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Berg-Karabach

Sorge vor „ethnischen Säuberungen“ an Armeniern – Kritik an EU und Bundesregierung

Der Exodus der armenischen Menschen aus Berg-Karabach hält unvermindert an. Deutsche Menschenrechtsorganisationen sind angesichts des Stillschweigens empört.

Stepanakert – Dutzende Kilometer reihen sich die Autos der Armenierinnen und Armenier, die nach der Niederlage raus aus ihrer Heimat nach Armenien wollen. Zu groß ist die Angst vor den aserbaidschanischen Soldaten, die jetzt in den Städten in der Region eingedrungen sind. Die Menschen sind erschöpft, verängstigt und vor allem ausgehungert. Neun Monate war die Region belagert und von der Außenwelt abgeschnitten, bevor die armenischen Kräfte kapituliert haben.

Auch in Deutschland macht man sich Sorgen um die Menschen in der Region – vor allem, weil auch die internationale Staatengemeinschaft nichts gegen die ethnischen Säuberungen an den Armeniern in Berg-Karabach unternimmt. Der Vorsitzende des Zentralrats der Armenier in Deutschland, Jonathan Spangenberg, zeigt sich enttäuscht – vor allem von der EU. „Die EU hat nicht nur als Vermittlerin für Frieden versagt, sondern auch menschlich und ethisch. Wer die gewaltsame Vertreibung zehntausender Menschen aus ihrer Heimat für kostengünstiges Gas aus einer Diktatur stillschweigend mitträgt, macht sich mitschuldig“, so Spangenberg im Gespräch mit fr.de von IPPEN.MEDIA.

Kritik an fehlender Haltung: „Ethnische Säuberungen unter den Augen von Russland und Nato“

Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker weist immer wieder auf die humanitäre Katastrophe in Berg-Karabach hin. Wirtschaftliche und geopolitische Interessen überwiegen offenbar Menschenrechten. Aserbaidschan ist reich an Öl und Erdgas, die Beziehungen zur EU werden daher beidseitig gut gepflegt. „Unter den Augen Russlands und der Nato findet eine neue ethnische Säuberung, ein Genozid statt. Wieder fallen Menschen geopolitischen Interessen zum Opfer. Weder Russland noch die Nato scheinen ein Interesse daran zu haben, den Exodus zu stoppen und die Armenier in Berg-Karabach zu schützen. Viel wichtiger sind Aserbaidschan und seine Schutzmacht Türkei sowie die Türkrepubliken in Zentralasien. Ich fürchte, dass eine tausendjährige armenische Geschichte in Bergkarabach zu Ende geht“, sagt der Nahostreferent der GfbV, Dr. Kamal Sido, gegenüber fr.de.

Armenier fliehen aus Berg-Karabach.

Die Kurdische Gemeinde Deutschland warnt ebenfalls vor einer Verschlechterung der humanitären Lage in Berg-Karabach und fordert ebenfalls die internationale Staatengemeinschaft zum Handeln auf. „Die UN ist gefordert, das Recht der Armenier in ihrer Heimat Berg-Karabach zu leben, zu schützen,“ erzählt uns im Gespräch dessen Vorsitzender, Cahit Basar. Wirtschaftliche Interessen dürften nicht über Menschenrechte gestellt werden. „Die Abhängigkeit Deutschlands vom Energielieferanten Aserbaidschan darf nicht dazu führen, dass Deutschland seine Augen vor diesem Konflikt verschließt“, warnt Basar.

Katastrophale Lage in Krankenhäusern

Und die Ängste deutscher Organisationen um die Armenierinnen und Armenier in Berg-Karabach können nicht besser begründet sein. „Alleine bei den Angriffen zwischen dem 19. und 20. September haben aserbaidschanische Soldaten 18 Zivilisten, darunter 6 Kinder sowie Frauen und ältere Menschen getötet“, schreibt die Journalistin Siranush Sargsyan auf X (ehemals Twitter). In den Krankenhäusern seien zahlreiche Verwundete und viele würden es nicht wegschaffen, weil es an Benzin fehle, so die armenische Journalistin.

Erdogan bedankt sich für humanitäre Haltung von aserbaidschanischen Soldaten

Dagegen scheinen die Worte des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bei seinem gestrigen Treffen mit seinem aserbaidschanischen Amtskollegen Ilham Alijew wie blanker Hohn. „Ich gratuliere der siegreichen aserbaidschanischen Armee von ganzem Herzen sowohl zu ihrem historischen Erfolg als auch zu ihrer humanitären Haltung gegenüber der Zivilbevölkerung“, sagte er. Kurz zuvor hatte er zahlreiche Verträge mit Alijew unterschrieben, die seinem Land lukrative Geschäfte garantieren.

Rubriklistenbild: © dpa/Vasily Krestyaninov

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