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Frankfurter-Rundschau-Gespräch

Gegen Trump-Zölle: EU bereitet „zweite Eskalationsstufe“ vor

Im Handelskrieg zwischen der EU und den USA bleibt eine Einigung weiter aus. Der EU-Handelsausschussvorsitzende Lange ist optimistisch - und warnt gleichzeitig.

Straßburg/Washington, DC – Der EU-Handelsausschussvorsitzende Bernd Lange (SPD) stellt im Handelskrieg mit den USA eine „zweite Eskalationsstufe“ seitens der Europäischen Union in Aussicht. Sollte US-Präsident Donald Trump im Zollstreit weiter eskalieren, „könnten wir als EU mit einer zweiten Eskalationsstufe reagieren, indem wir Exportabgaben auf die für die USA wichtigen Güter einführen. Insbesondere auf Schrott, weil die Vereinigten Staaten fast nur Elektrostahlwerke besitzen und in Europa erhebliche Mengen an Schrott einkaufen“, sagte Lange im exklusiven Gespräch mit IPPEN.MEDIA.

Sollten sich die EU und die USA nicht bald einigen und Trumps bisher ausgesetzte Zoll-Erhöhungen wie angekündigt am 9. Juli in Kraft treten, dann würde Europa mit Gegenzöllen antworten. „Wir haben eine lange Liste fertig in der Schublade liegen, mit zahlreichen Stahl- und Aluminiumprodukten wie Autoteilen, Stoßstangen, Fitnessgeräten und Angelzubehör. Das Finanzvolumen beträgt 22 Milliarden Euro“, sagte Lange.

Trumps Auto-Zölle: EU bereit Antwort vor

Eine zweite Liste sei in Arbeit, die zum 9. Juli fertiggestellt wäre – als Antwort auf mögliche neue Autozölle seitens der Trump-Regierung. Diese Liste besitze ein „deutlich höheres Volumen mit etwa 60 Milliarden Euro“, sagte Lange.

Er hofft, dass sich beide Parteien demnächst auf ein Abkommen einigen werden. Lange schätzte die Chancen für einen Erfolg leicht optimistisch auf 70 Prozent ein. „Vor zwei Wochen hätte ich noch 50 Prozent gesagt. Aber im Moment habe ich das Gefühl, dass zumindest der US-Handelsminister Howard Lutnick einen Deal will“, sagte Lange. Das Problem: Am Ende werde nur Trump entscheiden, „ob der Deal für ihn ‚great and wonderful‘ ist. Und das kann sich ja täglich ändern“, so der Parlamentarier. 

Donald Trumps berüchtigte Handschlag-Strategie

Handschlag auf Augenhöhe – und es wird ordentlich gequetscht: US-Präsident Donald Trump begrüßt Bundeskanzler Friedrich Merz vor dem Weißen Haus.
US-Präsident Donald Trump begrüßt Bundeskanzler Friedrich Merz vor dem Weißen Haus.  © SAUL LOEB / AFP
Donald Trumps Handschlag
Berühmt, berüchtigt und bekannt: Donald Trumps Handschlag ist eines der Markenzeichen des US-Präsidenten und vereint Machtspiel und Macho-Pose. Zu spüren bekamen das schon zahlreiche Politikerinnen und Politiker auf der ganzen Welt – hier Russlands Präsident Wladimir Putin im Juli 2017 in Hamburg. © imago
Auf dem G20-Gipfel in Hamburg traf er zum Handschlag-Foto mit Putin zusammen.
Donald Trump war noch frisch im Amt und genoss die mediale Aufmerksamkeit, die ihm durch seinen überraschenden Sieg bei der US-Wahl zukam. Auf dem G20-Gipfel in Hamburg traf er zum Handschlag-Foto mit Putin zusammen. © imago
Trump, hier als junger Mann mit Ex-Präsident Ronald Reagan
Mehrere Biografen Donald Trumps beschreiben, dass ihm sein Handschlag schon immer wichtig gewesen sei. Trump, hier als junger Mann mit Ex-Präsident Ronald Reagan, soll der Meinung sein, dass ein Handschlag darüber entscheidet, wer im anschließenden Gespräch Dominanz ausstrahlt und wer nicht. © IMAGO
Donald Trumps Handschläge, hier in der Praxis mit „Miss America 2025“ Abbie Stockard
Donald Trumps Handschläge, hier in der Praxis mit „Miss America 2025“ Abbie Stockard, beschäftigen die politische Medienlandschaft seit seinem Eintritt in die politische Arena. Die Washington Post beschrieb den Präsidenten als jemand, der „unbeholfene, intensive und manchmal geradezu seltsame Händedrücke“ gebe. © imago
James Comey. Der ehemalige Direktor des FBI
imago418416130.jpg © imago
Japans ehemaliger Premierminister geriet ebenfalls in die Handschlagfalle Donald Trumps
Japans ehemaliger Premierminister geriet ebenfalls in die Handschlagfalle Donald Trumps. Bei ihrem Treffen im Oval Office im Weißen Haus packte der US-Präsident zu - und ließ nicht mehr los. Ganze 19 Sekunden soll der Handschlag zwischen Trump und Abe gedauert haben. Japans Premierminister war von Trumps Händedruck sichtlich überrascht und reagierte mit nervösem Lächeln und ungläubigem Augenrollen. © imago
Donald Trump es offenbar auch bei Neil Gorsuch
Wie schon bei Comey versuchte Donald Trump es offenbar auch bei Neil Gorsuch, den Trump während seiner ersten Amtszeit zum Obersten Richter am Supreme Court ernannte. Beim Handedrücken zog Trump den Arm Gosuchs zu sich und brachte den obersten Richter sichtbar aus dem Gleichgewicht. © imago
Donald Trump und Emmanuel Macron
Den Höhepunkt des Händeschüttelns erlebte die Welt mit Donald Trump und Emmanuel Macron. Mehrfach während ihres Treffen schüttelten der amerikanische und der französische Präsident die Hände - fast immer in absonderlicher Art.  © IMAGO/Ron Sachs
Aufeinandertreffen mit Macron
Bei den Aufeinandertreffen mit Macron, wie hier beim G7-Gipfel in Kanada, wurde besonders deutlich, dass der Handschlag für Donald Trump vor allem ein Machtspiel ist. Frankreichs Präsident aber schien darauf vorbereitet und reagierte ebenfalls mit Angriff statt Verteidigung. Auf den Bildern war zu sehen, wie er Trumps Hand mit aller Kraft drückte, bis sogar seine Knöchel weiß wurden. Trump versuchte erfolglos, Macrons Arm zu verdrehen. © Evan Vucci/afp
Emmanuel Macron und Donald Trump
Emmanuel Macron beschrieb seine Reaktion auf Donald Trumps Handschlag-Taktik im Nachgang. „Mein Händedruck mit ihm war nicht unschuldig“, so Frankreichs Präsident. Man müsse Trump „zeigen, dass wir keine kleinen Zugeständnisse machen werden, auch nicht symbolische.“ Das galt für Macron offensichtlich selbst bei dem Austausch von Begrüßungsfloskeln. © Michael Kappeler/dpa
Emmanuel Macron und Donald Trump
Über die Jahre entwickelten die Alpha-Männer Emmanuel Macron und Donald Trump dann doch noch einen zivilisierten Händedruck. Den präsentierten sie der Weltöffentlichkeit in Rom, als beide Staatschefs zur Beerdigung von Papst Franziskus zu Gast waren. „Er ist ein toller Kerl - klug, stark und hält gerne meine Hand“, beschrieb Trump Macron, der „ein sehr guter Mensch“ und ein „sehr harter Kerl“. © imago
G7-Gipfel in Kanada
Ähnlich wie bei Emmanuel Macron wurde auch der Handschlag zwischen Donald Trump Marc Trudeau zum Politikum. Kanadas Premierminister wollte wie schon Frankreichs Präsident nicht klein beigeben. Es entwickelte sich ein kurzes Handgemenge, dass Trudeau aber mit einem Lächeln quittierte. © Evan Vucci/dpa
UFC-Kommentator Joe Rogan
UFC-Kommentator Joe Rogan beschrieb in seinem Podcast „The Joe Rogan Experience“, wie er sich auf das Händeschütteln mit Donald Trump vorbereitet hätte. Der Kampfsport-Experte sagte, er habe damit gerechnet, dass ihn der US-Präsident durch einen Ruck aus dem Gleichgewicht habe bringen wollen. „Ich habe mich breiter gestellt, um eine feste Basis zu haben“, so Rogan. Der US-Präsident sei deshalb trotz mehrfacher Versuche mit seinem Trick an ihm gescheitert. © imago
Donald Trump verfügt noch über weitere Techniken, um die Begrüßungssituation
Doch Donald Trump verfügt noch über weitere Techniken, um die Begrüßungssituation für seinen Gegenüber maximal unangenehm zu gestalten. Eine davon präsentierte er 2018 in Brüssel beim Handschlag mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Als die beiden beim Nato-Gipfel aufeinandertrafen, packte Trump zu und lehnte sich mit seinem Oberkörper nach vorne. Stoltenberg reagierte mit diesem Eindringen in seinen persönlichen Raum mit dezentem Rückzug. © imago
Bundeskanzlerin Angela Merkel r CDU trifft US Praesident Donald Trump im Rahmen des G20 Gipfels
Beim Handschlag mit Altkanzlerin Angela Merkel hielt sich Donald Trump vornehm zurück. Die Bundeskanzlerin bekam beim G20-Gipfel einen eher unterkühlten Händedruck vom US-Präsidenten. © Inga Kjer/dpa
UN Generalversammlung in New York
Ganz gesittet gestaltete sich 2017 in Donald Trumps Heimatstadt New York das Händeschütteln. Bei der UN-Generalversammlung traf Trump auf António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen. © Shealah Craighead/dpa
Sprecherin der Demokraten im US-Repräsentantenhaus musste der Rede zur Lage der Nation lauschen, die Trump im Kongress hielt
Nancy Pelosi beschloss, bei ihrem Handschlag mit Donald Trump den Spieß umzudrehen. Die damalige Sprecherin der Demokraten im US-Repräsentantenhaus musste der Rede zur Lage der Nation lauschen, die Trump im Kongress hielt. Pelosi streckte ihm im Anschluss die Hand mit soviel Ablehnung entgegen, wie ein Blick und eine Geste nur ausstrahlen können. © imago
Elon Musk bei seiner Verabschiedung aus den Regierungsdiensten im Oval Office
Wer die Gunst Donald Trumps genießt, der bekommt beizeiten einen ganz speziellen Händedruck vom US-Präsidenten. Trump legt dann liebevoll seine linke Hand auf die rechte seines Gegenübers und tätschelt diese. In den Genuss dieser Geste kam Elon Musk bei seiner Verabschiedung aus den Regierungsdiensten im Oval Office. © imago
Modi bei seinem Besuch Donald Trumps im Weißen Haus.
Den doppelten Händedruck für besonders gute Freunde bekam auch Indiens Premierminister Modi bei seinem Besuch Donald Trumps im Weißen Haus. © imago
Besuch Bolsonaros in Mar-a-Lago
Zu den guten Freunden Donald Trumps gehörte auch Brasiliens ehemaliger Präsident, Jair Bolsonaro. Der hatte sich im Wahlkampf mit seinem Rechtspopulismus und Skandalen den Spitznamen „Tropen-Trump“ erarbeitet. Der US-Präsident quittierte das im März 2020 bei einem Besuch Bolsonaros in Mar-a-Lago mit dem doppelten Händedruck. © imago
Als guter Freund Donald Trumps gilt schon lange Rudy Giuliani
Als guter Freund Donald Trumps gilt schon lange Rudy Giuliani. Bei einem Treffen mit Trump im Jahr 2016 schien der ehemalige Bürgermeister New Yorks auch auf den besonderen Handschlag mit dem damaligen Kandidaten der Republikaner für das Präsidentenamt zu hoffen. Trump gönnte seinem Ex-Anwalt diese Ehre aber offenbar nicht. © imago
Vizepräsident JD Vance bekam beim Handschlag von Donald Trump
Sein Vizepräsident JD Vance bekam beim Handschlag von Donald Trump ein Augenzwinkern oben drauf. © imago
US-Präsident Trump im Nahen Osten - Katar
Bei seinem Staatsbesuch in Katar bemühte Donald Trump sich offensichtlich um Zurückhaltung. Das galt auch für seinen Händedruck, den hier der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, während eines Staatsdinners im Lusail-Palast entgegen nahm. © Alex Brandon/dpa
Keir Starmer und Donald Trump
Großbritanniens Premierminister Keir Starmer reiste vor kurzem zum Antrittsbesuch nach Washington DC. Im Weißen Haus traf er auf Donald Trump. Der Handschlag blieb folgenlos und unspektakulär. © Carl Court/dpa
Cyril Ramaphosa und Donald Trump
Auf den absonderlichen Handschlag zwischen Cyril Ramaphosa und Donald Trump im Weißen Haus folgte der Eklat im Oval Office. Trump beschuldigte den südafrikanischen Präsidenten, in seinem Land einen Völkermord an weißen Landbesitzern geschehen zu lassen. Um seine Behauptungen zu untermauern, konfrontierte der US-Präsidenten seinen Amtskollegen sogar mit gefälschten Videomaterial. © imago

Während einer Washington-Reise vor zwei Wochen habe sich sein Eindruck bestätigt, dass Trumps Zölle weniger auf wirtschaftspolitischen Gründen basieren, erklärte Lange. „Sie sollen ganz banal das US-Haushaltsdefizit reduzieren, das durch Trumps neues Gesetz `Big Beautiful Bill´noch größer geworden ist.“ Pro Tag nähmen die USA zurzeit rund 600 Millionen Dollar durch Zölle ein.

Handelskrieg mit Trumps USA: EU erwägt Kauf von Halbleiter-Chips

Lange widerspricht Trump, der vergangene Woche gesagt hatte: Die EU biete den USA keinen fairen Deal an. „Das bewertet der US-Präsident falsch“, meinte Lange. Die EU habe zahlreiche Angebote gemacht, darunter die mögliche Anerkennung von bestimmten Standards. Zudem könne sich Europa stärkere Energie-Importe aus den Vereinigten Staaten vorstellen – insbesondere von Flüssiggas. Das gelte vor allem mit Blick auf die jüngsten EU-Sanktionen gegenüber Russland. Die EU denke auch über einen vermehrten Kauf von Halbleiter-Chips – beispielsweise für den Bereich der Künstlichen Intelligenz – nach.

Der EU-Handelsschussabgeordnete Bernd Lange (SPD)...

Stärkere Importe aus den USA in die EU könnten ein Mittel sein, um den Handelskrieg zwischen der EU und den USA zu beenden. Auf dem G7-Gipfel in Kanada hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) im Gespräch mit Trump eine alternative Strategie gewählt und den Blick auf einen gemeinsamen Konkurrenten gelenkt: China.

In einer Arbeitssitzung sagte die Christdemokratin, dass sich die chinesische Staatsführung weitgehend nicht an das regelbasierte internationale System halte. Während andere ihre Märkte öffneten, konzentriere sich China darauf, den Schutz geistigen Eigentums zu untergraben und massive Subventionen einzusetzen. Dies sein kein fairer Wettbewerb, sondern gezielte Marktverzerrung, die der Industrie in allen G7-Staaten schade.

Zölle zwischen USA und EU: Drei Branchen in Deutschland leiden besonders

Über von der Leyen Verhandlungsstrategie sagt Lange: „Ich glaube, man versucht zu vermeiden, dass irgendetwas auftaucht, das gegenüber den USA als Eskalation aufgefasst werden könnte. Wenn die EU pragmatisch mit China umgehen würden, könnte das die US-Seite negativ interpretieren.“ Zudem hätten die EU und die USA gegenüber China gemeinsame Interessen – beispielsweise bei Exportkontrollen in sensiblen Bereichen und unfairen Handelspraktiken. „Aber das heißt nicht, dass wir uns Herrn Trump ergeben“, betonte Lange.

Will US-Präsident Donald Trump mit den EU-Zöllen nur das US-Haushaltsdefizit verringern?

In Deutschland könnten insbesondere drei Branchen, die circa 57 Prozent des aktuellen Exports ausmachten, zunehmend unter wirtschaftlichen Druck geraten: die Auto-, Maschinenbau- und Pharmaindustrie. „Die ersten beiden Branchen leiden bereits erheblich“, sagte Lange. Und weil Trump demnächst Zölle auf Pharmaprodukte erheben könnte, bestehe für diese Branche auch ein großes Risiko.

„Im Moment stecken die deutschen Autohersteller die Zölle noch weg, bislang gibt es keine Preiserhöhungen. Aber das können die Unternehmen nicht mehr lange durchhalten, vielleicht noch einen Monat. Dann werden die Preiserhöhungen kommen und die Absätze in den USA einbrechen“, vermutet der EU-Handelsausschussvorsitzende. (Jan-Frederik Wendt)

Rubriklistenbild: © Manuel Balce Ceneta/dpa

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