Droht ein Bürgerkrieg?
Proud Boys und Trump-Unterstützer rufen nach Attentat zu Gewalt auf
Es gehe der extremen Rechten nach dem Attentat auf Trump darum, „zurückzuschlagen“, sagt ein US-Experte. Die Proud Boys stoßen bereits Morddrohungen aus.
Washington, D.C. – Bereits direkt nach dem Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, soll es noch am Schauplatz des Mordversuches zu Gewaltaufrufen durch seine Anhängerinnen und Anhänger gekommen sein. Einige sollen laut einer Reporterin des US-Portals Axios versucht haben, Journalistinnen und Journalisten im Pressebereich der Kundgebung anzugreifen. Dabei sollen sie die Presseleute beschuldigt haben, Schuld an dem Mordversuch zu haben. Sie drohten demnach: „Ihr seid die Nächsten, ihr seid bald dran“. Befeuert von Verschwörungserzählungen, befeuert die extreme Rechte in den USA nun die Sorgen vor weiteren Gewaltausbrüchen.
„Töten ist einfach“ – Rechtsextreme drohen nach Trump-Attentat
Der rechtsextreme Propagandist Alex Jones verbreitete bereits am Samstag allerlei an Verschwörungserzählungen zum Attentat auf Donald Trump auf seinen Kanälen mit Millionenpublikum. Etwa, dass US-Präsident Joe Biden dies befohlen hätte. Eine recht offensichtlich völlig haltlose Behauptung. Davon ausgehend drohte Jones, allen, die er hinter dem Anschlag auf wähnte: „Töten ist einfach, selbst mit 50 Jahren kann ich immer noch mit meinen bloßen Händen töten“.
Ebenfalls kurz nach dem Angriff versuchten führende Republikaner, wie etwa der Senats-Minderheitenführer Mitch McConnell, den extremistische Teil ihrer Anhängerschaft einzufangen. Gewalt habe „keinen Platz in der Politik“, schrieb McConnell auf X. Seit Trumps Abwahl 2020 und dem Sturm aufs Kapitol 2021 haben viele in den USA Angst vor einem erneuten Gewaltausbruch der radikalisierten Basis der Republikaner im Vorfeld oder nach der US-Wahl im November. Andere Abgeordnete der Partei stimmten hingegen in die Verschwörungserzählungen, die Demokraten stünden hinter dem Angriff auf Trump, ein, wie etwa die Repräsentantenhausabgeordnete Majorie Taylor Greene.
Proud Boys wollen USA in Bürgerkrieg stürzen – So nutzen sie das Attentat auf Trump
Noch deutlich weiter als Taylor Greene treiben es einzelne Ableger der rechtsextremen Gruppe Proud Boys, die maßgeblich am Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar beteiligt waren und aus deren Reihen heraus bereits Mordanschläge begangen wurden; 2017 wurde aus einer maßgeblich von der Gruppe organisierten Demonstration in Charlottesville heraus, die 32-jährige Heather Heyer ermordet. Der damalige Anführer Gruppe bekannte sich im Nachgang schuldig, gezielt Fehlinformationen über den Anschlag gestreut zu haben. Die Proud Boys sind eine Gruppe in einem ganzen Spektrum militanter Rechtsextremer in den USA. Per Telegram verbreiteten sich Gewaltaufrufe nach dem Anschlag, wie ein Lauffeuer innerhalb der Gruppe.
Laut einer Analyse der US-Militärakademie West Point, gibt es seit Jahren einflussreiche Akteure innerhalb der Proud Boys, die die Strategie, des „militanten Akzelerationismus“ verfolgen. Diese zielt darauf ab, durch Gewalttaten gegen politische Gegner oder Minderheiten einen Bürgerkrieg und damit den Umsturz der staatlichen Ordnung herbeizuführen.
Der New Yorker Ableger der Miliz etwa verglich Trump mit dem spanischen José Calvo Sotelo, den die faschistische Propaganda der Diktatur Francisco Francos in Spanien als „ersten Märtyrer“ ihrer Sache bezeichnete. Die Ermordung Sotelos habe den spanischen Bürgerkrieg „ausgelöst“, behaupteten die Rechtsextremen. Das stimmt nicht, da es doch Franco und seine Verbündeten waren, die die spanische Republik stürzten, da sie nicht in ihr autoritäres Weltbild passte. Der Post der Proud Boys kann also als verklausulierte Drohung eines Bürgerkrieges gegen die demokratische Ordnung der Vereinigten Staaten verstanden werden.
Linke werden „ernten, was sie sähen“ – Proud Boys aus Ohio drohen nach Trump-Attentat
In Ohio drohten die Proud Boys nach dem Anschlag „den Linken“, ein für sie sehr dehnbarer Begriff, dass sie „ernten, was sie sähen“, wie die Gruppe auf Telegram schrieb. Eine unverhohlene Drohung der Miliz, Mordanschläge gegen politische Gegner zu verüben. Eine texanische Proud-Boys-Gruppe verbreitete einen X-Post, in dem behauptet wird, „Linke“ wären pädophile Sexualstraftäter, der implizierte, man dürfe deswegen auf sie schießen.
Der Tenor der Aufrufe fasste Jon Lewis, Extremismusforscher an der Georgetown Universität in Washington D. C. gegenüber dem US-Portal Wired zusammen: „Wir müssen zurückschlagen“, sei die Parole der Stunde auf der extremen Rechten der USA, von den Proud Boys bis in den US-Kongress. Die extreme Rechte in den USA ist bereits schwer bewaffnet und trainiert bereits seit Jahren für exakt solche Angriffe auf politische Gegner. (kb)
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