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Drohgebärden aus Pjöngjang

Kim Jong-un: Putin-Verbündeter spricht von „echtem Krieg“

In einer martialischen Rede fordert Nordkoreas Diktator Kim Jong-un seine Soldaten zur Kriegsbereitschaft auf. Er gilt als enger Verbündeter Wladimir Putins.

Pjöngjang - Der nordkoreanische Machthaber schickte tausende seiner Soldaten in den blutigen Ukraine-Krieg des Russland-Autokraten Wladimir Putin, etliche unter ihnen kehrten nicht in ihre Heimat zurück. Kim Jong-un ist weltpolitisch ein enger Verbündeter des Moskau-Regimes und hetzt gegen die USA.

Machthaber aus Nordkorea: Kim Jong-un hält martialische Ansprache vor Soldaten

Jetzt soll der 41 Jahre alte Diktator aus Pjöngjang in einer martialischen Ansprache von seinen Soldaten die Bereitschaft für einen „echten Krieg“ eingefordert haben, wohl ohne zu präzisieren, was und welchen potenziellen Gegner er mit diesem Begriff meint.

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, hat Kim Jong-un laut Berichten staatlicher Medien seine Armee wörtlich dazu aufgerufen, „jederzeit“ für einen „echten Krieg“ bereit zu sein. Die Soldaten sollten in der Lage sein, „den Feind in jedem Kampf zu zerstören“, forderte Kim demnach am Donnerstag (24. Juli) im Rahmen einer Militärübung. Die AFP verweist auf die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA als Quelle.

Verbündete: Nordkorea-Diktator Kim Jong-un (li.) und Russland-Autokrat Wladimir Putin.

Kim Jong-uns Nordkorea-Regime: Enger Verbündeter von Wladimir Putins Russland-Regime

Aufnahmen des staatlichen Fernsehens zeigten, wie Soldaten bei einer Militärübung Granaten in Richtung Meer abfeuerten. Kim verfolgte die Übung demnach mit einem Fernglas auf einem Beobachtungspunkt. Regelmäßig probt die riesige Koreanische Volksarmee, die mehr als eine Million Soldaten haben soll, gut sichtbar für den Nachbarn Südkorea, mit dem das sozialistische Nordkorea seit den 1950er Jahren und dem Koreakrieg (1950 bis 1953) verfeindet ist.

Westlichen Einschätzungen zufolge hatte Kim Jong-un seinem Verbündeten Putin für dessen Gefechte mit den ukrainischen Streitkräften rund 10.000 Soldaten geschickt. Angaben aus Seoul zufolge wurden in den Kämpfen, zum Beispiel in der russischen Grenzregion Kursk, etwa 600 nordkoreanische Soldaten getötet. Zuletzt berichtete der amerikanische Sender unter Berufung auf ukrainische und westliche Geheimdienstinformationen, dass Nordkorea Russland bis zu 30.000 weitere Soldaten bereitstellen will. Russische Nachrichtenagenturen verbreiteten indes Fotos, wie russische Soldaten Nordkoreaner an Waffen ausbilden.

Nordkorea – Kim Jong-uns abgeschottete Diktatur

Menschen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Nordkorea ist das wohl geheimnisvollste Land der Erde: eine totalitäre Diktatur, in der der Einzelne nichts zählt, ohne Freiheiten und Menschenrechte, abgeschottet vom Rest der Welt. Schätzungsweise 26 Millionen Menschen leben in dem Land, das im Norden an China und Russland grenzt und im Süden an das freiheitliche, demokratische Südkorea. Nordkoreas Grenzen sind für die meisten Menschen unüberwindbar – kaum einer kommt rein, noch weniger Menschen kommen raus.  © Ed Jones/afp
Die Skyline von Pjöngjang
Hauptstadt sowie kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes ist Pjöngjang. Rund drei Millionen Menschen leben in der nordkoreanischen Metropole, die so anders ist als die anderen Mega-Städte Asiens. Pjöngjang ist grau, geprägt von Hochhäusern, gesichtslosen Wohnblöcken und gigantischen Monumenten, die der herrschenden Kim-Familie huldigen sollen. Wer in der Hauptstadt leben darf, ist privilegiert: Hier ist die Stromversorgung besser als auf dem Land, die Regale der Geschäfte sind voller, es gibt Freizeitparks, Kinos, Theater. © Olaf Schuelke/Imago
Kim Jong-un auf einem Pferd
Beherrscht wird Nordkorea seit 2011 von Kim Jong-un, einem Diktator, der skrupellos vor allem ein Ziel verfolgt: den eigenen Machterhalt und den seiner Sippe. Nordkorea ist das einzige kommunistische Land der Welt mit einer Erb-Monarchie, in der die politische Macht vom Vater auf den Sohn übergeht. Die sogenannte „Paektu-Blutlinie“ kontrolliert das Land seit dessen Gründung im Jahr 1948. Die Macht der Kims ist unanfechtbar, Aufstände gab es nie, dafür sorgt die lückenlose Überwachung und Kontrolle der gesamten Gesellschaft. © KCNA via KNS/afp
Sowjetische Soldaten in Pjöngjang
Korea war über Jahrhunderte ein geeintes Land. Die Geschichte der Teilung beginnt erst im 20. Jahrhundert: Von 1910 bis 1945 ist Korea eine japanische Kolonie, nach der Niederlage der Japaner besetzen sowjetische Truppen den Norden des Landes, der Süden wird von amerikanischen Truppen besetzt. Weil Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Landesteile scheitern, gründen sich 1948 auf der koreanischen Halbinsel zwei Staaten. © Jacob Gudkov/Imago
Szene des Koreakriegs
Zwei Jahre später dann die Tragödie: Der Korea-Krieg bricht aus. Kim Il-sung, Machthaber im Norden, schickt seine Truppen in den Südteil des Landes, um Korea mit Gewalt zu vereinen. Wenige Wochen später greifen die UN-Truppen unter Führung der USA den Norden an, stoßen bis an die chinesische Grenze vor. Das beunruhigt Peking – das nun auf der Seite von Nordkorea in den Krieg eingreift. 1953 wird ein Waffenstillstand verhandelt, das Land bleibt entlang des 38. Breitengrades geteilt. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht unterzeichnet. © Imago
Familie Kim
Kim Il-sung, der Gründer und erste Präsident Nordkoreas, ist ein Machthaber von Stalins Gnaden. Geboren 1912, ist er als junger Mann im Widerstand gegen die japanische Besatzungsmacht aktiv. 1940 geht er ins Exil in die Sowjetunion, wo er schließlich zum späteren Machthaber Nordkoreas aufgebaut wird. Ab 1948 etabliert Kim einen auf ihn zugeschnittenen Personenkult. Mit brutalen Säuberungsaktionen entledigt er sich seiner Gegner. Politisch pendelt sein Land zwischen China und der Sowjetunion, vor allem, nachdem sich die beiden kommunistischen Führungsmächte ab Ende der 50er-Jahre zunehmend voneinander entfremden. © Imago
Kim Il-sung und Kim Jong-il
Schon in den 1970ern beginnt Kim Il-sung, seinen Sohn Jong-il zu seinem Nachfolger aufzubauen. Als er 1994 stirbt, übergibt er Kim Jong-il ein verarmtes Land. Mit dem Untergang der Sowjetunion wenige Jahre zuvor hat Nordkorea seinen wichtigsten und engsten Partner verloren, es stürzt in eine wirtschaftliche Krise, auf die eine fatale Hungersnot folgt. Hunderttausende Menschen verhungern. Unter Kim Jong-il, der 1941 oder 1942 geboren wurde, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt, das Land schottet sich immer mehr ab. Vor allem die USA sowie Südkorea – das sich seit den 80ern zur Demokratie gewandelt hat – werden zu Feindbildern. © KCNA via KNS/afp
Fernsehbilder vom ersten nordkoreanischen Atomtest 2006
Unter Kim Jong-il beginnt die beispiellose Aufrüstung des bettelarmen Landes. Wichtigstes Ziel Kims ist es, Nordkorea zur Atommacht zu machen. 2006 gelingt ihm das, Nordkorea testet erstmals eine Atombombe. Die Welt ist geschockt, die Vereinten Nationen erlassen Strafmaßnahmen, denen insgesamt neun weitere Sanktionsrunden folgen. Heute ist Nordkorea eine Atommacht, die wohl Dutzende Sprengkörper besitzt. © Jung Yeon-Je/afp
Kim Jong-un beobachtet einen Raketentest
Zudem testet das Land regelmäßig ballistische Raketen, auf denen die nuklearen Sprengköpfe montiert werden können. So kann das Regime mit seinen Atomwaffen sogar die USA erreichen – zumindest in der Theorie, denn noch ist unklar, wie leistungsfähig die Raketen tatsächlich sind. © KCNA via KNS/afp
Donald Trump und Kim Jong-un an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Kim Jong-il stirbt 2011. Ihm folgt einer seiner Söhne nach: Kim Jong-un. Der treibt das Raketen- und Nuklearprogramm seines Vaters weiter voran. Als Hauptfeinde hat er Südkorea und die USA ausgemacht, die sein Regime regelmäßig mit drastischen Beleidigungen überzieht. Unter US-Präsident Donald Trump sieht es für einen kurzen Moment so aus, als könnten sich die Spannungen zwischen Nordkorea und dem Westen abkühlen – dreimal treffen sich Kim und Trump, auch Südkoreas damaliger Präsident kommt mit Kim zu einem Gipfeltreffen zusammen. © Brendan Smialowski/afp
Passanten in Pjöngjang währen der Corona-Pandemie
Doch die diplomatischen Initiativen scheitern 2019. Ein Jahr später sucht die Corona-Pandemie die Welt heim. Auch Nordkorea schließt seine Grenzen – und schottet sich gegen das Virus so hermetisch ab wie kein anderer Staat weltweit. Trotzdem meldet das Regime im Mai 2022 erste Corona-Fälle. Auch nach dem Ende der Pandemie bleibt Nordkorea ein international isoliertes Land. © Imago
Putin und Kim in Russland
Enge Beziehungen unterhält das Regime in Pjöngjang heute vor allem zu seinen beiden nördlichen Nachbarn China und Russland. Zu Wladimir Putin pflegt Kim ein besonders gutes Verhältnis, denn Russlands Präsident benötigt Nordkoreas Unterstützung für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine – als Lieferant von Waffen und Munition. Im Herbst 2023 treffen Putin und Kim in Russlands Fernem Osten zusammen, es ist Kims erste Auslandsreise seit der Pandemie. © KCNA via KNS/afp
Kim Jong-un und seine Tochter Ju-ae
Kim Jong-un wurde 1982, 1983 oder 1984 geboren, hat also möglicherweise noch viele Jahre vor sich. Nordkoreas Diktator ist allerdings bei schlechter Gesundheit. Er gilt als Kettenraucher und Alkoholiker und ist sichtbar übergewichtig. Was, wenn er stirbt? Experten glauben, dass Kim seine Tochter Ju-ae zu seiner Nachfolgerin aufbauen will. Seit November 2022 zeigen Staatsmedien das Mädchen, das wohl 2012 oder 2013 zur Welt gekommen ist, regelmäßig an der Seite ihres mächtigen Vaters. © KCNA via KNS/afp
Kim Yo-jong
Aber auch Kims Schwester Kim Yo-jong gilt als mögliche Erbin auf den Thron. Die Macht, die die Kims seit bald 80 Jahren innehaben, dürften sie jedenfalls so schnell nicht aus der Hand geben. © Jorge Silva/afp

Für Wladimir Putins Ukraine-Krieg: Nordkorea schickte Russland Soldaten und Waffen

Mitte Juli hatte Kim bei einem Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow Russland die „bedingungslose Unterstützung“ Nordkoreas zugesichert. Sein Land sei bereit, „alle Maßnahmen der russischen Führung zur Bekämpfung der Ursachen der Ukraine-Krise bedingungslos zu unterstützen und zu bestärken“, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Zeitgleich sprach sich Putins Moskau-Regime für das nordkoreanische Atomprogramm aus und warnte die USA davor, sich in Asien einzumischen. Pjöngjang hatte der russischen Armee in der jüngeren Vergangenheit neben Soldaten auch Waffen bereitgestellt.

Wie das ukrainische Online-Portal Defense Express (DE) im Januar berichtet hatte, gingen bis dahin angeblich rund 120 alte nordkoreanische Mehrfachraketenwerfer an die Russen. Die Financial Times (FT) schrieb, dass die russisch Armee ferner geschätzt 50 nordkoreanische Panzerhaubitzen M-1978 und M-1989 „Koksan“ bekam. Etliche dieser Waffen sollen ukrainischen Angaben zufolge bereits zerstört sein. So teilte das Verteidigungsministerium aus Kiew Anfang Juli bei X ein Video, das zeigt, wie sich ein nordkoreanischer Mehrfachraketenwerfer von Putins Truppen nach einem Drohnen-Treffer selbst in Brand schießt. (pm)

Rubriklistenbild: © IMAGO / SNA

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