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Umfrage zeigt

FBI mitverantwortlich für Sturm aufs Kapitol? Viertel der US-Bürger hat eine klare Meinung

Sturm aufs US-Kapitol
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Ein wütender, bewaffneter Mob dringt in das US-Kapitol ein.

Für viele Amerikaner ist es „wahrscheinlich“ oder sogar „definitiv“, dass der Angriff auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 vom FBI geplant worden sein soll.

Washington D.C. – Ergebnisse einer Umfrage der Washington Post in Zusammenarbeit mit der University of Maryland legen nahe, dass auch zu Beginn des Präsidentschaftswahljahres in den USA viele US-Amerikaner weiterhin an Verschwörungserzählungen über den Angriff auf das US-Kapitol am 6. Januar festhalten. Trotz einer Untersuchung des Kongresses und über 725 abgeschlossener Verfahren gegen die Teilnehmer des Kapitol-Sturmes in Washington, sehen viele Befragten die Verantwortung für den Sturm auf das Kapitol demnach ausgerechnet bei einer US-Behörde.

Sturm aufs Kapitol – Vielzahl an US-Amerikanern glauben an Beteiligung des FBI

Der Umfrage zufolge, sind knapp elf Prozent der Befragten der Ansicht, dass es „solide Beweise“ dafür gebe, dass FBI-Agenten den Angriff am 6. Januar organisiert und gefördert hätten. Weitere 13 Prozent der Befragten würden eine Beteiligung des FBI am Sturm aufs Kapitol nur „vermuten“. Insgesamt glaubt also fast ein Viertel der Befragten an eine Beteiligung des FBI.

Besonders verbreitet ist dieses Narrativ unter den Anhängern der republikanischen Partei. 34 Prozent der Republikaner gaben an, entsprechende Behauptungen seien „definitiv“ oder „wahrscheinlich“ zutreffend. 44 Prozent der Menschen, die bei der letzten Wahl für Trump gestimmt haben, gaben an, dass das FBI den Angriff mit angestiftet habe. Unter den Anhängern der Demokraten waren es lediglich 13 Prozent. Das FBI ist die zentrale Sicherheitsbehörde der USA. Sie ist zugleich Strafverfolgungsbehörde und Inlandsgeheimdienst.

6. Januar 2021 - der Sturm aufs Kapitol in Bildern

Donald Trump bei seiner Rede am 6. Januar 2021 in Washington DC
Alles begann mit einer Rede von Donald Trump. Der noch amtierende Präsident hatte seine Anhängerinnen und Anhänger nach Washington DC gerufen, um dort gegennnnnnn die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten zu demonstrieren. Der hatte die Wahl im November gewonnen, am 6. Januar sollten dann die Wahlmänner der Bundesstaaten Bidens Sieg in Washington DC bestätigen. Eigentlich ein formaler, zeremonieller Akt. In Trumps Wahrnehmung aber wohl die letzte Chance, die Niederlage gegen Biden noch zu verhindern. Seine tausenden Zuhörer forderte Trump auf, „gemeinsam zu Kapitol“ gehen um „unser Land zurückzuerobern“. © Brendan Smialowski/afp
Tausende Menschen finden sich am 6. Januar auf den Stufen des Kapitols in Washington DC ein
Der Mob aus MAGA-Fans gehorchte Donald Trump und zog in Richtung Kapitol. Gegen 12 Uhr Ortszeit fanden sich tausende Menschen auf den Stufen zu den Parlamentsgebäuden ein. Viele trugen Camouflage-Kleidung und Gasmasken. Trump-Flaggen und Devotionalen waren überall zu sehen. Entgegen seiner Ankündigung war der abgewählte US-Präsident aber nirgends zu sehen. Das Sicherheitspersonal, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Secret Service, soll Trump eine Teilnahme an der Demonstration verboten haben. © Roberto Schmidt/afp
Ein Galgen, wohl für Mike Pence, ist vor den Stufen des Kapitols in Washington DC am 6. Januar zu sehen.
Donald Trumps Getreue hatten es aber nicht nur auf die Demokraten und Joe Biden abgesehen. Auch Mike Pence geriet ins Visier des Mobs. Trump hatte in den Tagen zuvor von seinem Vizepräsidenten gefordert, die Wahl von Biden nicht zu ratifizieren – eine formale Aufgabe, die im politischen System der USA dem Vize zufällt. Pence weigerte sich, was Trumps Fans zu dem Schlachtruf „Hang Mike Pence“ (Hängt Mike Pence“) inspirierte. Ihre Forderung unterstrich der Mob mit selbstgebastelten Galgen vor dem Kapitol. © Andrew Caballero-Reynolds/afp
Der Maga-Mob prügelt sich am 6. Januar vor dem Kapitol in Washington DC mit der Polizei
Vor dem Kapitol traf der Mob auf hoffnungslos unterbesetzte Sicherheitskräfte. Die Polizei war machtlos und konnte die Barrikaden vor dem Kapitol nicht lange halten. Gegen 12.30 durchbrach der wütende Mob schließlich die Absperrungen. Zwei Stunden hatte die Polizei endgültig aufgegeben und die Trump-Fans verschafften sich Zugang zu den Parlamentsgebäuden. © Joseph Prezioso/afp
Mike Pence und Nancy Pelosi im Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Während draußen die Schlacht zwischen MAGA-Fans und Kapitolspolizei tobte, lief im US-Senat die Sitzung, in der Joe Biden endgültig zum Präsidenten erklärt werden sollte. Kurz nachdem der Mob sich Zugang zu den Gebäuden verschafft hatte, unterbrachen Vizepräsident Mike Pence und Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Sitzung. Der Plenarsaal wurde von den Sicherheitskräften evakuiert. © Erin Schaff/afp
Anhänger von Donald Trump in den Gebäuden des Parlaments auf dem Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Im Kapitol begannen die Anhänger Donald Trumps in den heiligen Hallen der amerikanischen Demokratie zu randalieren. Zahlreiche Kunstwerke wurden zerstört, die Wände mit Exkrementen beschmiert und ein Rednerpult gestohlen, das kurz darauf auf Ebay zum Verkauf angeboten wurde. Währenddessen verbarrikadierten sich Abgeordnete, die nicht rechtzeitig evakuiert werden konnten, in einzelnen Räumen des Kapitols. © Roberto Schmidt/afp
Richard Barnett im Büro von Nancy Pelosi beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar in Washington DC in den USA
Die Anhänger von Donald Trump hatten es besonders auf das Büro von Nancy Pelosi abgesehen. Richard Barnett war unter denen, die sich Zugang zu den Räumen der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses verschaffte. Dort machte Barnett Fotos von sich im Stuhl Pelosis, veröffentlichte diese auf Facebook und schrieb Pelosi beleidigende Nachrichten auf den Schreibtisch. Kurze Zeit nach dem Sturm aufs Kapitol wurde Barnett verhaftet. © Saul Loeb/afp
Jake Angeli, der QAnon Schamane beim Sturm aufs Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Zweifelhafte Berühmtheit erlangte am 6. Januar 2021 auch Jake Angeli. Der sogenannte „QAnon-Schamane“ beteiligte sich in Kriegsbemalung und mit Fellmütze inklusive Hörnern am Sturm aufs Kapitol. Tage später wurde Angeli festgenommen und des vorsätzlichen Betretens oder Verbleibs in gesperrten Gebäuden oder Geländen ohne rechtmäßige Befugnis sowie des gewaltsamen Betretens und des ordnungswidrigen Verhaltens auf dem Gelände des Kapitols angeklagt. Die Fahndung sei aufgrund der „einzigartigen Kleidung und den umfangreichen Tätowierungen auf seinem Oberkörper“ leicht gefallen, gaben die Behörden im Anschluss an. © Saul Loeb/afp
Anhänger Donald Trumps beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar in den Gebäden des Parlaments in Washington DC.
Überall in den Gebäuden tummelten sich stundenlang die Anhänger Donald Trumps. Der abgewählte US-Präsident zögerte, die Nationalgarde zur Unterstützung der Kapitolpolizei zu entsenden und weigerte sich zunächst, den Mob per Videobotschaft zur Ruhe zu bringen. Erst vier Stunden, nachdem die Türen des Kapitols eingeschlagen worden waren, wandte sich der noch amtierende Präsident an die Demonstranten. Nur halbherzig verurteilte er die Gewalt des Tages und lobte die Randalierer noch als „große Patrioten“. © Saul Loeb/afp
Nationalgardist im Einsatz beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar in Washington DC
Erst gegen 16.30 Uhr, also zweieinhalb Stunden, nachdem das Kapitol gestürmt worden war, wurde die Nationalgarde geschickt. Wer diesen Einsatz, den die Kapitolpolizei zwei Stunden zuvor bereits beantragt hatte, letztlich genehmigt hat, ist nicht bekannt. Laut offizieller Anrufliste hat Donald Trump von 11 Uhr bis 18 Uhr kein einziges Telefonat geführt. Die Theorie liegt nahe, dass Mike Pence letztlich den Einsatz der Nationalgarde in die Wege geleitet hatte. Den Sicherheitskräften gelang es gegen 17.30 Uhr, den Mob aus den Parlamentsgebäuden im Kapitol zu drängen. © Olivier Douliery/afp
Anhänger von Donald Trump beim Sturm aufs Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Die Bilanz des Kapitolsturms am 6. Januar in Washington DC fällt verheerend aus. Insgesamt kamen zehn Menschen ums Leben, fünf davon Polizisten. Vier dieser Männer begangen in den Tagen nach dem Sturm Suizid. 140 weitere Sicherheitsbeamte und unzählige Demonstranten wurden verletzt. Bis heute laufen Gerichtsverfahren gegen Beteiligte des Aufstands. Doch für Donald Trump ändert das alles nichts. Bis heute hat er seine Wahlniederlage nicht akzeptiert und lässt seit dem 6. Januar keine Gelegenheit aus, den Beinahe-Sturz der Demokratie in den USA kleinzureden. © Samuel Corum/afp

Die Ergebnisse der Umfrage würden ebenfalls suggerieren, dass der Medienkonsum der Menschen einen großen Einfluss auf deren Einordnung des Kapitol-Sturms nehme. Demnach hatten 39 Prozent der Amerikaner, die Fox News als ihre Hauptnachrichtenquelle nannten, angegeben, dass das FBI in der Organisation des Anschlags am 6. Januar beteiligt gewesen war. Im Vergleich dazu gaben nur 16 Prozent der Zuschauer der Sender CNN oder MSNBC an, an eine Beteiligung des FBIs zu glauben. Bei US-Amerikaner, die ihre Nachrichten hauptsächlich bei ABC, CBS oder NBC entnehmen, lag der Wert bei 13 Prozent.

Angriff auf das US-Kapitol – Vom FBI organisierte Operation sei „lächerlich“

Am 6. Januar haben sich rund 700 Angeklagte vor Gericht für bundesweite Straftaten schuldig erklärt, die von Hausfriedensbruch bis hin zu gewaltsamen Übergriffen auf die Polizei gingen. Zusätzlich wurden 130 Personen verurteilt. Donald Trump wird vorgeworfen, seine Anhänger in einer Rede angestachelt zu haben, damit diese zum Kapitol marschieren um die Bestätigung der Wahlergebnisse von 2020 durch den Kongress zu verhindern. In zahlreichen Anhörungen und Gerichtsverfahren haben die Anwälte der Angeklagten, darunter der als „QAnon Shaman“ bekannte Verschwörungsideologe Jacob Chansley und der frühere Anführer der Proud Boys Henry „Enrique“ Tarrio, Trump für den Angriff verantwortlich gemacht. 

Der FBI-Direktor Christopher Asher Wray hat die Vorwürfe einer Beteiligung an der Auslösung des US-Kapitol-Sturmes zurückgewiesen. In einer Anhörung im Repräsentantenhaus im Juli betonte er, dass die Idee, dass der Angriff auf das US-Kapitol am 6. Januar eine von FBI organisierte Operation war, lächerlich sei. (jek)

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