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„Ziel sollte nicht Überreden sein“

Corona-Expertenrat rüffelt Scholz‘ Ampel: „Das trägt zur Verunsicherung der Bevölkerung bei“

Olaf Scholz, SPD
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Bundeskanzler Olaf Scholz sieht sich mit Kritik konfrontiert. Der Corona-Expertenrat bemängelt die Pandemiekommunikation.

Der Corona-Expertenrat ist unzufrieden mit Teilen der Pandemie-Politik. In seiner fünften Stellungnahme fordert das Gremium Verbesserungen in der Kommunikation.

Hinweis der Redaktion

Liebe Leserinnen und Leser, versehentlich wurde die Uhrzeit dieses Artikels aktualisiert.

Das eigentliche Veröffentlichungsdatum lautet: 01.02.2022.

Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

Berlin - Der Expertenrat der Bundesregierung hat teils harsche Kritik an Aspekten der Corona-Politik geübt. Die meisten Bürgerinnen und Bürger wollten „aktiv zur Beendigung der Pandemie beitragen“, heißt es in der aktuellen Stellungnahme des Gremiums. Aktuell gebe es allerdings einen „Mangel an Übereinstimmung von verfügbaren Informationen, ihrer Bewertungen und den resultierenden Empfehlungen.“ Zu deutsch: Die Entscheidungen der Bundesregierung sind für die Menschen im Land nicht (immer) nachvollziehbar.

Das Urteil der Experten: „Das trägt zu Verunsicherung der Bevölkerung bei, bietet Angriffsfläche für Falsch- und Desinformation, untergräbt das Vertrauen in staatliches Handeln und gefährdet den Erfolg von wichtigen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit.“

Corona-Expertenrat kritisiert Kommunikation: „das gelingt in keiner Institution“

Eine gelungene Gesundheitskommunikation müsse wissenschaftliche Evidenz einfach erklären und in Handlungsempfehlungen übersetzen, heißt es in der Stellungnahme weiter. Das gelinge aktuelle allerdings „keiner Institution in Deutschland“. Obwohl die „faktenbasierte und handlungsorientierte Information der Bevölkerung in Gesundheitskrisen unabdingbar“ sei. Der Expertenrat empfehle daher „die Verbesserung der aktuellen Kommunikation“.

Diese „Empfehlung“ ist auch als Rüffel der aktuellen Bundesregierung zu verstehen. Das politische Berlin sieht sich - egal welcher Couleur - etwa mit der schleppend voranschreitenden Impfkampagne konfrontiert. Schon unter Unionsführung war das Impfen ein Problem, jetzt scheitert das von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene Ziel, bis Ende Januar 80 Prozent der Menschen geimpft zu haben (Stand 31. Januar: 74 Prozent).

Scholz zuletzt eine neue Impfkampagne, konkret etwa ein Plakat mit der Aufschrift „Impfen hilft“. Die Info-Offensive wurde nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums von den beiden Agenturen Scholz & Friends und Cosmonaut & Kings erarbeitet. Das Budget für die Monate Januar bis März beziffert das Ministerium auf 60 Millionen Euro.

Bundeskanzler Olaf Scholz appellierte am Rande des Gipfels erneut ans Impfen.

Corona-Expertenrat: Vier Punkte für richtige Kommunikation erforderlich

Für den Expertenrat ist klar: Die Corona-Kommuikation muss sich verändern. Für eine „fachlich fundierte und evidenzbasierte Gesundheitskommunikation“ sind laut Stellungnahme vier eng ineinander greifende Bausteine notwendig:

  • 1. die Zusammenführung und Erzeugung des besten verfügbaren Wissens
  • 2. die Übersetzung relevanter Daten in zielgruppenspezifische und verständliche Informationsformate. Dazu heißt es in der Stellungnahme unter anderem: „Ziele sollen Aufklärung und nicht Werbung oder Persuasion („Überreden“) sein.“
  • 3. Kommunikation über die verschiedenen Kanäle einer modernen Informationsgesellschaft
  • 4. Überprüfung der erzielten Effekte und falls notwendig die Anpassung der Strategie

Expertenrat: „Mangelhafte Digitalisierung ist ein großes Hindernis“

Der Stellungnahme zufolge empfiehlt der Expertenrat daher „die Verbesserung der aktuellen Kommunikation und Informationsangebote nach den oben beschriebenen Prinzipien“. Dabei gehe es auch um den digitalen Bereich. „Die Corona-Pandemie hat die fehlende Verfügbarkeit an wichtigen Daten im Vergleich zu anderen Ländern offensichtlich gemacht“, schreiben die Experten und rechnen mit den Defiziten im Gesundheitswesen ab. „Insgesamt ist die mangelhafte Digitalisierung im Gesundheitssystem in Deutschland ein großes Hindernis — nicht zuletzt auch für erfolgreiche Kommunikation.“ Das Thema Digitalisierung kam zuletzt auch im Bund-Länder-Treffen zur Sprache. Im Beschlusspapier ist von „kurz- und mittelfristigen Maßnahmen im Bereich der Digitalisierung“ die Rede.

Die Corona-Pandemie sei insgesamt „nur eine von mehreren kollektiven und globalen Gesundheitskrisen, auf die die Gesellschaft reagieren muss.“ Für die Zukunft bedeute das: „Es bedarf der Einrichtung einer nachhaltigen Infrastruktur, um die Bevölkerung evidenzbasiert, schnell und effektiv zu informieren und in ihrer Risiko- und Handlungskompetenz zu unterstützen.“

Die Stellungnahme des Expertenrats wurde einstimmig von 18 Personen unterzeichnet. Eigentlich besteht das Gremium aus 19 Experten, ein Mitglied war nach Merkur.de-Informationen jedoch im Urlaub und konnte daher nicht abstimmen. (as)

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