Polizei angefordert
Pro-Palästina-Besetzung im Hörsaal: Uni lässt Gebäude nach Rangelei räumen
Der Krieg in Israel sorgt auch in Deutschland für Meinungsverschiedenheiten und Demonstrationen. Nun wurde an einer Berliner Universität ein Hörsaal besetzt.
Berlin – Beim erzwungenen Ende einer mehrstündigen Hörsaalblockade durch die Gruppe „Students for Free Palestine“ an der Freien Universität (FU) Berlin ist es am Donnerstagabend (14. Dezember) zu Handgreiflichkeiten gekommen. Studierende hatten versucht, die Blockade-Aktion zu stören und pro-palästinensische Flyer abzureißen. Die Universität rief daraufhin die Polizei und ließ das Gebäude räumen. Die Pro-Palästina-Aktivistinnen und -Aktivisten hatten bei ihrer Blockade der FU eine „einseitige Haltung“ zum Krieg in Israel vorgeworfen, wie der Berliner Tagesspiegel berichtete.
Bei der Gruppe handelt es sich um ein Bündnis aus Studierenden der FU. Auf ihrem Instagram-Kanal hatte sie zur Besetzung des Hörsaals aufgerufen und mittlerweile auch Fotos und Videos der Aktion gepostet. Darauf ist etwa zu sehen, wie Kritiker der Aktion Plakate und Flyer entfernen, während Aktivistinnen und Aktivisten versuchen, sie daran zu hindern. Szenen der Gewalt waren auf dem Kanal zunächst nicht auszumachen.
Polizei räumt Hörsaal nach Pro-Palästina-Blockade: FU Berlin sieht Besetzung nicht als geeignetes Mittel
Ebenfalls zu sehen ist, wie am Abend während eines Vortrags im besetzten Hörsaal Einsatzkräfte der Polizei den Saal betreten und mit der Räumung beginnen. Die Universität hatte einem Bericht der dpa zufolge den Einsatz angefordert. Diese hatte die Blockade der Studierenden zunächst geduldet, am Donnerstagnachmittag aber zum Ende der Aktion aufgerufen. Nachdem die Studierenden der Aufforderung nicht nachgekommen waren, habe die Hochschule von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht und den Saal räumen lassen.
Etwa ein Drittel der etwa 60 Teilnehmenden, die sich zum Zeitpunkt der Räumung noch vor Ort befanden, musste laut einer Polizeisprecherin in polizeilicher Begleitung aus dem Saal gebracht werden. Die Studierenden, die bei der Aktion etwa Palästina-Flaggen und Banner mit der Aufschrift „Stoppt den Genozid“ zeigten, kritisieren die FU für ihre „einseitige Stellungnahme der Universitätsleitung zur Gewalt in Israel/Palästina“.
Seitens der Universität hieß es, dass man das Engagement für gesellschaftlich relevante Themen und den kritischen Dialog befürworte, „solange sich dieses Engagement im Rahmen von Recht und Gesetz bewegt“. Eine Besetzung sehe man nicht als geeignetes Mittel.
Hörsaal-Besetzung in Berlin: Keine antisemitischen Vorfälle bestätigt
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) kritisierten die Besetzung des Hörsaals im Kurznachrichtendienst X. Einige Medien hatten über mutmaßliche antisemitische Vorfälle berichtet. Die Gruppe wies dies indirekt auf ihrer Instagram-Seite als „Falschinformation“ zurück. Im Gegenteil seien sogar jüdische Studierende an der Organisation der Veranstaltung beteiligt gewesen. Auch die Polizei bestätigte keine antisemitischen Vorfälle.
Seit Beginn des Kriegs in Israel wird auch in Deutschland zu verschiedenen Positionen demonstriert. Bei mehreren propalästinensischen Kundgebungen und Protesten ist es zu antisemitischen Äußerungen und antisemitisch motivierter Gewalt gekommen. Bei vielen Veranstaltungen wird allein die Reaktion Israels auf den Terror der Hamas kritisiert, die zu zahlreichen zivilen Todesopfern und Hunderttausenden Geflüchteten aus Gaza geführt hat. Pro-Israel-Demonstrationen rufen zum Kampf gegen Antisemitismus auf. (saka mit dpa)
Rubriklistenbild: © Fabian Sommer/dpa
