„Investor in diesem Teil der Welt“
„Keine US-Soldaten notwendig“ – Trumps Umsiedlungspläne im Gazastreifen nehmen Form an
Die Idee von Trump, die Bewohner des Gazastreifens zu verlegen, wird greifbarer. Für die „Riviera des Nahen Ostens“ sei nicht mal Militär erforderlich.
Update vom 8. Februar, 7 Uhr: Trump sieht nach seinem Vorschlag, die Palästinenser im Gazastreifen umzusiedeln und aus dem zerstörtem Gebiet eine „Riviera des Nahen Ostens“ zu machen, nach eigener Aussage „keine Eile“. Auf die Frage eines Journalisten nach einem Zeitplan sagte er: „Die Vereinigten Staaten würden es im Grunde als eine Immobilientransaktion betrachten, bei der wir ein Investor in diesem Teil der Welt sind. Und es gibt keine Eile, etwas zu tun.“
„Wir haben es nicht eilig. Es ist absolut nicht eilig“, wiederholte Trump später. Er sagte zudem, dass die USA vorerst nichts investieren müssten, sondern sich andere darum kümmern würden. Was genau er meinte, blieb offen.
„Keine US-Soldaten notwendig“ – Trumps Umsiedlungspläne im Gazastreifen nehmen Form an
Gaza/Washington D.C. – Die umstrittenen Pläne des US-Präsidenten Donald Trump im Gazastreifen nehmen weiter Form an: Er will Hunderttausende Bewohner des Küstengebiets umsiedeln und für die Umsetzung seines Vorhabens sei nicht mal der Einsatz des US-Militärs notwendig: „Keine Soldaten der USA wären nötig! In der Region würde Stabilität herrschen“, schrieb Trump am Donnerstag auf seiner Onlineplattform Truth Social.
Trumps Umsiedlungspläne im Gazastreifen: Zerstörter Küstenstreifen soll „Riviera des Nahen Ostens“ werden
Hintergrund: Trump hatte am Dienstag (4. Februar) bei einem Treffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu angekündigt, den Gazastreifen unter die Kontrolle der USA zu bringen und die dortige Bevölkerung umsiedeln zu wollen. Der im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas zerstörte Küstenstreifen solle als eine „Riviera des Nahen Ostens“ wieder aufgebaut werden, sagte Trump.
„Der Gazastreifen würde nach Beendigung der Kämpfe von Israel an die Vereinigten Staaten übergeben“, schreibt Trump auf Truth Social. Die Palästinenser würden dann in weitaus sichereren und schöneren Gemeinden mit neuen und modernen Häusern in der Region leben, schreibt Trump weiter in seinem Post. „Sie hätten tatsächlich die Chance, glücklich, sicher und frei zu sein.“
Und der Plan Trumps wird immer konkreter: „Die USA würden in Zusammenarbeit mit großen Entwicklungsteams aus der ganzen Welt langsam und vorsichtig mit dem Bau dessen beginnen, was zu einer der größten und spektakulärsten Entwicklungen dieser Art auf der Erde werden würde.“
Bereits bei dem Besuch am Dienstag kündigte Trump an, den Gazastreifen unter die Kontrolle der USA zu bringen und die dortige Bevölkerung etwa nach Jordanien oder Ägypten umsiedeln zu wollen. „Wir werden dort einen guten Job machen. Wir werden es besitzen“, sagte er. Konkrete Details, wie eine Umsiedlung der mehr als zwei Millionen Palästinenser erfolgen solle, nannte er aber nicht.
Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert




Nach Trump-Vorstoß: Israel bereitet Plan für freiwillige Ausreisen aus Gazastreifen vor
Während das Vorhaben vor allem in muslimischen Ländern und bei der UN eine Welle der Empörung ausgelöst hatte, nannte Netanjahu die Idee „bemerkenswert“. Auch sein Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einem „mutigen Plan“, der es einem großen Teil der Bevölkerung im Gazastreifen ermöglichen könnte, „an verschiedene Orte auf der ganzen Welt umzuziehen“. Zudem würden Wiederaufbauprogramme für ein „demilitarisiertes, bedrohungsfreies Gaza“ erleichtert.
Katz wies seine Armee derweil auch an, einen Plan für die freiwillige Ausreise von Palästinensern aus dem Gazastreifen vorzubereiten. Die Menschen könnten den Gazastreifen verlassen und „in jedes Land gehen, das sie aufnehmen will“, erklärte Katz am Donnerstag (6. Februar).
Der israelische Plan soll laut Katz die Ausreise über Grenzübergänge ebenso ermöglichen wie „besondere Vorkehrungen für die Abreise auf dem See- und Luftweg“. Bislang hatte Israel den Palästinensern jegliches Verlassen des Gazastreifens verboten. Der einzige Grenzübergang in Richtung Ägypten ist derzeit nur für die Evakuierung von wenigen Verletzten geöffnet.
Iran kritisiert Trump: Fortsetzung des israelischen Plans zur „kompletten Vernichtung“ der Palästinenser
Der Iran wies Trumps Vorhaben scharf zurück. Der Plan „Gaza zu räumen und das palästinensische Volk gewaltsam in die Nachbarländer zu vertreiben“, sei eine Fortsetzung des israelischen Plans zur „kompletten Vernichtung“ der Palästinenser, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums.
Das Weiße Haus schwächte Trumps Ausführungen ab und sprach von „vorübergehenden“ Umsiedlungen, bis die Wohnungen der Menschen wieder aufgebaut seien. Zudem sollten keine US-Truppen in das Gebiet geschickt werden. US-Außenminister Marco Rubio versicherte, Trumps Vorstoß sei „nicht feindselig“, sondern als „großzügiges Angebot“ gedacht gewesen.
Nach 15 Monaten Krieg sind große Teile des Gazastreifens zerstört: Schulen, Krankenhäuser und ein Großteil der Infrastruktur liegen in Schutt und Asche. Dennoch wollen die meisten Menschen das Gebiet nicht verlassen. Jeglicher Versuch, sie aus dem Gazastreifen umzusiedeln, weckt dunkle Erinnerungen an die sogenannte Nakba, die „Katastrophe“, als 1948 hunderttausende Palästinenser aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Auslöser des Gaza-Kriegs: Angriff der radikalislamischen Hamas im Oktober 2023
Ausgelöst worden war der Gaza-Krieg durch den Angriff der radikalislamischen Hamas und ihrer Verbündeten am 7. Oktober 2023 auf Israel, bei dem israelischen Angaben zufolge 1210 Menschen getötet wurden. Bei israelischen Gegenangriffen wurden laut Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bislang mehr als 47.500 Menschen getötet.
Seit dem 19. Januar gilt die erste Phase einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, in deren Rahmen bereits mehrere israelische Geiseln im Austausch von palästinensischen Gefangenen freigelassen wurden. Zudem kamen UN-Angaben zufolge bereits mehr als 10.000 Lkw mit Hilfslieferungen im Gazastreifen an. (bg/dpa)
Rubriklistenbild: © erk Mohamamd Abu Samra/AP/dpa/Imago (Montage)
