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„Handfeste Auswirkungen“
Maulkorb vor dem Prozess? Sonderermittler beantragt Hetz-Verbot für Trump - der reagiert prompt
Donald Trump sollen verbale Attacken untersagt werden – das fordert Sonderermittler Jack Smith im Prozess um Wahlverschwörung. Trump reagiert harsch.
Washington – Vor dem Prozess gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump in den USA wegen Wahlverschwörung hat Sonderermittler Jack Smith das zuständige Gericht aufgefordert, dem Republikaner vorab ein Redeverbot zum Verfahren zu erteilen. Der vom Justizministerium ernannte Sonderermittler begründete seinen Antrag vor dem Bundesgericht damit, dass Trump mit aufhetzender Rhetorik den für März geplanten Prozess gefährde.
Seit die Geschworenen in dem Fall Anklage gegen Trump erhoben hätten, habe der 77-Jährige öffentlich Äußerungen getätigt, mit denen er das Gericht, mögliche Zeugen und Staatsanwälte angegriffen und eingeschüchtert habe, heißt es in einem am Freitag von Smith eingereichten Antrag. Damit könne Trump „die Integrität des Verfahrens untergraben und die Geschworenen beeinflussen“.
Trumps Verbalattacken gegen das Justizministerium, die Washingtoner Öffentlichkeit und Richterin Tanya Chutkan hätten bereits Folgen gehabt, legte Smith dar: Seine Fans drohten demnach der Staatsanwaltschaft, dem Gericht und potenziellen Jury-Mitgliedern.
Rhetorik Trumps könne Unparteilichkeit der Jury beeinflussen
Die Rhetorik des Ex-Präsidenten könne „handfeste Auswirkungen auf die Unparteilichkeit des Jury-Pools“ haben, aus dem die Geschworenen für seinen Prozess ausgewählt werden. Auch Zeugen drohten durch Trumps heftige Äußerungen beeinflusst zu werden.
Alle, die Trumps Kommentare zu dem Verfahren hörten oder läsen, „könnten begründeterweise befürchten, dass sie die nächsten Ziele der Attacken des Beschuldigten werden“, erklärte Smith. Smith forderte das Gericht daher auf, Trump mit einer „eng gefassten Anordnung“ bestimmte Äußerungen zu seinem Fall zu untersagen. Die Richterin äußerte sich zunächst nicht zu dem Antrag.
Trump: „Werde Euch verfolgen“
Smith führte in seinem Antrag einige öffentliche Äußerungen von Trump auf. Diese hatte der Ex-Präsident gemacht, nachdem er Anfang August von der Bundesjustiz angeklagt worden war – und zwar wegen seiner Versuche, den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 nachträglich zu kippen und sich damit an der Macht zu halten.
„Wenn Ihr mich verfolgt, werde ich Euch verfolgen!“, lautete eine seiner Äußerungen in Online-Netzwerken. Außerdem bezeichnete Trump nach Smiths Darlegungen die zuständige Richterin Chutkan als „Betrügerin“ und Smiths Mitarbeiterstab als ein „Team von Gangstern“. Die US-Hauptstadt Washington verunglimpfte Trump demnach als „dreckig und vom Verbrechen bestimmt“, ihre Bevölkerung sei „zu mehr als 95 Prozent anti-Trump“.
6. Januar 2021 - der Sturm aufs Kapitol in Bildern
Auf Smiths Forderung, ihm einen Maulkorb zu verpassen, reagierte Trump kämpferisch. In seinem Online-Netzwerk Truth Social schrieb er über US-Präsident Joe Biden, dieser sei eine „inkompetente Person“. Er setze das Justizministerium und das FBI mit Blick auf die kommende Präsidentschaftswahl „als Waffe“ gegen ihn ein. „Sie lassen Dinge durchsickern, sie lügen und verklagen mich – und jetzt wollen sie mir auch noch das Sprechen verbieten?“, wettere Trump.
Bei dem Prozess gegen Trump geht es um den Versuch seiner Fans, am 6. Januar 2021 die Kongress-Sitzung zu stürmen, bei der der Sieg des Demokraten Biden bei der Präsidentschaftswahl 2020 zertifiziert werden sollte. Trump plädiert auf nicht schuldig und hat Chutkan aufgefordert, den Fall wegen Befangenheit abzugeben.
Ende August setzte die Richterin den 4. März als Auftakttermin für das Verfahren in Washington fest. Es beginnt somit einen Tag vor dem sogenannten „Super Tuesday“. An diesem Tag finden in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten Präsidentschaftsvorwahlen statt. Trump will erneut für das Präsidentenamt kandidieren.(AFP/dpa)