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Bedrohung durch Russland

BND-Chef erläutert Putin-Strategie gegen die Nato – und nennt zwei Angriffs-Szenarien

Mit Beginn des Krieges in der Ukraine wächst die Furcht vor einem russischen Angriff auf einen der Nato-Staaten. Zwei mögliche Angriffs-Szenarien nennt der BND-Chef.

Berlin/Moskau – Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, hat in einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik eindringlich vor der Bedrohung durch Russland für die Nato gewarnt. Kahl warnte bei der Veranstaltung in Berlin am Mittwoch vor zunehmenden hybriden Angriffen Russlands auf Deutschland und das westliche Verteidigungsbündnis. Das Risiko für einen Nato-Bündnisfall steige.

BND-Chef warnt vor Putin: „Militärische Konfrontation mit der Nato wird Option für den Kreml“

Die Bereitschaft Moskaus zur weiteren Eskalation habe ein bisher unbekanntes Niveau erreicht, so der BND-Präsident. Mit dem Aufwuchs des russischen Militärpotenzials werde zudem „eine direkte militärische Konfrontation mit der Nato zu einer möglichen Handlungsoption für den Kreml“. Russlands Streitkräfte würden wahrscheinlich ab Ende des Jahrzehnts personell und materiell in der Lage sein, einen Angriff gegen die Nato durchzuführen.

BND-Chef, Bruno Kahl, schildert eine perfide Taktik des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen die Nato (Montage)

Vor einer zunehmenden Bedrohung durch Russland für die Nato-Staaten warnt auch Nato-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli. „Am Ende des Ukraine-Kriegs, wie immer das auch aussieht, wird das russische Militär stärker sein als heute“, erklärte Cavoli in einem Interview mit dem Spiegel im Oktober. „Diese Streitkräfte werden an der Grenze zu unserer Allianz stehen“, so die Warnung des Nato-Oberbefehlshabers, der vor diesem Hintergrund schnelle Vorbereitung des Bündnisses und Abschreckung gegen Russland forderte.

Bedrohung durch Russland für die Nato: BND-Chef nennt zwei konkrete Angriffs-Szenarien

Aktuell gibt es nach Aussage des BND-Chefs keine konkreten Anzeichen für weitere Kriegspläne Russlands. Dennoch nannte Kahl am Mittwoch zwei Szenarien eines möglichen russischen Angriffs auf die Nato. Möglich sei demnach, ein kurzer Überfall auf die arktische Insel Spitzbergen in Norwegen zur „territorialen Geländebereinigung“. Als zweites Szenario nannte der BND-Chef eine begrenzte russische Intervention im Baltikum unter dem Deckmantel des Schutzes russischer Minderheiten. Diesen Deckmantel nutzte Russlands Präsident Wladimir Putin unter anderem für den Ukraine-Krieg.

Putins Nato-Taktik: Moskau will Bündnispartner spalten und testen – Scheitern der Nato im Fokus

Der BND-Chef erklärte weiter, dass hochrangige Offizielle im russischen Verteidigungsministerium offenbar Zweifel daran hegten, ob die Nato-Beistandsverpflichtungen im Ernstfall halten würden. „Wenn solche Ansichten überhandnehmen in der Regierungszentrale Moskaus, wächst in den kommenden Jahren das Risiko auch einer militärischen Auseinandersetzung“, mahnte Kahl. Dabei stünde für Russland jedoch „sicher nicht eine weiträumige Landnahme im Fokus“. Vielmehr würden der russische Präsident und die Führung in Moskau nach BND-Einschätzung auf ein Scheitern der Nato als Verteidigungsbündnis abzielen. 

Auch äußerte sich Kahl zur möglichen Taktik des Kremlchefs mit Blick auf das Verteidigungsbündnis. Russland könnte versuchen, die Beistandsbereitschaft der Nato durch Drohungen zu testen – „das immer mal wieder zu hörende nukleare Geraune gehört da auch zu“. Ziel sei es neben der Probe der Beistandsbereitschaft der Staaten, einzelne Alliierte von den gemeinsamen politischen Linien abzubringen. Russland würde nach Einschätzung des BND daher zunächst versuchen, die Nato zu spalten, bevor es zu einer möglichen militärischen Auseinandersetzung komme.

Rubriklistenbild: © IMAGO / ITAR-TASS, IMAGO / Achille Abboud

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