Israelische Militäroffensive
Größter israelischer Angriff auf Westjordanland seit 20 Jahren
Israel hat eine großangelegte Militäroffensive in der Stadt Dschenin im besetzten Westjordanland begonnen. Es gibt Tote und Verletzte. Die Kämpfe dauern an.
Dschenin – In der Nacht zum 3. Juli startete Israel eine Militäroffensive in der Stadt Dschenin im Westjordanland. Die Operation „Heim und Garten“, die mit Luftangriffen und Bodentruppen vorgeht, richtet sich nach israelischen Angaben gegen die „terroristische Infrastruktur“. Die Region beherbergt ein Flüchtlingslager mit rund 17.000 Geflüchteten und gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Bislang wurden nach Agenturangaben neun Menschen getötet und rund hundert verletzt. Die Kämpfe dauern bislang an.
Einmarsch israelischer Truppen in Dschenin: Luftangriffe und Feuergefechte
Die israelische Armee hat in den größten militärischen Angriff seit zwanzig Jahren unternommen. Mehr als 1000 Soldaten sollen am Montagnachmittag Drohnenangriffe auf Gebäude verübt haben, wie unter anderem der Guardian berichtet. In den Straßen von Dschenin soll es zu Feuergefechten gekommen sein.
Auf Videos waren laut dpa mehrere zerstörte Straßen zu sehen. Auch das „Freedom Theatre“ im Zentrum der Stadt wurde getroffen, wie die Kultureinrichtung bestätigte. Hauptziel solle das Flüchtlingslager von Dschenin sein: Laut der Nachrichtenagentur AFP sollen palästinensischen Angaben zufolge 3000 Menschen das dortige Flüchtlingslager verlassen haben.
Größte Militäroffensive seit 20 Jahren: Netanjahu spricht von „Selbstverteidigung“
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begründete bei einem Auftritt am Montagabend das Vorgehen: „In den vergangenen Monaten ist Dschenin zu einem Rückzugsort für Terrorismus geworden, von dem aus heimtückische Attacken auf israelische Männer, Frauen und Kinder verübt wurden.“ Dabei betonte er, dass israelische Soldaten alles dafür tun würden, den Tod von Zivilisten zu vermeiden und dass Israel lediglich sein Recht auf Selbstverteidigung ausübe.
Ziel sei, all jene auszuschalten, „die unser Land vernichten wollen“. Der israelische Armeesprecher Richard Hecht bekräftigte, dass die Operation werde „so lange wie nötig“ dauere. Die USA verkündeten, dass sie Israels Recht auf Selbstverteidigung unterstützten würden und riefen das Land gleichzeitig zu einer Wiederaufnahme der Sicherheitskooperation mit der Palästinensischen Autonomiebehörde auf.
Israelischer Angriff auf Dschenin: Palästina bezeichnet Operation als „Kriegsverbrechen“
Der Sprecher des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, Nabil Abu Rudeineh, verurteilte den israelischen Einsatz und sprach von einem „neuen Kriegsverbrechen“. Er rief die internationale Gemeinschaft auf, „ihr beschämendes Schweigen zu brechen und ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen“. Die palästinensische Autonomiebehörde bekräftigte nach einem Treffen ihrer Führungsriege am Montagabend, dass es mit Israel in Sicherheitsfragen keine Zusammenarbeit mehr geben werde.
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, zeigte sich besorgt, berichtete unter anderem die Tagesschau. Er betonte, „dass alle militärischen Operationen unter voller Achtung des humanitären Völkerrechts durchgeführt werden müssen“, wie der stellvertretende UN-Sprecher Farhan Haq in einer Erklärung mitteilte.
Angespannte Sicherheitslage: Konflikte zwischen Israel und Palästina spitzen sich zu
Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten ist seit langem angespannt und hatte sich zuletzt nochmals verschärft. Unter anderem aus der Regierung wurden zuletzt Rufe nach einer großangelegten Militäroffensive laut. Nach einem tödlichen Anschlag zweier Palästinenser auf vier Israelis im Westjordanland vor knapp zwei Wochen kam es dort immer wieder zu massiver Gewalt wütender israelischer Siedler gegen Palästinenser. Zudem führte das Militär erstmals wieder seit Jahrzehnten einen gezielten Luftangriff gegen Palästinenser im Westjordanland durch. (eike/dpa/AFP)
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