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Brisanter Bericht

Baut China heimlich eine Flotte von Invasions-Schiffen für Angriff auf Taiwan?

China will sich Taiwan einverleiben – notfalls mit Gewalt. Offenbar entsteht zu diesem Zweck jetzt eine Flotte neuer Invasions-Schiffe.

In seiner diesjährigen Neujahrsansprache hat es Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping einmal mehr deutlich gemacht: Er will den demokratisch regierten Inselstaat Taiwan an die Volksrepublik angliedern. „Wir Chinesen auf beiden Seiten der Taiwanstraße gehören zu ein und derselben Familie“, sagte Xi in seiner Rede. „Niemand kann jemals die Wiedervereinigung Chinas aufhalten.“ Auch wenn er diesmal nicht explizit mit der Anwendung von Gewalt drohte: In der Vergangenheit hatte Xi mehrfach erklärt, dass China eine „Wiedervereinigung“ auch mit nicht friedlichen Mitteln durchsetzen würde.

Einem neuen Medienbericht zufolge lässt Peking zu diesem Zweck derzeit neue Invasions-Schiffe bauen. In einer Werft im südchinesischen Guangzhou entstünden drei bis fünf Transportschiffe mit „ungewöhnlich“ langen Landungsbrücken, berichtet das auf Verteidigungsfragen spezialisierte Portal Naval News. „Diese Konfiguration macht sie besonders relevant für eine künftige Landung von Streitkräften der Volksrepublik China auf taiwanischen Inseln“, heißt es in dem Bericht.

China und Taiwan: Darum geht es in dem Konflikt

Taiwans F-16-Kampfjet (links) überwacht einen der beiden chinesischen H-6-Bomber, die den Bashi-Kanal südlich von Taiwan und die Miyako-Straße in der Nähe der japanischen Insel Okinawa überflogen.
Seit Jahrzehnten schon schwelt der Taiwan-Konflikt. Noch bleibt es bei Provokationen der Volksrepublik China; eines Tages aber könnte Peking Ernst machen und in Taiwan einmarschieren. Denn die chinesische Regierung hält die demokratisch regierte Insel für eine „abtrünnige Provinz“ und droht mit einer gewaltsamen „Wiedervereinigung“. Die Hintergründe des Konflikts reichen zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. © Taiwan Ministry of Defence/AFP
Chinas letzter Kaiser Puyi
Im Jahr 1911 zerbricht das viele Jahrtausende alte chinesische Kaiserreich. Der letzte Kaiser Puyi (Bild) wird abgesetzt, die Xinhai-Revolution verändert China für immer. Doch der Weg in die Moderne ist steinig. Die Jahre nach der Republikgründung waren von Wirren und internen Konflikten geprägt.  © Imago
Porträt von Sun Yatsen auf dem Tiananmen-Platz in Peking
Im Jahr 1912 gründet Sun Yat-sen (Bild) die Republik China. Es folgen Jahre des Konflikts. 1921 gründeten Aktivisten in Shanghai die Kommunistische Partei, die zum erbitterten Gegner der Nationalisten (Guomindang) Suns wird. Unter seinem Nachfolger Chiang Kai-shek kommt es zum Bürgerkrieg mit den Kommunisten. Erst der Einmarsch Japans in China ab 1937 setzt den Kämpfen ein vorübergehendes Ende. © Imago
Mao Zedong ruft die Volksrepublik China aus
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation Japans flammt der Bürgerkrieg wieder auf. Aus diesem gehen 1949 die Kommunisten als Sieger hervor. Mao Zedong ruft am 1. Oktober in Peking die Volksrepublik China aus (Bild).  © Imago Images
Chiang Kai-shek
Verlierer des Bürgerkriegs sind die Nationalisten um General Chiang Kai-shek (Bild). Sie fliehen 1949 auf die Insel Taiwan. Diese war von 1895 bis 1945 japanische Kolonie und nach der Niederlage der Japaner an China zurückgegeben worden. Auf Taiwan lebt seitdem die 1912 gegründete Republik China weiter. Viele Jahre lang träumt Chiang davon, das kommunistisch regierte Festland zurückzuerobern – während er zu Hause in Taiwan mit eiserner Hand als Diktator regiert. © Imago
Richard Nixon und Zhou Enlai 1972
Nach 1949 gibt es zwei Chinas: die 1949 gegründete Volksrepublik China und die Republik China auf Taiwan, die 1912 gegründet wurde. Über Jahre gilt die taiwanische Regierung als legitime Vertreterin Chinas. Doch in den 70er-Jahren wenden sich immer mehr Staaten von Taiwan ab und erkennen die kommunistische Volksrepublik offiziell an. 1972 verliert Taiwan auch seinen Sitz in den Vereinten Nationen, und Peking übernimmt. Auch die USA brechen mit Taiwan und erkennen 1979 – sieben Jahre nach Richard Nixons legendärem Peking-Besuch (Bild) – die Regierung in Peking an. Gleichzeitig verpflichten sie sich, Taiwan mit Waffenlieferungen zu unterstützen. © Imago/UIG
Chiang Ching-Kuo in Taipeh
Im Jahr 1975 stirbt Taiwans Dikator Chiang Kai-shek. Neuer Präsident wird drei Jahre später dessen Sohn Chiang Ching-kuo (Bild). Dieser öffnet Taiwan zur Welt und beginnt mit demokratischen Reformen. © imago stock&people
Chip made in Taiwan
Ab den 80er-Jahren erlebt Taiwan ein Wirtschaftswunder: „Made in Taiwan“ wird weltweit zum Inbegriff für günstige Waren aus Fernost. Im Laufe der Jahre wandelt sich das Land vom Produzenten billiger Produkte wie Plastikspielzeug zur Hightech-Nation. Heute hat in Taiwan einer der wichtigsten Halbleiter-Hersteller der Welt - das Unternehmen TSMC ist Weltmarktführer. © Torsten Becker/Imago
Tsai Ing-wen
Taiwan gilt heute als eines der gesellschaftlich liberalsten und demokratischsten Länder der Welt. In Demokratie-Ranglisten landet die Insel mit ihren knapp 24 Millionen Einwohnern immer wieder auf den vordersten Plätzen. Als bislang einziges Land in Asien führte Taiwan 2019 sogar die Ehe für alle ein. Regiert wurde das Land von 2016 bis 2024 von Präsidentin Tsai Ing-wen (Bild) von der Demokratischen Fortschrittspartei. Ihr folgte im Mai 2024 ihr Parteifreund Lai Ching-te. © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping
Obwohl Taiwan nie Teil der Volksrepublik China war, will Staats- und Parteichef Xi Jinping (Bild) die Insel gewaltsam eingliedern. Seit Jahrzehnten droht die kommunistische Führung mit der Anwendung von Gewalt. Die meisten Staaten der Welt – auch Deutschland und die USA – sehen Taiwan zwar als einen Teil von China an – betonen aber, dass eine „Wiedervereinigung“ nur friedlich vonstattengehen dürfe. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Die kommunistiche Diktatur Chinas ist für die meisten Taiwaner nicht attraktiv. © Dale de la Rey/AFP
Militärübung in Kaohsiung
Ob und wann China Ernst macht und in Taiwan einmarschiert, ist völlig offen. Es gibt Analysten, die mit einer Invasion bereits in den nächsten Jahren rechnen – etwa 2027, wenn sich die Gründung der Volksbefreiungsarmee zum 100. Mal jährt. Auch das Jahr 2049 – dann wird die Volksrepublik China 100 Jahre alt – wird genannt. Entscheidend dürfte sein, wie sicher sich China ist, einen Krieg auch zu gewinnen. Zahlenmäßig ist Pekings Armee der Volksrepublik den taiwanischen Streitkräften überlegen. Die Taiwaner sind dennoch gut vorbereitet. Jedes Jahr finden große Militärübungen statt; die Bevölkerung trainiert den Ernstfall, und die USA liefern Hightech-Waffen.  © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping auf einem chinesischen Kriegsschiff
Analysten halten es für ebenso möglich, dass China zunächst nicht zu einer Invasion Taiwans blasen wird, sondern mit gezielten Nadelstichen versuchen könnte, den Kampfgeist der Taiwaner zu schwächen. So könnte Xi Jinping (Bild) eine Seeblockade anordnen, um die Insel Taiwan vom Rest der Welt abzuschneiden. Auch ein massiver Cyberangriff wird für möglich gehalten.  © Li Gang/Xinhua/Imago
Protest in Taiwan
Auch wenn die Volksrepublik weiterhin auf eine friedliche „Wiedervereinigung“ mit Taiwan setzt: Danach sieht es derzeit nicht aus. Denn die meisten Taiwaner fühlen sich längst nicht mehr als Chinesen, sondern eben als Taiwaner. Für sie ist es eine Horrorvorstellung, Teil der kommunistischen Volksrepublik zu werden und ihre demokratischen Traditionen und Freiheiten opfern zu müssen. Vor allem das chinesische Vorgehen gegen die Demokratiebewegung in Hongkong hat ihnen gezeigt, was passiert, wenn die Kommunistische Partei den Menschen ihre Freiheiten nimmt. © Ritchie B. Tongo/EPA/dpa

China und Taiwan: „Vorbereitung auf eine Invasion“

Jedes der Schiffe verfüge über eine 120 Meter lange Landungsbrücke, die vom Bug herabgelassen werden könne. Invasionsfahrzeuge könnten so vom Schiff direkt auf einen Strand rollen. Stützpfeiler würden dafür sorgen, dass die Landungsbrücken auch bei schlechtem Wetter stabil bleiben. Die Funktionsweise der Schiffe erinnere an mobile Häfen, wie sie im Zweiten Weltkrieg bei der Landung in der Normandie eingestetzt wurden, so die Experten von Naval News.

Emma Salisbury von der Denkabrik Council on Geostrategy sagte dem Portal, dass „jede Invasion Taiwans vom Festland aus eine große Anzahl von Schiffen erfordern würde, um Personal und Ausrüstung schnell über die Meerenge zu transportieren, insbesondere Landausrüstung wie gepanzerte Fahrzeuge“. Die Schiffe, die derzeit in Guangzhou gebaut würden, seien für eine Invasion besonders geeignet. „Als Vorbereitung auf eine Invasion oder zumindest, um China die Option als Druckmittel zu geben, würde ich erwarten, dass der Bau von Schiffen, die diesen Transport durchführen können, verstärkt wird.“ Schon jetzt verfügt die chinesische Marine über mehr Schiffe als jedes andere Land der Welt.

Werft in China (Symbolfoto): Die Volksrepublik verfügt über die zahlenmäßig größte Marine der Welt.

Dienen die China-Schiffe einem Angriff auf Taiwan – oder zivilen Zwecken?

Auch in Taiwan selbst machte der Bericht Schlagzeilen. So sagte ein ehemaliger taiwanischer Marinekapitän der Zeitung United Daily News, dass die Schiffe den chinesischen Truppen bei einer möglichen Invasion dabei helfen könnten, am Strand angebrachte Hindernisse einfach zu überqueren. Der Bericht zitiert allerdings auch einen pensionierten taiwanischen Offizier mit der Aussage, dass solche Schiffe nicht nützlich seien, da sie zunächst die Taiwanstraße durchqueren müssten und dabei unter Beschuss durch taiwanische Raketen und Drohnen gerieten.

Der staatsnahen chinesischen Global Times sagte unterdessen der chinesische Militärexperte Fu Qianshao, dass die Schiffe zivilen Zwecken dienen könnten. Fu sagte der Zeitung weiter, dass solche Schiffe besonders bei Katastropheneinsätzen nützlich sein, da sie schnell Vorräte an Land bringen oder Personal evakuieren könnten. Für die Experten von Naval News ist es zwar ebenfalls denkbar, dass die neuen Schiffe zivil genutzt werden. „Aber der Bau von so vielen Schiffen, die viel größer sind als vergleichbare zivile Schiffe, die bislang gesichtet wurden, macht dies unwahrscheinlich.“ (sh)

Rubriklistenbild: © Imago

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