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Bis zu vier Jahre Haft

Trumps Schweigegeld-Prozess in New York – die Folgen eines möglichen Urteils

Donald Trump könnte in New York zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt werden. Schadet das seiner Kandidatur? Oder könnte er sich sogar selbst begnadigen?

New York – Donald Trump ist auf viele Weisen ein einzigartiger Ex-Präsident. Sein Leben war geprägt von Kontroversen und Skandalen – angefangen bei seiner Karriere als eiskalter Immobilienmakler in New York, über seine Auftritte im Reality-TV, bis hin zu seiner Zeit als 45. Präsident der USA. Selbst nach seiner Amtszeit sticht Trump hervor. Als erster Präsident der USA hat er ein Strafverfahren am Hals – und das in gleich vier Fällen.

Aktuell wird in New York gegen Trump wegen einer Schweigegeldzahlung an die Erotikdarstellerin Stormy Daniels verhandelt. Ihm wird vorgeworfen, die 130.000 Dollar fälschlicherweise als Rechtskosten verbucht zu haben. Dabei handelt es sich laut Staatsanwaltsschaft um Wahlkampfkosten – denn schließlich habe sich der Republikaner im Wahlkampf 2016 so vor einem Imageschaden bewahrt. Könnte Trump in dem Verfahren verurteilt werden? Und was wären die Konsequenzen?

„Ohne jeden begründeten Zweifel“ – Staatsanwaltschaft muss Geschworene von Trumps Schuld überzeugen

Nach gut fünf Wochen stehen heute (28. Mai) die Plädoyers der Staatsanwaltschaft und Trumps Anwälten an. Beide Parteien können den Geschworenen ihre abschließenden Argumente vortragen. Die Staatsanwaltschaft müsse die Geschworenen „ohne jeden begründeten Zweifel“ davon überzeugen, dass Trump die Geschäftsunterlagen wirklich gefälscht hat, schreibt der Spiegel. Trumps Anwälte müssen lediglich ausreichend Zweifel an der Schuld des Ex-Präsidenten sähen. Ob Trump schuldig oder unschuldig ist, muss von den zwölf Geschworenen einstimmig beschlossen werden. Im Schweigegeld-Prozess ist er in insgesamt 34 Punkten angeklagt.

Donald Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung. Im Prozess in New York steht ein Urteil bevor. (Archivbild)

Trumps Team zeigt sich wenig hoffnungsvoll. In einem Interview mit dem Sender Fox News sagte Trumps ehemalige Anwältin und nun Sprecherin in Rechtsfragen, Alina Habba, dass sie keine Hoffnung auf einen fairen Prozess für ihn habe. Mit Blick auf die Jury habe sie „große Bedenken“.

Nach den Plädoyers ziehen sich die Geschworenen zur Beratung zurück, wobei sie Zugriff auf alles Beweismittel haben. Auch Fragen an den Richter Juan Merchan sind dabei zulässig. Nachdem sich die Jury einstimmig auf ein Ergebnis geeinigt hat, wird die Entscheidung verkündet – das kann Stunden, Tage oder Wochen dauern.

Welche Strafe droht Donald Trump bei einer Verurteilung?

Zwischen dem Urteil der Geschworenen und der Verkündung des Strafmaßes könnten laut Reuters mehrere Wochen oder Monate liegen. Als Ersttäter komme Trump in dieser Zeit wohl gegen Kaution frei. Den Ex-Präsidenten erwartet in New York eine breite Spanne an möglichen Strafen.

Die Höchststrafe stellt eine mehrjährige Gefängnisstrafe dar. Im schlimmsten Falle droht Trump eine Haftstrafe von ein bis vier Jahren. Laut Reuters betragen Haftstrafen in ähnlichen Verfahren aber meistens etwa ein Jahr. Und weil Trump Ersttäter ist, könnte er sogar mit einer Geld- oder Bewährungsstrafe davonkommen.

Trump im Gefängnis – könnte er trotzdem Präsident werden?

Die Regeln, nach denen entschieden wird, ob ein US-Bürger Präsident werden kann, sind in der Verfassung des Landes festgesetzt. Dort heißt es, dass ein Kandidat die US-Staatsbürgerschaft besitzen muss, mindestens 14 Jahre in den USA gelebt haben muss und 35 Jahre alt sein muss. Einer Wiederwahl Trumps als Präsident stünde somit theoretisch nichts im Weg.

Trump vor Gericht: Die wichtigsten Personen beim Prozess in New York

Donald Trump ist der Angeklagte in New York.
Donald Trump ist der Angeklagte in New York. Der ehemalige Präsident der USA ist im Prozess um mutmaßliche Schweigegeldzahlungen in 34 Punkten angeklagt. Vorgeworfen wird ihm dabei nicht die Zahlung von Schweigegeld an sich. Vielmehr soll Trump Geschäftsberichte gefälscht haben, um die Zahlungen geheim zu halten. Damit soll der Kandidat der Republikaner für die US-Wahl 2024 sowohl gegen Steuergesetze wie auch gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen haben. Trump ist der erste Präsident der USA, der sich in einem Strafprozess wiederfindet.  © Pool/Getty Images/afp
Alvin Bragg ist der Staatsanwalt im Prozess gegen Donald Trump.
Alvin Bragg ist der Staatsanwalt im Prozess gegen Donald Trump. Mit seinem Team an Ermittlern ist es sein Ziel, nachzuweisen, dass Trump mit den Schweigegeld-Zahlungen versucht haben soll, die öffentliche Meinung vor der US-Wahl 2016 zu beeinflussen. Bragg ist Mitglied der Demokraten und seit 2022 Bezirksstaatsanwalt des Bezirks New York. © Angela Weiss/afp
Verteidigt wird Donald Trump in New York von Todd Blanche
Verteidigt wird Donald Trump in New York von Todd Blanche. Der ehemalige Staatsanwalt, der seit April 2023 für den Ex-Präsidenten arbeitet, hat beste Beziehungen in das MAGA-Universum. So verteidigte Blanche bereits Igor Furman, ein Mitarbeiter Rudy Giulianis, und Paul Manafort, Trumps ehemaligen Wahlkampfmanager.  © Mark Peterson/Imago
Unterstützt wird Todd Blanche bei der Verteidigung Donald Trumps von Susan Necheles.
Unterstützt wird Todd Blanche bei der Verteidigung Donald Trumps von Susan Necheles. Sie gilt als sehr erfahrene Strafverteidigerin, auf deren Dienste unter anderem Donald Trumps Firma, die „Trump Organization“, in der Vergangenheit vertraute. Wenn Necheles nicht gerade den Ex-Präsidenten oder seinen Familienkonzern vertritt, verteidigt sie andere zwielichtige Gestalten aus New York - darunter in der Vergangenheit auch Venero Frank Mangano. Der mittlerweile verstorbene Mafiaboss galt Zeit seines Lebens als hochrangiges Mitglied der „Cosa Nostra“ und Chef der berüchtigten „Genovese-Familie“. © Pool/Getty Images/afp
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan.
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan. Geboren wurde er in Kolumbien, aufgewachsen ist er in New York. Dort begann er seine Karriere als Staatsanwalt. Seit 2006 ist er als Richter in der Stadt tätig. Merchan gibt an, kein Mitglied einer politischen Partei in den USA zu sein. Bei der US-Wahl 2020 soll er aber nach Informationen von CNN in drei Fällen kleine Geldbeträge an die Demokraten und ihren damaligen Kandidaten, den heutigen US-Präsidenten Joe Biden, gespendet haben. © Jane Rosenberg/dpa
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan.
Sie brachte den Stein ins Rollen. Stephanie Clifford, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Stormy Daniels. Die Erotikdarstellerin behauptet, im Jahr 2006 eine kurze Affäre mit Donald Trump gehabt zu haben. Kurz vor der US-Wahl 2016 soll Trumps damaliger Anwalt Michael Cohen ihr 130.000 Dollar Schweigegeld gezahlt haben, damit die Affäre nicht ans Licht kommt und Trumps Wahlkampf behindert. Dass Daniels im Prozess gegen Donald Trump aussagen wird, gilt als nahezu sicher. © John Angelillo/Imago
Michael Cohen. Der ehemalige Anwalt Trumps gilt mittlerweile als einer seiner größten Gegner.
Die Eröffnungsplädoyers im Prozess gegen Donald Trump haben bewiesen, dass Michael Cohen der für beiden Seiten wichtigste Zeuge werden wird. Der ehemalige Anwalt Trumps gilt mittlerweile als einer seiner größten Gegner. Das dürfte auch daran liegen, dass Cohen 2018 in Zusammenhang mit Geschäften, die er für Trump abwickelte, wegen Steuerhinterziehung und Falschaussagen vor dem Kongress zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden war. © Spencer Platt/afp
Der erste Zeuge im Prozess gegen Donald Trump war David Pecker, ehemaliger Herausgeber des National Enquirer.
Der erste Zeuge im Prozess gegen Donald Trump war David Pecker, ehemaliger Herausgeber des National Enquirer. Pecker stammt wie Trump aus New York. Die beiden verbindet eine Geschäftsbeziehung, die bis in die 1990er Jahre zurückreicht. Vor Gericht bestätigte Pecker, dass er Trump dabei geholfen habe, Geschichten über Affären, die der Ex-Präsident gehabt habe, zu vertuschen. So soll der Zeitungsmann unter anderem in die Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels als auch an Karen McDougal verweickelt gewesen sein. © Imago
Neben Stormy Daniels behauptet auch Karen McDougal, sie habe Schweigegeld von Donald Trump erhalten.
Denn neben Stormy Daniels behauptet auch Karen McDougal, sie habe Schweigegeld von Donald Trump erhalten, um eine neun Monate dauernde Affäre geheim zu halten. Das ehemalige Playmate und spätere Model behauptet, sich zwischen 2006 und 2007 mehrmals mit dem späteren Präsidenten getroffen zu haben. Damit die Geschichte geheim bleibt, soll McDougal 150.000 Dollar erhalten haben. © Imago
Ein weiterer Zeuge, der im Prozess gegen Donald Trump vor Gericht erwartet wird, ist Allen Weisselberg.
Ein weiterer Zeuge, der im Prozess gegen Donald Trump vor Gericht erwartet wird, ist Allen Weisselberg. Er ist der ehemalige Finanzvorstand der „Trump Organization“ und hat bereits Erfahrungen mit New Yorker Justiz sammeln dürfen: Im Januar 2023 wurde Weisselberg zu einer neunmonatigen Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Laut Michael Cohen soll Weisselberg auch in die Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels verwickelt gewesen sein. © Kena Betancur/afp
Eine weitere hochkarätige Zeugin im Prozess gegen Donald Trump könnte Hope Hicks werden.
Eine weitere hochkarätige Zeugin im Prozess gegen Donald Trump könnte Hope Hicks werden. Das ehemalige Model steht seit 2012 mit der Familie Trump in Verbindung und arbeitete unter anderem für Donalds Tochter Ivanka Trump. Ab 2015 war sie Pressesprecherin der Wahlkampagne des späteren Präsidenten und blieb in verschiedenen Positionen auch nach Trumps Wahlsieg für ihn tätig. Im Prozess in New York dürfte sie nach ihren Kenntnissen über mutmaßliche Schweigegeldzahlungen im Wahlkampf 2016 befragt werden. © Andrew Harnik/dpa
Was sagt eigentlich Melania Trump? Die ehemalige First Lady hält sich bislang aus Prozess gegen ihren Mann heraus.
Was sagt eigentlich Melania Trump? Die ehemalige First Lady hält sich bislang aus Prozess gegen ihren Mann heraus. Weder begleitet die dritte Ehefrau Trumps ihn zum Gericht in New York, noch hat sie sich bislang zu den Vorwürfen geäußert, ihr Ehemann habe sie mit Playmates und Pornostars betrogen, während sie mit dem gemeinsamen Kind schwanger war. Bislang steht nicht fest, ob Melania Trump als Zeugin geladen wird. Sollte das geschehen, könnte Donalds Ehefrau wohl von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen. © Lynne Sladky/dpa
Zum Thema vor Gericht in New York wurde auch Barron Trump, der jüngste Sohn Donalds und das einzige Kind von Melania Trump.
Zum Thema vor Gericht in New York wurde auch Barron Trump, der jüngste Sohn Donalds und das einzige Kind von Melania Trump. Der über zwei Meter große Teenager feierte im März 2024 seinen 18. Geburtstag und wird noch dieses Jahr seinen Highschool-Abschluss feiern - womöglich ohne seinen Vater. Dessen Anwälte stellten für ihren Mandanten einen Antrag, dass er am 17. Mai, dem Tag der Abschlussfeier seines Sohnes, dem Gericht fernbleiben könne. Im Anschluss behauptete Trump, Richter Juan Merchan habe ihm das verboten - eine Falschbehauptung. Merchan hatte lediglich gesagt, er sei noch nicht bereit, eine Entscheidung über diesen Antrag zu fällen. Diese hinge vor allem davon ab, wie der Prozess in den kommenden Wochen verlaufen werde. © Damon Higgins/Imago

Doch beim Wahlvolk könnte eine Verurteilung schwere Folgen für Trump nach sich ziehen. Am 10. April veröffentlichten Reuters und Ipsos eine Umfrage, laut der 64 Prozent der Befragten die Anklage gegen Trump als „ziemlich ernst“ einstufen. Bei den Befragten, die sich der Republikanischen Partei zuordnen, gaben etwa 40 Prozent an, die Vorwürfe „ernst“ zu nehmen.

Für Trump aber besonders gefährlich: Etwa ein Viertel der Republikaner würden bei einer Verurteilung nicht für Donald Trump stimmen. Ein Sieg gegen Kontrahenten und Demokraten Joe Biden wäre damit kaum noch möglich. Aktuellen Umfragen zufolge liegt Trump vor allem in den umkämpften Swing States leicht vor Biden.

Könnte sich Trump nach der US-Wahl selbst begnadigen?

Ein US-Präsident verfügt über das Privileg, straffällig gewordene Personen zu begnadigen. Von diesem Recht hat Trump während seiner Amtszeit oft Gebrauch gemacht. Vor allem für Straftaten gegen seine engen Vertrauten. Könnte er dieses Privileg auch für sich nutzen, wenn er die Wahlen im November gewinnt?

Laut dem britischen Sender BBC ist das nicht möglich. Denn US-Präsidenten seien nur in der Lage, Begnadigungen für Bundesvergehen aussprechen. Da es sich bei dem Schweigegeld-Prozess um eine bundesstaatliche Angelegenheit handele, wäre eine Begnadigung nicht möglich. Dasselbe gelte auch für den Prozess in Georgia, wo ihm eine Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten vorgeworfen wird. (nhi)

Rubriklistenbild: © Samantha Laurey / Argus Leader / IMAGO

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