgreich
Auch der Teststart der ballistischen Rakete Bulawa vom U-Boot der Borei-Klasse am 25. Oktober endete erfolglos, was ihre Unzuverlässigkeit laut dem auf Verteidigung spezialisierten Onlinemagazin Defence Express erneut bestätigte.
Allerdings testete Russland die Bulawa-Rakete erneut am 1. November und laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums diesmal mit Erfolg. Die ballistische Rakete sei von einer Unterwasserposition vor der russischen Nordküste an der Barentssee gestartet worden und habe ein Tausend Kilometer entferntes Ziel auf der Halbinsel Kamtschatka im Fernen Osten Russlands getroffen, hieß es.
Russlands Schlüsselprojekt ist die Sarmat-Rakete
Moskau hat auch ernsthafte Probleme mit der schweren Interkontinentalrakete Sarmat, einem der Schlüsselprojekte im angekündigten Prozess zur Modernisierung der strategischen Nuklearstreitkräfte Russlands. Die Sarmat-Rakete wird in Russland seit 2009 entwickelt.
Nach den ursprünglichen Plänen Moskaus sollte sie laut Defense Express bereits vor fünf Jahren, im Jahr 2018, in Dienst gestellt werden. Doch der Termin wurde immer wieder verschoben. Die Sarmat-Rakete wurde erst im September 2023 in Dienst gestellt, nachdem im April dieses Jahres der erste und einzige umfassende Test durchgeführt worden war.
Im Vergleich zur in der Ukraine hergestellten RS-20-Voevoda-Rakete weist die Sarmat-Rakete keinerlei Vorteile in Bezug auf Design, Sprengkopf oder Methoden zur Überwindung der Raketenabwehr auf. Tatsächlich handelt es sich bei der Sarmat-Rakete um eine unterentwickelte, unvollkommene Rohrakete, analysiert das Onlinemagazin Defence Express.
Westliche Sanktionen bereiten Russland Schwierigkeiten
Russland steht bei seinen Plänen zur Verbesserung der Luftkomponente seiner strategischen Nuklearstreitkräfte vor unüberwindbaren Schwierigkeiten. Im Rahmen der Teilmodernisierung der sowjetischen Tu-160- und Tu-95S-Bomber hat Russland laut Defense Express die Möglichkeit, jährlich ein bis zwei Flugzeuge abzufertigen. Die für 2023 geplante Auslieferung der neuen strategischen Bomber Tu-160M2 wurde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, da Russland die Produktion der neuen Version der NK-32-Triebwerke noch nicht wieder aufnehmen konnte.
Alle oben genannten Probleme der strategischen Nuklearstreitkräfte Russlands sind laut der Analyse von Defence Express eine direkte Folge der Sanktionspolitik der westlichen Staaten gegen Moskau aufgrund des Ukraine-Kriegs. Russland würde außerdem die wissenschaftlichen, technischen und industriellen Grundlagen fehlen, um die notwendigen Komponenten produzieren, die die vormals importierten ersetzen sollen, so die Experten. (Sonja Thomaser)
Rubriklistenbild: © IMAGO/Russian Defence Ministry