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Sorgearbeit

SPD-Chefin fordert zum Equal Care Day: „Müssen die Männer ins Boot holen“

72 Milliarden Stunden Sorgearbeit leisten Frauen in Deutschland jedes Jahr. Saskia Esken erklärt, was sich ändern muss.

Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und den Haushalt übernehmen in Deutschland immer noch vor allem Frauen: Etwa 62 Prozent der Care-Arbeit, insgesamt 72 Milliarden Stunden, gehen auf ihr Zeitkonto, zeigt eine Studie des Forschungsinstituts Prognos, die BuzzFeed News Deutschland, ein Portal von IPPEN.MEDIA vorliegt.

Neben der verrichteten Care-Arbeit ist auch der „Mental Load“, das Denken an alle notwendigen Aufgaben, ungleich verteilt. 45 Prozent der Frauen haben das Gefühl, überwiegend für den Haushalt verantwortlich zu sein. Bei den Männern sind es 14 Prozent, zeigt eine Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) pünktlich zum Equal-Care-Day am 29. Februar.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Frauen noch immer hauptverantwortlich für die Familie sind“, sagt Eileen Peters, WSI-Expertin für Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt, BuzzFeed News Deutschland. Das gelte sowohl bei der Kinderbetreuung als auch beim Mental Load. „Hier haben Frauen und vor allem Mütter nicht nur eine zeitliche, sondern auch mentale Doppelbelastung, da sie einer Erwerbstätigkeit nachgehen und gleichzeitig hauptverantwortlich für die Care-Arbeit sind.“

Equal-Care-Day

Das Paar Almut Schnerring und Sascha Verlan führten 2016 einen neuen Feiertag, den „Equal Care Day“, ein und legte ihn bewusst auf den 29. Februar. Dieser Tag werde nämlich, genau wie unbezahlte Care-Arbeit, die meiste Zeit (also in diesem Fall in drei von vier Jahren) einfach übergangen.

Die beiden ziehen gemeinsam drei Kinder groß und beschäftigen sich seit Jahren mit dem sogenannten „Gender Care Gap“, also der Tatsache, dass Frauen mehr Care-Arbeit leisten als Männer. Sie haben zu diesem Thema bereits mehrere Bücher geschrieben.

Weniger Home-Office wirkt sich auf Verteilung der Care-Arbeit aus

Vor der Corona-Pandemie hatten 70 Prozent aller Mütter das Gefühl, hauptverantwortlich für die Kinderbetreuung zu sein. 2020 sei dieser Wert dann auf knapp über 50 Prozent gesunken, jetzt liege er wieder bei 68 Prozent. Allgemein haben sich die Einschätzungen von Männern und Frauen über die geleistete Care-Arbeit in der Pandemie angenähert, so die Expertin.

Seit April 2022 gingen die Einschätzungen der Geschlechter zur Care-Arbeit jedoch wieder stark auseinander. „Ein Grund dafür könnte sein, dass es wieder weniger Home-Office gibt und Arbeitnehmer:innen nun wieder mehr Zeit am Arbeitsplatz verbringen. Care-Arbeit wird dadurch wieder unsichtbar, ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn“, sagt Peters.

Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschland.

Mehr zum Thema: Frauen, die mehr verdienen als ihre Ehemänner erzählen, wie sich das anfühlt

Familiäre Sorgearbeit stellt „Kitt in unserer Gesellschaft dar“

„Die familiäre Sorgearbeit, die auch weiterhin ganz überwiegend von Frauen geleistet wird, stellt den Kitt in unserer Gesellschaft dar“, sagt SPD-Chefin Saskia Esken BuzzFeed News Deutschland. Diese Sorgearbeit sei „unbezahlte Arbeit, die die Erwerbsbeteiligung von Frauen viel zu oft auf eine Teilzeitbeschäftigung beschränke. Frauen, die Vollzeit arbeiten, tragen durch die physische und mentale Mehrfachbelastung zudem ein erhebliches gesundheitliches Risiko“, so Esken.

Sie fordert, dass „Hürden für eine paritätische Aufgabenteilung in Beruf und Familie verschwinden“. Sie selbst habe ihre Erwerbstätigkeit in der Softwareentwicklung in Zeiten unzureichender Kinderbetreuung aufgegeben – weil ihr Ehemann in derselben Tätigkeit wesentlich mehr verdient habe. Das soll für Frauen heute anders laufen.
 
„Für eine partnerschaftliche Übernahme der Sorgearbeit in Familien müssen wir auch die Männer ins Boot holen“, fordert Esken. Anreize für Väter sollen gestärkt werden, Elterngeld in Anspruch zu nehmen.

Auch Marcel Fratzscher äußert sich im Interview mit BuzzFeed News Deutschland zum Ehegattensplitting.

„Die ersten Wochen stellen in Familien die Weichen, wie Sorgearbeit aufgeteilt wird“

„Als Bundestagsabgeordnete und Mutter von drei Kindern bin ich sehr dankbar, dass mein Mann die Sorgearbeit zum großen Teil übernimmt und es gut und gerne macht. Diese Rollenverteilung ist leider immer noch alles andere als selbstverständlich“, sagt Nina Stahr, bildungspolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, BuzzFeed News Deutschland. Frauen machen sogar dann mehr im Haushalt machen, wenn sie mehr verdienen.

Wichtig sei ihr als Politikerin, dass Paare frei und je nach Lebensphase entscheiden können, wie sie Erwerbs- und Sorgearbeit aufteilen. Um dies zu erreichen, brauche es neben einer „guten und flächendeckende frühkindliche Bildung“ sowie „Ganztag in der Schule“ eine „Familienstartzeit“, also die Möglichkeit für Partner nach der Geburt des Kindes zwei Wochen bei vollem Lohnausgleich zu Hause zu bleiben. „Die ersten Wochen können in Familien die Weichen stellen, wie Sorgearbeit aufgeteilt wird“, sagt Stahr.

Mehr zum Thema: Deutschland belegt beim „Gender Pay Gap“ sogar den drittletzten Platz in Europa

Rubriklistenbild: © IMAGO/Zoonar II

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