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Ex-Präsident nutzt Verhandlung als Bühne

Wie Team Trump sich am Gerichtsprozess eine goldene Nase verdient

In New York stehen Donald Trump und sein Clan vor Gericht. Der Ex-Präsident macht aus dem Prozess eine Show, an der er ordentlich Geld verdient.

New York - Er hätte nicht vor Gericht erscheinen müssen. Aber Donald Trump schaufelte sich die Zeit in seinem sicher vollen Terminkalender frei, um nach New York zu reisen und dem Prozess gegen ihn und seinen Familienkonzern beizuwohnen. Statt Wahlkampagnen in Mehrzweckhallen zu veranstalten, ließ sich Trump vor einem Gerichtsgebäude in seiner Heimatstadt ablichten.

Dabei inszenierte sich der Ex-Präsident einmal mehr als Opfer einer „Hexenjagd“ seiner politischen Gegner. Man wolle kurzfristig seine Nominierung bei den Republikanern und langfristig seine Wiederwahl verhindern. „Ich habe den ganzen Tag in einem Gerichtsgebäude gesessen, anstatt in Iowa, New Hampshire, South Carolina oder an vielen anderen Orten zu sein, an denen ich sein könnte“, sagte Trump am Montag laut dem Nachrichtensender CNN. Auf die Frage eines Reporters, warum er denn überhaupt gekommen sei, sagte der Ex-Präsident: „Weil ich mir diese Hexenjagd selbst ansehen möchte.“

Donald Trump nutzt seine Auftritte vorm Gericht, um Wahlkampf zu betreiben und Spenden einzusammeln.

Donald Trump macht den Prozess in New York zur persönlichen Show

Doch egal, was er selbst sagt: Für Donald Trump und sein Gefolge sind die Termine vor Gericht längst kein Hindernis oder Problem für seine Wiederwahl-Kampagne. Sie sind vielmehr zentrales Element geworden. Die mediale Aufmerksamkeit ist deutlich höher als die, die Trump mit seinen Wahlkampfveranstaltungen in den letzten Monaten noch erzielen konnte. Dazu bieten ihm die zahlreichen Anklagen und Prozesse die Chance, sich als besagtes Opfer zu gerieren. Es ist eine Strategie, die er Zeit seiner politischen Karriere erfolgreich angewandt hat, und mit der er immer wieder seine Anhängerschaft versammelte, anstachelte und mobilisierte.

Trump vertraut dieser Technik - so sehr, dass der ehemalige Reality-TV-Star für die Show vor Gericht offenbar sogar anwaltliche Ratschläge missachtet. „Jeder Anwalt würde sagen: ‚Reden Sie nicht‘. Jeder Kandidat würde dem Anwalt gehorchen. Trump wirft einfach den Spielplan über den Haufen“, sagte der ehemalige Pressesprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

Donald Trump verdient Millionenbetrag durch Auftritte vor Gericht

Dafür gibt es einen einfachen Grund: Geld. Donald Trump verdient mit der Show um seinen Gerichtsprozess sehr viel davon. Selbst nach der vom Gericht verhängten Nachrichtensperre schickte seine Kampagne laut einer Meldung des Nachrichtenportals The Hill per E-Mail einen Spendenaufruf an sein Gefolge. Darin fanden sich die bekannten Angriffe auf Richter, Staatsanwältin und die Demokraten. Ebenfalls am Mittwoch gab die Trump-Kampagne laut einer Meldung bekannt, wie viel Spendengelder für den Ex-Präsidenten eingegangen sind. Allein in den Monaten Juli bis September habe man mehr als 45,5 Millionen US-Dollar eingesammelt - eine Steigerung von 30 Prozent im Vergleich zum vorherigen Quartal. Ebenfalls in diesem Zeitraum fielen mindestens drei Prozesse:

  • Trumps Verurteilung im Verfahren gegen die Kolumnistin E. Jean Carroll, der der Ex-Präsident wegen sexueller Nötigung und Verleumdung fünf Millionen US-Dollar zahlen musste.
  • Vier Anklagen des US-Justizministeriums gegen Trump wegen seiner Rolle im Kapitolsturm am 6. Januar 2021 und seiner Versuche, nach der Abwahl weiter im Amt zu bleiben.
  • Zahlreiche Anklagen gegen Donald Trump im US-Bundesstaat Georgia, in denen dem Ex-Präsidenten der Versuch vorgeworfen wird, die Auszählung der Stimmen bei der US-Wahl 2020 zu beeinflussen.

Im Zuge der Anklage in Georgia wurde von Donald Trump das jetzt schon legendäre Verbrecherfoto geschossen. Statt sich der erkennungsdienstlichen Erfassung zu widersetzen, nutzt Trump auch dieses Bild für seine Zwecke. Seine Kampagne druckte es auf T-Shirts und Tassen, die wiederum über Trumps Website vertrieben werden.

Mugshots in Georgia: Polizeifotos von Trump und weiteren Angeklagten

Donald Trump im Polizeifoto (Mugshot).
Die Behörden im US-Bundesstaat Georgia haben im Zusammenhang mit der Anklage wegen versuchten Wahlbetrugs gegen Donald Trump ein Polizeifoto des früheren US-Präsidenten veröffentlicht. Das Büro des zuständigen Sheriffs machte die denkwürdige Aufnahme publik, nachdem sich Trump zuvor im Bezirksgefängnis in Atlanta den Behörden gestellt hatte. Trotz diverser rechtlicher Probleme Trumps ist es das erste Mal, dass er ein Polizeifoto von sich machen lassen musste. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Rudy Giuliani: Polizeifoto (Mugshot)
Trump war gemeinsam mit 18 weiteren Beschuldigten angeklagt worden wegen seiner Versuche, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 in Georgia zu beeinflussen. Vor ihm waren bereits diverse Angeklagte in dem Fall im Bezirksgefängnis in Atlanta erschienen, wo ihre Personalien aufgenommen und Polizeibilder gemacht wurden, darunter auch Trumps ehemaliger Anwalt Rudy Giuliani.  © afp
John Eastman: Polizeifoto (Mugshot)
Trumps früherer Anwalt John Eastman gilt als einer der wichtigsten Köpfe hinter dem versuchten Wahlbetrug, für ihn war eine Kautionssumme von 100.000 Dollar festgesetzt worden. „Meine Anwälte und ich werden jeden einzelnen Aspekt dieser Anklage energisch bekämpfen“, hieß es in einer Mitteilung von Eastman. © afp
Mark Meadows: Polizeifoto (Mugshot)
Auch Mark Meadows muss sich in Georgia vor Gericht verantworten. Trumps früherer Stabschef im Weißen Haus werden zwei Anklagen vorgeworfen: Verstoß gegen die Gesetze in Georgia gegen illegale Kriminalität und Aufforderung zur Verletzung des Eides durch einen Beamten. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Sidney Powell: Polizeifoto (Mugshot)
Sidney Powell trat zusammen mit Rudy Giuliani am 18. November 2020 als Teil des Anwaltsteams auf, das gegen die Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahl vorgehen und Trumps Wiederwahl sichern sollte. Ihr werden sieben Anklagepunkte zur Last gelegt. Legendär wurde ihr Spruch, in Anspielung auf eine Figur im Film „Kampf der Titanen“ sie werde die Riesenkrake („release the Kraken”) freisetzen. © Fulton County Sheriff'S Office/Imago
Jenna Ellis: Polizeifoto (Mugshot)
Auch Jenna Ellis gehört zu Trumps Anwältinnen. Berichten zufolge hat sie mindestens zwei juristische Memos an Trump geschrieben, in denen sie den damaligen Vize Mike Pence dazu aufforderte, die Bestätigung von Bidens Sieg durch den Kongress am 6. Januar zu verhindern. Ellis wurde in zwei Punkten angeklagt. © Fulton County Sheriff/Imago
Kenneth Chesebro: Polizeifoto (Mugshot)
Kenneth Chesebro ist ebenfalls einer von Trumps Anwälten. Er wurde in sieben Punkten angeklagt. Besonders heikel ist dabei ein Straftatbestand aus dem sogenannten Rico-Gesetz. Es wurde ursprünglich erlassen, um gegen Schutzgelderpressung der Mafia vorzugehen. © afp
Ray Smnith: Polizeifoto (Mugshot)
Als Anwalt für Trump nahm Ray Smith in Georgia an einer Anhörung im Senat von Georgia teil, bei der er laut Anklage fälschlicherweise behauptete, dass es bei den Wahlen des Bundesstaates zu weitverbreitetem Wahlbetrug und Wahlunregelmäßigkeiten gekommen sei. Er ist in zwölf Punkten angeklagt. © afp
David Shafer: Polizeifoto (Mugshot)
David Shafer ist der ehemalige Vorsitzende der Republikaner in Georgia. Zuvor hatte er im Senat des Bundesstaates gesessen. Ihm werden acht Straftaten vorgeworfen. © afp
Harrison Floyd: Polizeifoto (Mugshot)
Harrison Floyd wird vorgeworfen, die Wahlhelferin Ruby Freeman unter Druck gesetzt und bedroht zu haben. Dem ehemaligen Chef der „Black Voices for Trump“ wurde unter anderem wegen Beeinflussung von Zeugen angeklagt. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Cathleen Latham: Polizeifoto (Mugshot)
Cathleen Latham erklärte sich bereit, in Georgia als Wahlfrau im „Electoral College“ zu fungieren, das alle vier Jahre den Präsidenten und den Vizepräsidenten wählt. Es besteht aus 538 Wahlleuten, die von den 50 Bundesstaaten sowie dem Bundesdistrikt entsandt werden. Sie ist in elf Punkten angeklagt, unter anderem Verschwörung zum Betrug am Staat. © afp
Scott Graham Hall: Polizeifoto (Mugshot)
Scott Graham Hall ist in sieben Punkten angeklagt, darunter Verschwörung zum Wahlbetrug. Der Trump-Fan stammt aus der Gegend von Atlanta. © Fulton County Sheriff's Office/Imago

Doch nicht nur der Ex-Präsident nutzt den Prozess in New York, um abzukassieren. Auch seine Gefolgschaft nutzt das Scheinwerferlicht für die eigenen Zwecke. Wie das Nachrichtenportal Daily Beast berichtet, traf sich Trump-Unterstützer und Radikal-Republikaner Matt Gaetz mit einer Gruppe Großspender, um seinen Kampf für Trump und gegen den abgesetzten Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, zu unterstützen. Auch die Söhne Donald Trump Jr. und Eric Trump veröffentlichten Spendenaufrufe und riefen ihre Geldgeber auf unterschiedlichen Social Media Kanälen um Hilfe.

Donald Trumps Plan könnte scheitern

Noch hat Donald Trump aber weder die Nominierung der Republikaner erhalten und noch viel weniger, die kommende US-Wahl gewonnen. Auch das Ergebnis des Gerichtsprozesses in New York steht noch aus. Staatsanwältin Letitia James fordert in ihrer Anklage eine Geldstrafe von 250 Millionen US-Dollar und ein Verbot für den Ex-Präsidenten, je wieder Geschäfte im Bundesstaat New York machen zu dürfen. Ob Trumps Rechnung also aufgeht, muss sich erst noch zeigen. (dil)

Rubriklistenbild: © SPENCER PLATT/AFP

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