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IPPEN.MEDIA exklusiv
Baerbocks CNN-Moment: Özdemir sieht nun „Habeck als Gesicht der Grünen“ – lässt aber eine Frage offen
Annalena Baerbock überrascht die Grünen bei CNN. Und nun? Cem Özdemir erklärt seine Sicht bei IPPEN.MEDIA – doch nicht nur er lässt Fragezeichen übrig.
„So ist es heute der Moment zu sagen, dass die erste Grüne-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sein wird“ – das waren im April 2021 Robert Habecks Schlussworte für ein größtenteils internes Ringen um die Grünen-Spitzenrolle vor der Bundestagswahl, Baerbock blickte von der Bühnenseite lächelnd auf ihren Co-Parteichef. „Liebe Annalena, die Bühne gehört dir“, schloss Habeck – und verschwand in der Kulisse.
Geschlossenheit sollte der gemeinsame Auftritt ganz offensichtlich ausdrücken. Mittlerweile liegen turbulente gut drei Jahre Ampel-Koalition hinter den Grünen. Ob die Partei für die Bundestagswahl im Herbst 2025 überhaupt eine Kanzlerkandidatur braucht, scheint angesichts der Umfragen fraglich. Aber Baerbock hat die dahinterliegende Personalfrage schon mal abgeräumt. Jedenfalls für ihre Person. Und das ganz allein. Im US-Sender CNN, bei Promi-Moderatorin Christiane Amanpour. War ein tieferliegendes Signal verknüpft – und wenn ja, welches? Und ist die Partei darüber verstimmt?
Grüne nach Baerbocks Ansage: Özdemir stärkt Habeck den Rücken – eine Frage bleibt offen
Die öffentlichen Reaktionen aus Grünen-Reihen fallen positiv aus: Bei all dem Ampel-Zoff braucht die Partei nicht auch noch ein internes Konfliktfeld. Im Kabinett schon gar nicht. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir betonte entsprechend am Rande seiner Sommerreise im Gespräch mit IPPEN.MEDIA mit Blick auf Baerbocks Entscheidung: „Es nötigt mir Respekt ab.“
Der Kabinettskollege von Baerbock und Habeck zog auch einen nicht ganz selbstverständlichen Schluss. „Damit ist klar, Robert Habeck ist das Gesicht der Grünen im nächsten Bundestagswahlkampf“, fügte Özdemir hinzu. „Ich werde alles tun, ihn tatkräftig dabei zu unterstützen, damit es ein starkes Wahlergebnis wird.“
Özdemirs Einschränkung: „Alles Weitere müssen dann die betreffenden Leute in der Partei und Fraktion entscheiden.“ Das könnte heißen: Aus Özdemirs Sicht wird Habeck das Wahlkampf-Zugpferd der Grünen sein. Ob es aber überhaupt eine Kanzlerkandidatur geben wird, ist noch eine offene Frage für die Strategen in der Fraktion sowie der Partei.
Habeck antwortet Baerbock allein, Baerbock schreibt von „ihrer“ Entscheidung – Misstöne bei den Grünen?
Auch Habeck antwortete – ebenfalls auf Sommerreise – auf Baerbocks Ankündigung allein. Baerbock mache „einen hervorragenden Job als Außenministerin“, sagte er. „Alles Weitere werden wir in den Gremien beraten und die richtigen Entscheidungen rechtzeitig verkünden.“
Das sind keine ganz überraschenden Erwägungen. Gerade bei den einst basisdemokratisch gestarteten Grünen sind Alleingänge nicht allzu gern gesehen. Umso mehr wirft Baerbocks Auftritt die ein oder andere Frage auf. Immerhin: Habeck war dem Vernehmen nach über den Plan informiert. Andererseits machte die Süddeutsche Zeitung „Überraschung“ in Habecks Team aus. Das Timing sei Baerbocks Entscheidung gewesen, keine gemeinsame. Immerhin: Ein zwischenzeitlich zu befürchtender Machtkampf ist abgewendet.
Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit
Baerbock verwies unterdessen auch nicht auf strategische Fragen als Hintergrund ihrer Entscheidung. Sondern auf ihre Aufgabe als Ministerin, die den Schritt nötig mache. Statt in einer Kanzlerkandidatur gebunden zu sein, wolle sie ihre Kraft ganz dem Amt als Außenministerin widmen. Auch der Verkündungsort, ein Interview bei einem renommierten Sender, einer renommierten Moderatorin, könnte als Wink in Sachen des eigenen politischen Gewichts gedeutet werden. In einer Nachricht an die Fraktion schrieb Baerbock indes potenziell vielsagend: „Freue mich, wenn ihr meine Entscheidung unterstützt.“
Grüne hoffen auf 25 Prozent bei der Bundestagswahl – Forderungen an Habeck möglich
Abseits dieser Stil- und Interpretationsfragen bemühten sich die Grünen am Donnerstag um Zuversicht. Der Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler erklärte im Deutschlandfunk, 25 Prozent seien bei der Bundestagswahl machbar. Klar sei, dass das „nicht einfach werden wird.“ Aber: 25 Prozent könnten reichen, um den Kanzler zu stellen.
Eine Lanze für einen Grünen-Kanzlerkandidaten also. Das letzte Wort ist dazu aber noch nicht gesprochen. Und auch „Bedingungen“ aus der Partei scheinen möglich. „Robert Habeck ist eine von zwei guten Personen, die dafür infrage kommen“, sagte Kindlers Fraktionskollege Felix Banaszak der Rheinischen Post noch vor Baerbocks CNN-Auftritt. Sein Nachsatz dürfte aber weiter gelten: „Dafür muss er unter Beweis stellen, dass er die Partei in ihrer Breite mitnehmen kann und will.“ (fn/as mit dpa)