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Umstrittene Ampel-Sparpläne
Scholz vermeidet Konfrontation mit Bauern in Cottbus – und erntet Zorn: „Feigling!“
Zum Besuch von Olaf Scholz in Cottbus haben Landwirte protestiert. Der Kanzler sprach mit einem Verbandsvertreter – mied aber einen Demo-Auftritt.
Update vom 11. Januar, 15.50 Uhr: Olaf Scholz war am Donnerstag auf Besuch in Cottbus. Bei zeitgleich stattfindenden Bauern-Protesten sprach der Kanzler aber nicht öffentlich – zum Unmut der Protestierenden.
Scholz habe sich immerhin die Zeit genommen, mit ihm zu sprechen, sagte der Präsidenten des brandenburgischen Landesbauernverbandes, Henrik Wendorff, auf der Veranstaltung. Die Protestierenden quittierten dies mit Ausrufen wie „Ja, wo ist er denn?“. Auch das Wort „Feigling“ fiel wiederholt. Wendorff begrüßte, dass Scholz einen Dialog begonnen habe, „den wir schon lange, lange erwartet haben“. Das dies nötig sei, sei seitens der Politik leider „viel zu spät erkannt worden“. Er habe dem Kanzler auch klar gemacht, dass nur reden nicht ausreiche.
Für Montag ist eine Großdemonstration in Berlin geplant. Mehrere Branchen wie die Fischerei und der Transportbereich haben sich angeschlossen. Auch der Gaststättenverband Dehoga ist dabei. Die Fraktionsvorsitzenden der Ampel-Parteien, Rolf Mützenich (SPD), Britta Haßelmann (Grüne) und Christian Dürr (FDP), luden die Vorstände landwirtschaftlicher Verbände für den Tag zu einem Treffen im Bundestag ein.
In ihrem Einladungsschreiben verteidigen sie die Haushaltseinigung. Die ursprünglichen Vorschläge hätten die Landwirtinnen und Landwirte „erheblich“ belastet, dies sei geändert worden. Aber bei den derzeitigen Protesten werde auch deutlich, dass es den Landwirten „nicht nur um finanzielle Belastungen geht, sondern auch um fehlende Planungssicherheit und wirtschaftliche Perspektiven“.
Traktoren lärmen bei Kanzler-Besuch: Scholz bleibt Bauern bei Cottbus-Rede klare Antwort schuldig
Update vom 11. Januar, 12.00 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat grundsätzlich Verständnis für Kritik und Proteste der Bauern in Deutschland gezeigt – ist aber inhaltlich nicht darauf eingegangen. „Wir leben ja in aufgeregten Zeiten, ein bisschen haben wir das auch gehört“, sagte Scholz bei der Eröffnung eines neuen ICE-Instandhaltungswerks in Cottbus. „Und auch das gehört zur Demokratie dazu, dass man sich seine Meinung sagt.“
Die Polizei hatte zuvor eine Kolonne von Traktoren an der Halle des neuen Bahnwerks vorbeigeleitet. Dabei war zunächst lautes Hupen zu hören. Scholz wollte am Rande des Termins mit Bauern aus Brandenburg sprechen. Eine ursprünglich vom Verband angefragte öffentliche Ansprache des Kanzler werde es aber nicht geben, sagte eine Verbandssprecherin.
Scholz forderte zugleich eine rasche Einigung im Tarifstreit der Bahn mit den GDL-Lokführern. „Ich hoffe, dass es da bald zu einer Verständigung kommt, so dass wir uns auf die Bahn verlassen können“, sagte er. Mit Blick auf das neue Bahn-Werk erklärte Scholz: „Aber hier ist jetzt an dieser Stelle doch zu sehen, wie richtig was vorangeht.“
Bauernproteste gehen weiter: Scholz droht Konfrontation in Cottbus
Vorbericht: Berlin – Der Unmut der Bauern reißt nicht ab. In Cottbus haben Landwirte Proteste beim Besuch von Kanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigt. Das bestätigte eine Pressesprecherin des Landesbauernverbands Brandenburgs unserer Redaktion.
Der Verband habe „eine Versammlung mit 500 Fahrzeugen angemeldet und Herrn Scholz um ein Gespräch gebeten“. „Wir rechnen mit mehreren tausend fußläufig Teilnehmenden“, so Sprecherin Meike Mieke. Scholz wird zur offiziellen Eröffnung des ICE-Ausbesserungswerks in Cottbus erwartet.
Bauernproteste in Cottbus – Landwirte kündigen Proteste bei Scholz-Besuch an
Auch die Polizei bestätigte die Information. Bislang hätten sich noch keine weiteren Gruppen neben dem Landesbauernverband für die Proteste angemeldet. Auf die Frage, ob es zu Ausschreitungen kommen könnte, sagte Pressesprecherin Ines Filohn: „Es gibt dafür keine Anzeichen. Wir sind als Polizei gut aufgestellt.“ Da auf dem Vorplatz des Bahnwerks nur etwa 100 Traktoren und andere Fahrzeuge Platz hätten, wird sich der Verkehr auch auf den angrenzenden Straßen stauen. Die Fahrzeugkorsos sollen laut Tagesspiegel aus zwei Richtungen über den Stadtring und die Wilhelm-Külz-Straße zum Werk fahren.
Am Donnerstag (11. Januar) will der Kanzler am Rande einer Veranstaltung in Cottbus mit dem brandenburgischen Landesbauernpräsidenten zusammenkommen, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin mitteilte. Dabei wolle der Kanzler die Regierungsposition noch einmal erläutern. „Aber die Haltung ist klar.“ Am Dienstag sprach Scholz am Rande des Neujahrsempfangs von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier demnach auch schon mit Bauernpräsident Joachim Rukwied.
Ampel hält an Streichung der Agrardiesel-Subvention fest – trotz Bauernproteste
Die Proteste richten sich gegen bereits abgeschwächte Pläne der Ampel für Subventionskürzungen. Die Steuerbegünstigung auf Agrardiesel soll demnach schrittweise auslaufen. Scholz hatte zuletzt deutlich gemacht, dass der Subventionsabbau nötig ist, aber in einer Demokratie auch Proteste dazugehören.
Ihre bislang größte Protestaktion hatten die Landwirte am Montag (8. Januar) durchgeführt. Trotz Entgegenkommens der Ampel halten die Landwirte an ihren Positionen fest und fordern die Streichung beider Kürzungsvorschläge. Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Rukwied, sprach in der jüngsten Ausgabe des ZDF-„Morgenmagazins“ (10. Januar) von einem „faulen Kompromiss.“ „Wir müssen jetzt das Signal setzen, weil wir weiterhin für unsere Bevölkerung auf familiengetragenen Höfen heimische Lebensmittel erzeugen wollen“, so Rukwied.
Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit
Aus für Agrardiesel-Subvention: Ampel wird laut Kretschmann keine „weiteren Schritte gehen“
Doch wird die Ampel auch beim zweiten Kürzungsvorschlag einlenken? Winfried Kretschmann (Die Grünen) hält dies für unrealistisch. „Ich sehe nicht, dass die Bundesregierung da weitere Schritte gehen wird.“ Baden-Württembergs Ministerpräsident sprach von einer „deutlichen Abmilderung“ der ursprünglichen Beschlüsse. Man habe Kompromisse machen müssen. Zugleich zeigt er sich verwundert darüber, dass die Landwirtinnen und Landwirte nicht auf die Zugeständnisse der Bundesregierung reagiert hätten, sagte er am Dienstag in Stuttgart. (bohy mit dpa)