„Opferrolle“
„Aggressiv“: AfD zündet nach Wahlerfolg in Thüringen bei TikTok eine neue Eskalationsstufe
Die rechtsextreme AfD wird in Thüringen stärkste Kraft. Was bedeutet das für ihre Social-Media-Strategie? Ein politischer Analyst ordnet ein.
Bei den Landtagswahlen in Thüringen ist mit der AfD erstmals in der Nachkriegsgeschichte eine als rechtsextremistisch eingestufte Partei bei einer Landtagswahl stärkste Kraft geworden. Sie kommt auf 32,8 Prozent, liegt damit weit vor der CDU (23,6 Prozent). In Sachsen wird die AfD zweitstärkste Kraft, liegt mit 30,6 Prozent knapp hinter der CDU (31,9 Prozent).
Die AfD-Vorsitzende Alice Weidel spricht nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen von einem „Regierungsanspruch“ und zweifelt daran, dass die Brandmauer zwischen AfD und CDU bestehen bleibe. Auch auf TikTok wird sich der Wahlerfolg der AfD bemerkbar machen, sagt der politische Analyst und Social-Media-Experte Marcel Winter zu BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.
„In der Ansprache wird die AfD verstärkt dokumentieren wollen, dass sie bei diesem Wahlergebnis einen Anspruch auf die Regierungsbildung hat. Wohl wissend, dass die demokratischen Parteien nicht darauf eingehen werden“, sagt er.
Wahlerfolg in Thüringen wird Narrativ der AfD auf Social Media erweitern
Die Strategie der AfD in den sozialen Medien bleibe nach dem Wahlerfolg in Thüringen und Sachsen, ein „Bollwerk gegen die etablierten Parteien“ und „Stimme des Ostens“ auf TikTok sein zu wollen, sagt Winter.
„Das Narrativ der AfD, die etablierten Parteien würden nicht auf die Menschen hören, wird sich um den Zusatz erweitern, die Parteien würden den Wählerwillen ignorieren. Damit kann sie eine Opferrolle aufrechterhalten und gleichzeitig ihre Dominanz bei den Wahlen ausspielen.“ Diese Dominanz könnte Thüringen auf politischer Ebene in eine kleine Staatskrise stürzen, Stichwort „Sperrminorität“.
„Die aggressive Sprache mit rechtsextremen Botschaften auf den Social-Media-Kanälen wird sie beibehalten“, vermutet er. Hier hätten bereits „Normalisierungseffekte“ eingesetzt. AfD-Sprache und rechtsextreme Botschaften wirkten schon lange nicht mehr abschreckend auf die Wähler und Wählerinnen.
Etablierte Parteien brauchen „Social-Media-Strategie für den Osten“
Was sollten die anderen Parteien im Osten im Umgang mit der AfD auf Social Media ändern, wenn sie gegen eine von so vielen Menschen gewählte, gesichert rechtsextreme Partei ankommen wollen?
Im Westen etablierte Parteien müssten sich langfristig eine „Social-Media-Strategie für den Osten“ erarbeiten und vor allem genug Politikerinnen und Politiker für ihre Landesverbände gewinnen, die „zu den Bedürfnissen im Osten passen“ und dort eine gewisse Reichweite generieren können, sagt Winter BuzzFeed News Deutschland.
„Die demokratischen Parteien schaffen es nicht mehr, eine Präsenz vor Ort zu gewährleisten und ihre Botschaften zu platzieren. Es fehlt schlichtweg an Personal, um eine flächendeckende Ansprache im Land aufrechtzuerhalten.“
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