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Nächste Station Vizekanzler?

Klingbeil baut nach Bundestagswahl Macht aus – und polarisiert in der SPD

Lars Klingbeil ist Parteichef und SPD-Fraktionsvorsitzender. Derweil kommt noch ein weiteres Amt infrage. Allerdings regt sich Kritik.

Berlin – Mit Krawatte sieht man Lars Klingbeil selten. Doch der Akt am Mittwochvormittag ist eine durchaus offizielle Angelegenheit, also sitzt der SPD-Chef drei Tage nach der Bundestagswahl mit magentafarbenem Schlips da und strahlt. Kurz zuvor hat ihn die Bundestagsfraktion der Sozialdemokraten zum Vorsitzenden gewählt. Klingbeil ist nun sozusagen Doppelspitze in Personalunion – und hat damit ein weiteres Etappenziel erreicht.

Lars Klingbeil nach Bundestagswahl: Neuer starker Mann in der SPD als Parteichef und Fraktionsvorsitzender

Seit Monaten schon positioniert sich Klingbeil als neuer starker Mann der SPD und baut seine Macht in der Partei aus. Noch am Wahlabend – die SPD schnitt mit einem historisch schlechten Ergebnis von 16 Prozent ab – kündigte er personelle Veränderungen und einen „Generationswechsel“ an. Erste Auswirkung: Rolf Mützenich trat als Fraktionschef ab, Klingbeil übernimmt nun seinen Posten.

Am persönlichen Ehrgeiz von Lars Klingbeil regt sich derweil aber auch Kritik. Dem Vernehmen nach sind in der Basis manche nicht vollständig zufrieden mit dem Parteichef angesichts des jüngsten Wahlergebnisses. Auch prominente Vertreter äußerten sich kritisch. Juso-Chef Philipp Türmer sagte nach der Bundestagswahl: „Als erste Reaktion greift einer der Architekten des Misserfolgs nach dem Fraktionsvorsitz.“ Der Generationswechsel dürfe „keine Metapher sein für: ‚Ich‘“.

Machtausbau trotz schlechtem Wahlergebnis: Keine Geschlossenheit in der SPD

Dass die Partei aktuell nicht unbedingt vollständig geschlossen hinter Klingbeil steht, spiegelt sich im Wahlergebnis wider. So bekam Klingbeil in der geheimen Wahl von 111 abgegebenen gültigen Stimmen 95 Ja-Stimmen. Das entspricht 85,6 Prozent. 13 Abgeordnete stimmten mit Nein. Drei Abgeordnete haben sich enthalten. Rolf Mützenich hatte bei seiner ersten Wahl zum Fraktionschef im Jahr 2019 noch 97 Prozent der Stimmen und landete nie unter 90 Prozent.

Der SPD-Abgeordnete Macit Karaahmetoğlu relativiert den Eindruck: „Kritik, auch gerade von den Jusos, gehört zu unserer SPD-Tradition. Es ist gut und wichtig, zu reflektieren.“ Aber: „Lars Klingbeil genießt großen Respekt, auch über die Parteigrenzen hinaus“, sagte er kurz nach der Fraktionssitzung im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. „Ein Ergebnis, das klar über 85 Prozent liegt, zeigt, dass die Fraktion hinter ihm steht.“ Er sprach von einer „guten, entspannten Stimmung“ nach der Sitzung.

Derweil ist unklar, ob Lars Klingbeil nach noch prominenteren Ämtern strebt. Er wird als heißer Kandidat für das Amt des Vizekanzlers gehandelt, ein Ministerium im neuen Kabinett wäre denkbar. Wer auf Zwischentöne achtet, erkennt zumindest Anzeichen dafür, dass er nach den Verhandlungen über eine schwarz-rote Koalition vielleicht in die Bundesregierung wechseln könnte. Bei einer Pressekonferenz im Willy-Brandt-Haus am Tag nach der Wahl schloss Klingbeil explizit nicht aus, dass er Minister werden könnte.

Auf Nachfrage sagte er lediglich: „Ob die SPD in eine Regierung eintritt, das steht nicht fest“, so Klingbeil. Der Ball liege jetzt bei Friedrich Merz, die Union müsse auf die SPD zukommen. „Dann werden die SPD-Mitglieder entscheiden. All diese Schritte liegen vor uns. In diese Gespräche sollten wir gehen, ohne uns zu fragen, was es für uns persönlich bedeutet. Sondern es geht darum, was es für unser Land bedeutet.“

Klingbeil als Vizekanzler? „Er ist ein Glücksfall für die Partei“

Der Abgeordnete Karaahmetoğlu kommentierte das so: „Lars Klingbeil hat das Zeug zu Großem. Er ist meines Erachtens für alle Posten geeignet.“ Mit ihrem Parteichef habe die SPD ein „politisches Talent, das Inhalte gut nach außen vermitteln“ könne: „Lars Klingbeil ist ein Glücksfall für die Partei.“ Die kommenden Koalitionsverhandlungen seien aber keinem Automatismus unterworfen. „Am Ende muss vor allem auch die Basis zustimmen“ , machte Karaahmetoğlu klar.

Zumindest, wenn es um den Posten des Vizekanzlers geht, ist derweil aber noch ein anderer Name im Spiel: Boris Pistorius, der laut Umfragen einer der beliebtesten Politiker Deutschlands ist, hat womöglich auch Aussichten auf das Amt.

Rubriklistenbild: © Kay Nietfeld/dpa

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