Naher Osten
Erdogan formuliert im Nahost-Konflikt deutliche Anforderung an Donald Trump
Der türkische Präsident hat Israel wiederholt stark kritisiert. Nun erwartet Erdogan Unterstützung vom designierten US-Präsidenten Donald Trump.
Istanbul – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den designierten US-Präsidenten Donald Trump zur Einhaltung seiner Wahlversprechen mit Blick auf die Kriege im Gazastreifen und im Libanon aufgefordert. „Trump hat versprochen, diese von Israel begonnenen Konflikte zu beenden. Wir möchten, dass dieses Versprechen eingehalten wird und Israel Einhalt geboten wird“, so Erdogan. Ein Anfang könne die Einstellung der Waffenlieferungen an Israel sein.
Der Sieg Trumps bei der Präsidentenwahl in den USA dürfte massive Auswirkungen auf den Konflikt im Nahen Osten haben. Während seines Wahlkampfs hat Trump schließlich immer wieder behauptet, er könne die Kriege im Gazastreifen und im Libanon beenden und Frieden in die Region bringen. Einerseits sagte Trump Medienberichten zufolge, Israel habe das Recht, den „Job in Gaza“ zu beenden; andererseits soll er Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu dazu aufgefordert haben, den Krieg bis zu seinem Amtsantritt im Januar zu beenden.
Kriegsmaterial über türkische Häfen nach Israel
Für Verwirrung sorgt allerdings, dass auch Waffenlieferung an Israel offenbar über türkische Häfen laufen. So berichten mehrere türkische Quellen über das Handelsschiff „Kathrin“, das in mehreren Containern Sprengstoff für das israelische Militär geladen haben soll und in den Hafen von Istanbul-Haydarpasa eingelaufen war. Im Hafen hatte es tagelange Proteste gegen das Einlaufen des Schiffes gegeben. Demonstranten waren sogar auf das Schiff gegangen, wie Videos zeigen. „Das Schiff liegt jetzt im Hafen von Antalya. Soviel ich weiß, wird es wieder in Richtung Marmarameer fahren“, schreibt der Journalist Metin Cihan auf X.
İsrail işgal yönetimine taşıdığı muhimmatlarla bilinen MV Kathrin gemisi Haydarpaşa limanında Özgürlük Filosu’nun yanı başına demirledi!
— Havadis (@havadisgazete) November 3, 2024
📌AGD Üniversite Öğrencileri Kathrin gemisine girerek İsrail işgal rejiminin devam soykırımına rağmen sürdürülen ticareti protesto etti. https://t.co/ZPmmcmBhF5 pic.twitter.com/a8EXjdseLg
Opposition in Türkei verärgert über Handel mit Israel
Das Thema ist auch Gegenstand von Diskussionen in der Opposition. „Das deutsche Schiff Kathrin, das in den Häfen vieler Länder nicht anlegen durfte, weil es Sprengstoff und Waffen für die israelische Armee transportierte, wurde unter Protesten aus dem Istanbuler Haydarpaşa-Hafen gejagt und ist jetzt in Antalya. Was macht das Schiff, das den Tod nach Palästina bringt, in unseren Häfen, dem kein Land erlaubt hat, in ihren eigenen Häfen anzulegen“, schreibt der CHP-Abgeordnete Burhanettin Bulut auf X.
Auch die oppositionelle Iyi Parti kritisiert die Geschäfte mit Israel. „Wir haben im Parlament ein Dokument nach dem anderen vorgelegt. Der Handel mit Israel wird durch Täuschung fortgesetzt“, schreibt der Abgeordnete der Iyi Parti, Turhan Cömez ebenfalls auf X. Die Waren nach Israel werden demnach als Waren nach Palästina deklariert, um den Handel zu verschleiern. So sei der Export mancher Waren nach Palästina um mehrere Tausend Prozent gestiegen.
Erdogan bezeichnet Trump als „mein Freund“
Erdogan hat zwar nach dem Wahlsieg von Trump ihm gratuliert und ihn als „mein Freund“ bezeichnet, dürfte allerdings aber über keine Druckmittel verfügen, dass der neue mächtige Mann in den USA tatsächlich ein Ende des Krieges in Nahost bringt. Auch innenpolitisch sieht es in der Türkei schwierig für Erdogan aus. Auf der einen Seite greift Erdogan Israel immer wieder an, wirft dem Land Genozid an den Palästinensern vor und bezeichnet Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als Hitler.
Auf der anderen Seite aber laufen die Geschäfte mit Israel offenbar weiter, wodurch Erdogan an Glaubwürdigkeit verliert. „In Anbetracht des Verlustes von fast 50 Tausend Menschenleben ist es unerlässlich, auf allen Ebenen Druck auf Israel auszuüben, um einen sofortigen Waffenstillstand zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die humanitäre Hilfe ununterbrochen und in ausreichendem Maße in die Region gelangt“, ließ Erdogan heute auf X mitteilen. (erpe/dpa)
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