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„Extreme staatliche Gewalt“

Kapitol-Sturm: Angeklagte wollen zu Trumps Amtseinführung nach Washington

Mutmaßliche Kapitol-Stürmer wollen an Trumps Amtseinführung in Washington teilnehmen. Ein Gericht hat eine Teilnahme bereits genehmigt.

Washington – Mehrere Personen, die sich am Kapitol-Sturm am 6. Januar 2021 beteiligt haben sollen, wollen an der Amtseinführung Donald Trumps zum US-Präsidenten am 20. Januar teilnehmen. Sie haben Bundesrichter um die Erlaubnis einer Teilnahme gebeten, berichtet das US-Nachrichtenmagazin Newsweek. Republikanische Abgeordnete hätten einige Angeklagte als Gäste zur Amtseinführung eingeladen.

Beispielsweise reichte der mutmaßliche Kapitolstürmer William Alexander Pope einen Antrag „auf Reise zur Amtseinführung“ bei einem Bundesrichter in Topeka (Kansas) ein, schreibt Newsweek. Ursprünglich habe Pope eine erste Einladung abgelehnt. „Jetzt wurde ich jedoch ein zweites Mal gefragt und ich glaube, dass es nun unangemessen wäre, diese Bitte abzulehnen“, so der Trump-Anhänger in seinem Antrag laut Newsweek. Er erklärte, dass seine Reise „völlig friedlich“ verlaufen werde.

Republikaner laden Trump-Anhänger zu Amtseinführung ein

Im November habe Pope den Bundesrichter Rudolph Contreras darum gebeten, seinen Prozess bis nach Trumps Amtseinführung zu verschieben. Der Mann warnte, dass der „Einsatz extremer staatlicher Gewalt zu einem gefährlichen Kreislauf eskalierender Vergeltung führen kann, da die Kontrolle über die Regierung weiterhin in andere Hände übergeht.“

Bei den Krawallen am 6. Januar 2021 kamen fünf Menschen ums Leben. (Archivbild)

Zurzeit wartet Pope auf seinen Prozess. Die Vorwürfe lauten: Unruhestiftung, Hausfriedensbruch, ungebührliches Verhalten und Streikpostenbildung auf dem Kapitol.

Laut Newsweek hat ein pensionierte republikanischer Kongressabgeordneter den Trump-Anhänger Russell Taylor am 20. Januar nach Washington eingeladen. Diese Einladung hätten drei weitere Mitglieder der Kongressdelegation in Utah ausgesprochen. Trump hat wiederholt erklärt, dass er die Kapitol-Stürmer begnadigen wird.

Trump lädt führende Politiker zur Amtseinführung ein

Politico-Rechtskorrespondent Kyle Cheney schrieb auf X, dass fünf oder sechs mutmaßliche Kapitol-Stürmer einen Antrag gestellt haben. „Bisher wurde nur einem – einem Angeklagten wegen eines Vergehens – die Teilnahme genehmigt“, schrieb Cheney.

6. Januar 2021 - der Sturm aufs Kapitol in Bildern

Donald Trump bei seiner Rede am 6. Januar 2021 in Washington DC
Alles begann mit einer Rede von Donald Trump. Der noch amtierende Präsident hatte seine Anhängerinnen und Anhänger nach Washington DC gerufen, um dort gegennnnnnn die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten zu demonstrieren. Der hatte die Wahl im November gewonnen, am 6. Januar sollten dann die Wahlmänner der Bundesstaaten Bidens Sieg in Washington DC bestätigen. Eigentlich ein formaler, zeremonieller Akt. In Trumps Wahrnehmung aber wohl die letzte Chance, die Niederlage gegen Biden noch zu verhindern. Seine tausenden Zuhörer forderte Trump auf, „gemeinsam zu Kapitol“ gehen um „unser Land zurückzuerobern“. © Brendan Smialowski/afp
Tausende Menschen finden sich am 6. Januar auf den Stufen des Kapitols in Washington DC ein
Der Mob aus MAGA-Fans gehorchte Donald Trump und zog in Richtung Kapitol. Gegen 12 Uhr Ortszeit fanden sich tausende Menschen auf den Stufen zu den Parlamentsgebäuden ein. Viele trugen Camouflage-Kleidung und Gasmasken. Trump-Flaggen und Devotionalen waren überall zu sehen. Entgegen seiner Ankündigung war der abgewählte US-Präsident aber nirgends zu sehen. Das Sicherheitspersonal, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Secret Service, soll Trump eine Teilnahme an der Demonstration verboten haben. © Roberto Schmidt/afp
Ein Galgen, wohl für Mike Pence, ist vor den Stufen des Kapitols in Washington DC am 6. Januar zu sehen.
Donald Trumps Getreue hatten es aber nicht nur auf die Demokraten und Joe Biden abgesehen. Auch Mike Pence geriet ins Visier des Mobs. Trump hatte in den Tagen zuvor von seinem Vizepräsidenten gefordert, die Wahl von Biden nicht zu ratifizieren – eine formale Aufgabe, die im politischen System der USA dem Vize zufällt. Pence weigerte sich, was Trumps Fans zu dem Schlachtruf „Hang Mike Pence“ (Hängt Mike Pence“) inspirierte. Ihre Forderung unterstrich der Mob mit selbstgebastelten Galgen vor dem Kapitol. © Andrew Caballero-Reynolds/afp
Der Maga-Mob prügelt sich am 6. Januar vor dem Kapitol in Washington DC mit der Polizei
Vor dem Kapitol traf der Mob auf hoffnungslos unterbesetzte Sicherheitskräfte. Die Polizei war machtlos und konnte die Barrikaden vor dem Kapitol nicht lange halten. Gegen 12.30 durchbrach der wütende Mob schließlich die Absperrungen. Zwei Stunden hatte die Polizei endgültig aufgegeben und die Trump-Fans verschafften sich Zugang zu den Parlamentsgebäuden. © Joseph Prezioso/afp
Mike Pence und Nancy Pelosi im Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Während draußen die Schlacht zwischen MAGA-Fans und Kapitolspolizei tobte, lief im US-Senat die Sitzung, in der Joe Biden endgültig zum Präsidenten erklärt werden sollte. Kurz nachdem der Mob sich Zugang zu den Gebäuden verschafft hatte, unterbrachen Vizepräsident Mike Pence und Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Sitzung. Der Plenarsaal wurde von den Sicherheitskräften evakuiert. © Erin Schaff/afp
Anhänger von Donald Trump in den Gebäuden des Parlaments auf dem Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Im Kapitol begannen die Anhänger Donald Trumps in den heiligen Hallen der amerikanischen Demokratie zu randalieren. Zahlreiche Kunstwerke wurden zerstört, die Wände mit Exkrementen beschmiert und ein Rednerpult gestohlen, das kurz darauf auf Ebay zum Verkauf angeboten wurde. Währenddessen verbarrikadierten sich Abgeordnete, die nicht rechtzeitig evakuiert werden konnten, in einzelnen Räumen des Kapitols. © Roberto Schmidt/afp
Richard Barnett im Büro von Nancy Pelosi beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar in Washington DC in den USA
Die Anhänger von Donald Trump hatten es besonders auf das Büro von Nancy Pelosi abgesehen. Richard Barnett war unter denen, die sich Zugang zu den Räumen der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses verschaffte. Dort machte Barnett Fotos von sich im Stuhl Pelosis, veröffentlichte diese auf Facebook und schrieb Pelosi beleidigende Nachrichten auf den Schreibtisch. Kurze Zeit nach dem Sturm aufs Kapitol wurde Barnett verhaftet. © Saul Loeb/afp
Jake Angeli, der QAnon Schamane beim Sturm aufs Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Zweifelhafte Berühmtheit erlangte am 6. Januar 2021 auch Jake Angeli. Der sogenannte „QAnon-Schamane“ beteiligte sich in Kriegsbemalung und mit Fellmütze inklusive Hörnern am Sturm aufs Kapitol. Tage später wurde Angeli festgenommen und des vorsätzlichen Betretens oder Verbleibs in gesperrten Gebäuden oder Geländen ohne rechtmäßige Befugnis sowie des gewaltsamen Betretens und des ordnungswidrigen Verhaltens auf dem Gelände des Kapitols angeklagt. Die Fahndung sei aufgrund der „einzigartigen Kleidung und den umfangreichen Tätowierungen auf seinem Oberkörper“ leicht gefallen, gaben die Behörden im Anschluss an. © Saul Loeb/afp
Anhänger Donald Trumps beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar in den Gebäden des Parlaments in Washington DC.
Überall in den Gebäuden tummelten sich stundenlang die Anhänger Donald Trumps. Der abgewählte US-Präsident zögerte, die Nationalgarde zur Unterstützung der Kapitolpolizei zu entsenden und weigerte sich zunächst, den Mob per Videobotschaft zur Ruhe zu bringen. Erst vier Stunden, nachdem die Türen des Kapitols eingeschlagen worden waren, wandte sich der noch amtierende Präsident an die Demonstranten. Nur halbherzig verurteilte er die Gewalt des Tages und lobte die Randalierer noch als „große Patrioten“. © Saul Loeb/afp
Nationalgardist im Einsatz beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar in Washington DC
Erst gegen 16.30 Uhr, also zweieinhalb Stunden, nachdem das Kapitol gestürmt worden war, wurde die Nationalgarde geschickt. Wer diesen Einsatz, den die Kapitolpolizei zwei Stunden zuvor bereits beantragt hatte, letztlich genehmigt hat, ist nicht bekannt. Laut offizieller Anrufliste hat Donald Trump von 11 Uhr bis 18 Uhr kein einziges Telefonat geführt. Die Theorie liegt nahe, dass Mike Pence letztlich den Einsatz der Nationalgarde in die Wege geleitet hatte. Den Sicherheitskräften gelang es gegen 17.30 Uhr, den Mob aus den Parlamentsgebäuden im Kapitol zu drängen. © Olivier Douliery/afp
Anhänger von Donald Trump beim Sturm aufs Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Die Bilanz des Kapitolsturms am 6. Januar in Washington DC fällt verheerend aus. Insgesamt kamen zehn Menschen ums Leben, fünf davon Polizisten. Vier dieser Männer begangen in den Tagen nach dem Sturm Suizid. 140 weitere Sicherheitsbeamte und unzählige Demonstranten wurden verletzt. Bis heute laufen Gerichtsverfahren gegen Beteiligte des Aufstands. Doch für Donald Trump ändert das alles nichts. Bis heute hat er seine Wahlniederlage nicht akzeptiert und lässt seit dem 6. Januar keine Gelegenheit aus, den Beinahe-Sturz der Demokratie in den USA kleinzureden. © Samuel Corum/afp

Führende Politiker erhielten von Trump persönliche Einladungen – wie Chinas Präsident Xi Jinping. Der künftige Bewohner des Weißen Hauses soll Xi Jinping kurz nach seiner Wahl Anfang November zur Amtseinführung eingeladen haben. Das sei ein Beispiel dafür, wie Trump „einen offenen Dialog mit den Staats- und Regierungschefs von Ländern in Gang setzt, die nicht nur unsere Verbündeten, sondern auch unsere Gegner und Konkurrenten sind“, erklärte die designierte Trump-Sprecherin Karoline Leavitt gegenüber CBS News. Eine Reise von Xi Jinping in die USA scheint eher unwahrscheinlich. (Jan-Frederik Wendt)

Rubriklistenbild: © Essdras M. Suarez/Zuma Press/dpa

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