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Treffen in Rio de Janeiro
Chinas Xi Jinping schwänzt BRICS-Gipfel – und überlässt seinem Rivalen die große Bühne
China gilt als dominierende Kraft im BRICS-Bündnis. Doch Xi Jinping bleibt dem Gipfel fern. Das schafft Raum für einen aufstrebenden Konkurrenten Pekings.
Dass Wladimir Putin nicht kommen würde, war klar. Dem russischen Präsidenten drohte eine Festnahme, beträte er brasilianischen Boden, um am diesjährigen Gipfeltreffen der BRICS-Staaten teilzunehmen. Gegen Putin liegt schließlich ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag vor, den Brasilien wohl auch vollstrecken würde. Überraschender ist da schon, was das chinesische Außenministerium in dieser Woche verkündete: Nicht Staatschef Xi Jinping werde nach Rio de Janeiro fliegen, sondern die Nummer zwei der chinesischen Hierarchie, Premierminister Li Qiang. Der am Sonntag (6. Juli) startende BRICS-Gipfel wäre der erste überhaupt, den Xi schwänzt.
Eine Begründung lieferte das chinesische Außenministerium nicht. Die meist gut informierte South China Morning Post aus Hongkong wusste allerdings schon vor ein paar Tagen unter Berufung auf Regierungsquellen zu berichten, dass Terminschwierigkeiten hinter der Absage steckten. Zudem habe Xi Brasiliens Präsident Lula da Silva bereits zweimal getroffen in den letzten Monaten – erst beim G20-Gipfel in Brasilia im November und zuletzt im Mai in Peking. Für Xi, der China eher selten verlässt (im vergangenen Jahr beispielsweise nur viermal), offenbar Grund genug, daheim in Peking zu bleiben.
Dabei sind die BRICS für Peking ein äußerst wichtiges Forum, von der „weltweit wichtigsten Plattform für die Solidarität und Zusammenarbeit zwischen Schwellen- und Entwicklungsländern“ sprach in Peking Außenamtssprecherin Mao Ning. China ist einer der Gründungsstaaten des Bündnisses, dem auch Brasilien, Russland, Indien und Südafrika sowie seit zwei Erweiterungsrunden Ägypten, Äthiopien, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und Indonesien angehören. Peking war zudem treibende Kraft bei der BRICS-Erweiterung, die vor allem Russland und Indien kritisch sahen – weil mehr Mitgliedsstaaten einen Verlust an Einfluss für die bisherigen Mitglieder bedeuteten.
Auch ökonomisch ist China die dominierende Kraft. So lag das chinesische Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr höher als die Wirtschaftsleitung aller anderen neun BRICS-Staaten zusammen. Laut einer Prognose des Internationalen Währungsfonds könnte China diesen Vorsprung bis 2030 sogar noch leicht ausbauen. „China stellt die anderen Mitgliedsstaaten weit in den Schatten“, sagte Samina Sultan vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) unlängst auf einer Veranstaltung des Kiel Institut für Weltwirtschaft zum Thema BRICS.
Die BRICS
Das Akronym steht für die Staaten Brasilien, Russland, Indien und China, die sich 2006 zu BRIC zusammenschlossen, 2010 kam Südafrika hinzu (BRICS). Seither sind weitere Länder wie Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate beigetreten, weshalb die Allianz nun oft als BRICS+ bezeichnet wird. Die Vereinigung des sogenannten Globalen Südens repräsentiert mittlerweile rund 45 Prozent der Weltbevölkerung.
Indien holt auf – Konkurrenz im BRICS-Bündnis
Derzeit allerdings schwächelt die chinesische Wirtschaft, im vergangenen Jahr lang das Wachstum bei nur fünf Prozent und damit so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr, von den Corona-Jahren einmal abgesehen. Deutlich schneller wächst die Wirtschaft eines anderen BRICS-Mitglieds und Konkurrenten Chinas: Indiens. Die Wirtschaft des Subkontinents legte im Finanzjahr 2024/2025 um geschätzte 6,5 Prozent zu, ein Trend, der laut Internationalem Währungsfonds anhalten dürfte. „Seit der Pandemie wächst Indiens Wirtschaft stärker, sie gibt der BRICS Auftrieb“, so Sultan.
Innerhalb der BRICS ist Indien nicht nur wirtschaftlich der größte Gegenspieler Chinas, auch demografisch wächst die Dominanz des Subkontinents. Vor zwei Jahren überholte Indien China erstmals bei der Bevölkerungszahl, bis 2030 dürfte die indische Bevölkerung weiter wachsen, während die chinesische seit 2022 schrumpft. „Das demografische Gewicht verlagert sich zunehmend in Richtung Indien“, sagt IW-Expertin Sultan.
Wird BRICS anti-westlich – oder Ergänzung zu G7 und Co?
Auch beim Blick auf die Rolle der BRICS gibt es Differenzen zwischen der weltgrößten Autokratie und der weltgrößten Demokratie. Das Verhältnis von China und Indien ist unter anderem wegen eines Streits um den Verlauf der gemeinsamen Grenze ohnehin seit Jahrzehnten belastet. Während China die BRICS als antiwestliches Bündnis versteht, ist das Forum für Indien eher eine Ergänzung zu westlichen Formaten wie den G7.
Indien, das beispielsweise zusammen mit den USA Mitglied des Militärbündnisses Quad ist, will den Interessen des sogenannten Globalen Südens durch die BRICS mehr Gehör schaffen, aber keine Front gegen den Westen schaffen. Ähnlich sehen das auch Indonesien oder Brasilien. Beim Gipfel in Rio de Janeiro kann der indische Premierminister Narendra Modi jetzt seine Botschaften prominent platzieren – während China nur seine zweite Riege nach Brasilien schickt.