News zur Lage in Nahost
Streit um Rafah-Offensive: Israel reagiert auf US-Waffenstopp
Die israelische Armee rückt in Rafah im Süden des Gazastreifens vor. Die USA stoppen deswegen ihre Waffenhilfe. Der News-Ticker zum Israel-Gaza-Krieg.
Dieser News-Ticker ist beendet. Über die aktuelle Entwicklung in Nahost informieren wir in unserem neuen Ticker.
Update vom 9. Mai, 19.42 Uhr: Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben genug Munition für die geplanten Einsätze etwa in Rafah. Der Sprecher des Militärs reagiert auf die Ankündigung der USA, im Falle einer Rafah-Offensive gewisse Waffenlieferungen zu stoppen.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, sein Land sei bereit, notfalls allein zu kämpfen. „Wie ich bereits gesagt habe, werden wir, wenn es sein muss, mit unseren Fingernägeln kämpfen“, sagt Netanjahu in einer Videobotschaft. „Aber wir haben viel mehr als unsere Fingernägel, und mit dieser Willensstärke, mit Gottes Hilfe, werden wir gemeinsam siegreich sein.“
Hunderte Tonnen Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen unterwegs
Update vom 9. Mai, 14.30 Uhr: Brot statt Bomben: Ein Frachter mit Hunderten Tonnen Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen ist aus dem zyprischen Hafen von Larnaka ausgelaufen. Wie der zyprische Regierungssprecher Giannis Antoniou am Donnerstag im Rundfunk sagte, transportiere der Frachter „Sagamore“ dringend benötigte Hilfsgüter aus den USA, Großbritannien und Zypern und werde bald in Gaza eintreffen.
Das Heer der USA hatte in den vergangenen Tagen ein großes, schwimmendes Dock vor der Küste des Gazastreifens für die Lieferung von Hilfsgütern gebaut. Am Donnerstag sollte die Anlegestelle komplett fertig sein und künftig als Drehscheibe für die Lieferung von Hilfsgütern dienen. In Gaza gab es bislang keinen Hafen, der tief genug für größere Frachtschiffe ist. Derweil spitzt sich die Situation in der umkämpften Flüchtlingsstadt Rafah weiter zu. Israel steht hier kurz vor einer Offensive.
Israel-Gaza-Krieg: Armee greift proiranische Miliz in Syrien an
Update vom 9. Mai, 12.03 Uhr: Israel hat nach Angaben von Aktivisten und syrischen Staatsmedien in der Nacht zu Donnerstag erneut Ziele in Syrien angegriffen. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, dass dabei ein Zentrum und ein Trainingscamp einer proiranischen Miliz aus dem Irak getroffen worden seien. Der Angriff ereignete sich demnach südlich der Hauptstadt Damaskus. Das israelische Militär wollte die Berichte auf Nachfrage nicht kommentieren. Israels Luftwaffe bombardiert aber immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten.
Wegen drohender Offensive: 80.000 Menschen flüchten aus Rafah
Update vom 9. Mai, 11.05 Uhr: Banges Warten auf die Offensive: Seit dem Vorrücken der israelischen Armee in die Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen Anfang der Woche sind nach UN-Angaben rund 80.000 Menschen aus der mit Flüchtlingen überfüllten Stadt geflohen. Die Menschen seien nirgendwo sicher, mahnte das UN-Hilfswerk für Palästinenser auf X, ehemals Twitter, am Donnerstag. Die Belastung für die Betroffenen sei unerträglich.
Israels westliche Partner, allen voran die USA, haben die israelische Regierung wegen der erwarteten dramatischen humanitären Folgen eindringlich vor einem Militäreinsatz in Rafah gewarnt und im Falle eines Vorrückens mit dem Stopp von Waffenlieferungen gedroht. Israel will die islamistische Hamas nach den Massakern in Israel am 7. Oktober vollständig zerstören, deren führende Köpfe es in Tunneln unter Rafah vermutet, wo zu deren Schutz vermutlich auch israelische Geiseln festgehalten werden.
News im Gaza-Krieg: Israel zeigt sich enttäuscht vom Waffenstopp der Biden-Regierung
Update vom 9. Mai, 10.26 Uhr: Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, hat sich „sehr enttäuscht“ über die Drohung von US-Präsident Joe Biden zu eingeschränkten Waffenlieferungen an Israel gezeigt. „Dies ist eine schwierige und sehr enttäuschende Äußerung von einem Präsidenten, dem wir seit Beginn des Krieges dankbar sind“, sagte Erdan laut der Nachrichtenagentur AFP. Bidens Äußerungen würden von Israels Feinden Iran, Hamas und Hisbollah als etwas interpretiert, „das ihnen Hoffnung auf Erfolg gibt“.
Update vom 9. Mai, 8.25 Uhr: Die militante Palästinensergruppe Hamas lehnt weitere Zugeständnisse bei den laufenden Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen ab. „Israel meint es nicht ernst mit einem Abkommen und benutzt die Verhandlungen als Vorwand, um in Rafah einzumarschieren und den Grenzübergang zu besetzen“, sagt der Vertreter des Hamas-Büros, Issat al-Rischk, in Katar. Die Gruppe werde nicht über den am Montag akzeptierten Waffenstillstandsdeal hinausgehen. Israel hatte zuvor erklärt, der Drei-Phasen-Vorschlag sei inakzeptabel, weil die Bedingungen verwässert worden seien.
Update vom 9. Mai, 6.36 Uhr: Nach dem Stopp der US-Waffenhilfe reagiert Israel mit Enttäuschung. Ranghohe israelische Beamte hätten darüber ihre „tiefe Frustration“ zum Ausdruck gebracht und davor gewarnt, dass dies die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und Freilassung von Geiseln gefährden könne, sagten zwei informierte Quellen dem Nachrichtenportal „Axios“. Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden die Lieferung von US-Waffen an die Verbündeten ausgesetzt, weil Israel die international kritisierte Offensive in der Flüchtlingsstadt Rafah begonnen hatte.
Unterdessen setzte Israels Armee den Kampf gegen die islamistische Hamas im abgeriegelten Gazastreifen fort. Zur Stunde würden Stellungen der Hamas im mittleren Abschnitt des Küstengebiets angegriffen, teilte das israelische Militär in der Nacht zum Donnerstag mit. Israelische Soldaten waren in der Nacht zum Dienstag auch in Teile Rafahs an der Grenze zu Ägypten vorgerückt. Die Armee übernahm dort eigenen Angaben nach die Kontrolle des Grenzübergangs auf der palästinensischen Seite. „Die USA sagten, sie wollten, dass wir die Operation einschränken, dass wir uns mit einer großangelegten Invasion zurückhalten. Und Israel hat das getan und wird immer noch bestraft“, zitierte das Wall Street Journal Michael Oren, ehemals Botschafter Israels in Washington.
Israel-News: USA und Israel streiten weiter um Unterbrechung der Rafah-Offensive
Update von 20.20 Uhr: Laut Informationen aus israelischen Regierungskreisen diskutieren Israel und die USA über eine „Unterbrechung“ der Angriffe auf Rafah. Demnach hätten Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und CIA-Chef Bill Burns über eine mögliche Kampfpause gesprochen, berichtete die AFP. Voraussetzung dafür sei die Freilassung weiterer israelischer Geiseln aus der Gewalt der Hamas.
Update von 19.15 Uhr: Die radikalislamische Hamas teilte am Mittwoch (8. Mai) mit, dass auf dem Gelände des Al-Schifa-Krankenhauses ein weiteres Massengrab entdeckt worden sei. Darin sollen sich 49 Leichen befunden haben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP vor Ort mitteilte, habe er auf dem Gelände rund ein Dutzend Leichensäcke gesehen.
Verhandlungen über Waffenstillstand im Nahen Osten gehen weiter
Update von 14.25 Uhr: Obwohl durch Israels Vormarsch auf Rafah eine schnelle Befriedigung des Konflikts im Gazastreifen nahezu ausgeschlossen ist, wird aktuell weiter über einen möglichen Waffenstillstand verhandelt. Wie es nun aus israelischen Regierungskreisen heißt, gibt es allerdings bisher keine Anzeichen für einen Durchbruch. Teil des möglichen Deals soll auch der Austausch von Geiseln sein. Vor wenigen Tagen hatte die Hamas einen Vorschlag für eine Einigung unterbreitet, allerdings war dieser von Israel als ungeeignet abgetan worden.
Transparenzhinweis
Die hier verarbeiteten Informationen stammen von internationalen Medien und Nachrichtenagenturen, aber auch von den Kriegsparteien im Nahost-Konflikt. Die Angaben zum Krieg in Israel lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Update von 11.55 Uhr: Nach mehrtägiger Schließung ist der wichtige Grenzübergang für die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen Kerem Schalom wieder geöffnet worden. Zuvor war er nach den Raketenangriffen der Hamas am vergangenen Sonntag für humanitäre Transporte geschlossen worden. Trotz eines weiteren Raketenangriffs am Dienstag seien nun wieder Lastwagen aus Ägypten mit humanitärer Hilfe, darunter Lebensmittel, Wasser, Ausrüstung für Unterkünfte, Medikamente und von der internationalen Gemeinschaft gespendetes medizinisches Material, am Übergang eingetroffen, teilte die israelische Armee laut Deutscher Presse-Agentur mit.
Vorausgegangen waren zahlreiche Forderungen von westlichen Partnern Israels, den Übergang angesichts der Versorgungslage der Zivilisten im Gazastreifen wieder zu öffnen. Auch für den Übergang Rafah im Gazastreifen gibt es entsprechende Anliegen. Dessen palästinensischen Teil hatte die israelische Armee in der Nacht zu Dienstag unter ihre Kontrolle gebracht.
Update von 11.05 Uhr: Wie am Mittwoch bekannt wurde, haben die USA bereits in der vergangenen Woche ihre Waffenlieferungen an Israel gestoppt. Hintergrund soll die Befürchtung gewesen sein, dass Israels Armee in die Stadt Rafah sowie in den südlichen Gazastreifen einmarschieren könnte. Mehrere Nachrichtenagenturen berufen sich bei den Informationen auf die Aussagen eines hohen US-Regierungsbeamten.
Erstmeldung vom 8. Mai, um 10.13 Uhr: Rafah/Tel Aviv – Kurz nachdem die radikal-islamische Hamas am Montagabend (6. Mai) angekündigt hatte, einem Geiseldeal mit Israel zuzustimmen, rückte das israelische Militär in die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens vor. Die Stadt, die als letzte Hamas-Hochburg gilt, liegt schon seit Monaten im Fokus, denn Israel ist entschlossen, die dort verbleibenden Hamas-Bataillone auszulöschen. Die Weltgemeinschaft ist hingegen besorgt, dass ein solcher Schritt enorme Verluste unter den mehr als eine Million Zivilisten mit sich bringen könnte.
Immer wieder heißt es von anonymen US-Beamten in amerikanischen Medien, die israelischen Evakuierungspläne würden nicht überzeugen. Doch der israelische Vorstoß am Montagabend war ohnehin nicht die erwartete große Offensive. Mehrere US-Sender berichteten unter Berufung auf US-Beamte, es sei seine lediglich „sehr begrenzte“ Operation zum Sichern des Rafah-Übergangs zwischen Ägypten und Gaza.
So will Israel offenbar den Schmuggel von Waffen und Ressourcen zur Hamas verhindern. Später veröffentlichte die israelische Armee im Kurznachrichtendienst Telegram Aufnahmen von israelischen Panzern und Truppenfahrzeugen, die direkt am Grenzübergang patrouillieren. Einem Bericht der Zeitung Haaretz zufolge soll die Kontrolle des Übergangs später an eine nicht genannte private US-Sicherheitsfirma übergeben werden.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern




Israelis demonstrieren für Geiseldeal: Netanjahu-Regierung sieht bei Hamas-Angebot „Täuschung“
In Israel finden indes derzeit vor allem in Tel Aviv fast täglich Demonstrationen statt, die die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu dazu aufrufen, endlich einen Geiseldeal zu vereinbaren. Nach der Erklärung der Hamas forderten die Familien der Geiseln in Gaza, die Regierung müsse diese Chance nutzen, dem Deal ebenfalls zustimmen und so die Geiseln freibekommen. Tausende Menschen versammelten sich auf den Straßen. Es gab Konfrontationen mit der Polizei und mehrere Menschen wurden festgenommen.
Beamte der Netanjahu-Regierung sagten israelischen Medien, die Erklärung der Hamas sei lediglich eine „Täuschung“, um eine Operation in Rafah zu verhindern. Zudem ist der neue Entwurf, dem die Hamas zustimmt, offenbar ein anderer als der bisher vorgesehene. Doch auch der neue Entwurf wurde unter Beteiligung der Vermittler Ägypten und Katar ausgearbeitet.
Israel droht mit Ausweitung der Rafah-Offensive
Ein israelischer Beamter drohte gegenüber dem Sender Kan News, die Armee könne die Offensive in Rafah durchaus ausweiten. Denn, so der Vorwurf des Beamten, die Vermittler hätten sich bislang deutlich auf die Seite der Hamas geschlagen. In diesem Zusammenhang kritisierte der Offizielle nicht nur die Ägypten und Katar, sondern tatsächlich auch die USA.
Israelischen Medien zufolge befürchtet die Regierung von Netanjahu, dass die USA der Hamas ein Ende des Krieges garantiert haben. Für Israel gilt das als eine Bedingung, die nicht akzeptiert werden kann.
Unsere interaktiven Karten zum Krieg in Israel zeigen Orte des Konflikts und dessen Verlauf. (bb)
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