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„Neue Lage“

Nach AfD-Einstufung: US-Regierung mischt sich ein – Union gespalten über mögliches Verbotsverfahren

Der Inlandsgeheimdienst stuft die ganze AfD als gesichert rechtsextremistisch ein. Die kontroversen Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten – auch aus den USA.

Update, 20.12 Uhr: Der Verfassungsschutz hat die AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Daraufhin planen mehrere Bündnisse, landesweit Demonstrationen für ein Verbot der Partei zu organisieren. Diese Kundgebungen sollen am 11. Mai stattfinden. Das Bündnis „Zusammen Gegen Rechts“ und die Kampagne „Menschenwürde verteidigen - AfD-Verbot Jetzt!“ gaben diese Informationen am Samstag bekannt, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Sie fordern den Bundestag, den Bundesrat und die zukünftige Bundesregierung auf, unverzüglich ein Verbotsverfahren gegen die AfD einzuleiten.

Internationale Besorgnis wegen AfD: Ukraine-Botschafter äußert sich zu AfD-Gutachten

Update, 16.40 Uhr: Die Ukraine begrüßt die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch. Der ukrainische Botschafter in Deutschland äußerte sich besorgt über die Nähe der Partei zu Russland. Oleksii Makeiev erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, dass er alle innerstaatlichen Entscheidungen seines Gastlandes respektiere, jedoch das Vorgehen des Verfassungsschutzes „besonderen Respekt“ verdiene. Als Vertreter der Ukraine zeigte er sich beunruhigt darüber, dass die AfD „den brutalen russischen Angriffskrieg nicht klar verurteilt“ und stattdessen für eine Freundschaft mit Russland plädiere. Er betonte: „Russen vergewaltigen, foltern und morden. Die AfD verharmlost, relativiert und leugnet.“

Debatte um Verbot: Wagenknecht kritisiert Neueinstufung der AfD

Update, 13.57 Uhr: Nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch beklagt das Bündnis Sahra Wagenknecht einen „autoritären Umbau“ der Gesellschaft. Die geschäftsführende Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) habe der Demokratie einen Bärendienst erwiesen, meinte die Parteigründerin und Bundesvorsitzende Wagenknecht.

„Tatsache ist, dass die Parteien der selbsternannten ‚demokratischen Mitte‘ seit Jahren einen autoritären Umbau unserer Gesellschaft vorantreiben, die freie Meinungsäußerung einschränken, unliebsame politische Kräfte mit undemokratischen Mitteln bekämpfen und massiven Konformitätsdruck erzeugen“, sagte sie. Auch der Streit über die Neuauszählung der Stimmen der Bundestagswahl nach dem knappen Scheitern des BSW gehöre „in den gleichen Kontext der Erosion von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie“.

AfD-Einstufung: Union gespalten über mögliches Verbotsverfahren

Update, 12.56 Uhr: Die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat eine neue Debatte über ein mögliches Verbotsverfahren entfacht. Die Union zeigt sich dabei gespalten. Marco Wanderwitz (CDU) sieht in der BfV-Einstufung eine „neue Lage“. Die AfD müsse „sozusagen ausgeschaltet werden“, erklärte er gegenüber RTL/ntv. Unterstützung erhält er von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), der im Spiegel forderte: „Der Bund muss jetzt zügig ein Verbotsverfahren einleiten, um unsere Demokratie zu schützen.“

Alexander Throm (CDU), innenpolitischer Sprecher, mahnt gegenüber der Augsburger Allgemeinen zur Analyse: „Wir müssen […] genau prüfen, welche Konsequenzen das im Umgang mit dieser Partei haben kann.“ Auch sächsische CDU-Ministerpräsidenten wie Michael Kretschmer betonen laut Spiegel, die „Auseinandersetzung mit der AfD“ müsse „politisch geführt werden“.

AfD gesichert rechtsextrem: Erste Bundesländer wollen Folgen für Beamte prüfen

Update, 10.06 Uhr: Nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch hat Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) angekündigt, mögliche Auswirkungen für Mitglieder der Partei im öffentlichen Dienst zu prüfen. Gegenüber der Bild-Zeitung sagte er: „Unsere Mitarbeiter in Polizei und Verwaltung müssen die Gewähr dafür bieten, dass sie jederzeit für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung eintreten.“ Ebenfalls kündigte Poseck an, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Innenministerkonferenz im Juni zu setzen.

Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann schloss sich der Haltung an und sagte gegenüber der Zeitung: „Wir müssen auch prüfen, welche Konsequenzen diese Einstufung für die Tätigkeit von AfD-Mitgliedern im öffentlichen Dienst haben muss.“

FDP-Politiker warnt nach AfD-Einstufung vor Verbotsverfahren – „wäre fatal“

Update, 8.21 Uhr: Der Kandidat für den FDP-Vorsitz, Christian Dürr, warnt vor einem Antrag für ein AfD-Verbot beim Bundesverfassungsgericht. „Ich halte nichts von einem Verbotsverfahren, im Übrigen ist das damals bei der NPD schon gescheitert“, sagte Dürr den Zeitungen der Funke-Mediengruppe nach der Verfassungsschutz-Einstufung der gesamten AfD als gesichert rechtsextremistisch. „Das Signal an die Wählerinnen und Wähler, die die AfD bei der Bundestagswahl zur zweitstärksten Kraft gemacht haben, wäre fatal“, sagte der FDP-Politiker.

AfD-Einstufung: Auswärtiges Amt kontert Rubios Kritik – „das ist Demokratie“

Update, 6.13 Uhr: Das Auswärtige Amt hat auf die Kritik von US-Außenminister Rubio an der AfD-Einstufung als gesichert rechtsextremistisch reagiert. „Das ist Demokratie“, teilte das Auswärtige Amt am Freitagabend auf der Plattform X mit. „Diese Entscheidung ist das Ergebnis einer gründlichen und unabhängigen Untersuchung zum Schutz unserer Verfassung und der Rechtsstaatlichkeit.“

Das Auswärtige Amt, das sich nur selten zu innenpolitischen Vorgängen äußert, schrieb auf seinem englischsprachigen Channel als Reaktion auf Rubios Kritik: „Unabhängige Gerichte werden das letzte Wort haben. Wir haben aus unserer Geschichte gelernt, dass dem Rechtsextremismus Einhalt geboten werden muss.“

Vizepräsident JD Vance (l.) und Außenminister Marco Rubio haben sich zur AfD-Einstufung geäußert.

AfD-Einstufung als gesichert rechtsextrem: Trump-Vize Vance mischt sich ein – mit Mauer-Vergleich

Update, 22.43 Uhr: US-Vizepräsident JD Vance hat sich zu der Einschätzung der AfD als gesichert rechtsextremistisch geäußert. „Die AfD ist die populärste Partei in Deutschland und bei weitem die repräsentativste für Ostdeutschland“, schrieb Vance auf X. „Jetzt versuchen die Bürokraten, sie zu zerstören.“

Der Vize von US-Präsident Donald Trump vergleicht den Umgang mit der AfD weiter mit der Berliner Mauer. „Der Westen hat die Berliner Mauer gemeinsam niedergerissen. Und sie ist wieder aufgebaut worden – nicht von den Sowjets oder den Russen, sondern vom deutschen Establishment.“

Faeser verneint politische Einflussnahme auf AfD-Einordnung durch Verfassungsschutz

Update, 21.04 Uhr: Nancy Faeser, die geschäftsführende Bundesinnenministerin der SPD, wies jegliche politische Einflussnahme auf die Bewertung des Bundesverfassungsschutzes in Bezug auf die AfD zurück. Sie betonte, dass „das Bundesamt für Verfassungsschutz einen klaren gesetzlichen Auftrag, gegen Extremismus vorzugehen und unsere Demokratie zu schützen“ habe. Die Entscheidung, die AfD als gesichert rechtsextremistisch einzustufen, sei eigenständig vom Verfassungsschutz getroffen worden. Faeser versicherte zudem: „Es hat keinerlei politischen Einfluss auf das neue Gutachten gegeben.“

JD Vance (l.) vergleicht die Einstufung der AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ mit dem Bau der Berliner Mauer.

Update, 19.44 Uhr: Nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch hat US-Außenminister Marco Rubio Deutschland der Tyrannei bezichtigt. Deutschland habe seiner Spionagebehörde gerade neue Befugnisse zur Überwachung der Opposition erteilt, schrieb Rubio auf X. „Das ist keine Demokratie – es ist eine verdeckte Ty­ran­nei.“

Wirklich extremistisch sei nicht die AfD – die bei den jüngsten Wahlen den zweiten Platz belegte – sondern die tödliche Politik der offenen Grenzen, die die Partei ablehne, schrieb der US-Außenminister. „Deutschland sollte seinen Kurs ändern.“

AfD geht mit Abmahnung gegen Einschätzung von Verfassungsschutz vor

Update, 18.33 Uhr: Die AfD wehrt sich mit einer 48-seitigen Abmahnung gegen die Einschätzung des Verfassungsschutzes als gesichert rechtsextrem. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, fordere die Partei mit dem Schreiben der Rechtsanwaltskanzlei Höcker, die Einstufung bis kommenden Montag um 8 Uhr zu korrigieren. „Sollte eine entsprechende Erklärung nicht erfolgen, werden wir unserer Mandantin anraten, ein weiteres gerichtliches Eil- und Klageverfahren vor dem Verwaltungsgericht Köln anzustrengen“, heißt es darin.

In der Abmahnung werde kritisiert, dass der Verfassungsschutz in seiner Mitteilung keine Belege für die Entscheidung liefere. Zudem seien einzelne Medien vorab mit Informationen versorgt worden. Dabei seien jedoch keine entlastenden Informationen mitgeteilt worden. Zudem sei die Entscheidung kurz vor einem Regierungswechsel getroffen worden, was in die Vorwahlkampf-Phase für anstehende Kommunal- und Landtagswahlen eingreife.

Die AfD-Spitze im Wandel der Zeit: von Bernd Lucke bis Alice Weidel

Die AfD liegt in den Umfragen zur Bundestagswahl 2025 an zweiter Stelle.
Die AfD liegt in den Umfragen zur Bundestagswahl 2025 an zweiter Stelle. Anders als jahrelang üblich, gab es bei ihrem Bundesparteitag im Januar 2025 in Riesa kaum große Streitthemen. Auch die Mitglieder des AfD-Bundesvorstands verbreiteten Harmonie (von links nach rechts): Carsten Hütter, Alice Weidel, Tino Chrupalla, Peter Boehringer und Heiko Scholz. In Riesa beschloss die AfD ihr Wahlprogramm.  © Sebastian Kahnert/dpa
Auf dem Parteitag wurde Parteichefin Alice Weidel zur Kanzlerkandidatin gekürt.
Im Mittelpunkt des Parteitags stand Alice Weidel, die die AfD mit einer schrillen Rede auf den Wahlkampf einschwor. Vor allem mit ihrer rigorosen Wortwahl schien sie den Nerv der Partei zu treffen. So forderte sie Rückführungen im großen Stil: „Wenn es dann Remigration heißen soll, dann heißt es eben Remigration.“ Zuvor hatte sie diesen Begriff vermieden.  © Jens Schlüter/AFP
AfD-Bundesparteitag in Riesa
Tatsächlich ist nach Riesa rhetorisch kein Unterschied mehr zwischen Weidel und den Rechtsextremen auszumachen. Immer wieder gelang es ihr, die düstere AfD-Seele mit ihrer scharfen Wortwahl zu massieren. So prägte sie auch den irren Begriff ,,Windmühlen der Schande“.  © Sebastian Kahnert/dpa
AfD Parteitag 2013 in Berlin
Wie aber kam es zum Aufstieg der AfD? Los ging alles am 6. Februar 2013, als 18 Menschen im hessischen Oberursel (Taunus) die Partei „Alternative für Deutschland“ gründeten. Der erste AfD-Parteitag fand bereits am 14. April 2013 statt (im Bild). Bei der Bundestagswahl im selben Jahr erzielte die neue Partei aus dem rechten Spektrum auf Anhieb 4,7 Prozent – das beste Ergebnis, das eine neu gegründete Partei jemals bei ihrer ersten Bundestagswahl erzielen konnte.  © imago
Landesparteitag der AfD am 11. Januar 2014 in Gießen
Nahezu von Anfang begleiten Gegendemonstrationen die AfD-Veranstaltungen - wie hier der Landesparteitag am 11. Januar 2014 in Gießen. Der rechtspopulistischen Partei werden immer wieder Demokratie- und Europafeindlichkeit vorgeworfen. © imago stock&people
Dr. Konrad Adam, Journalist und Mitgebründer der Alternative für Deutschland (AfD)
Als einer der Gründungsväter der AfD gilt Konrad Adam. Der 1942 in Wuppertal geborene Journalist arbeitete für die Tageszeitungen FAZ und Welt. Zunächst war er Gründungsmitglied der eurokritischen Wahlalternative 2013 und wurde noch im selben Jahr einer von drei Bundessprechern der neu gegründeten AfD. Wie viele andere war Adam ursprünglich CDU-Mitglied, ehe er – vermutlich aus Enttäuschung über die als linksliberal wahrgenommene Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) – eine neue Heimat in der AfD fand. Zwei Jahre blieb Adam Bundessprecher, doch bereits im Dezember 2015 begann er, sich von der Partei zu distanzieren. 2020 kündigte er seinen Austritt aus der AfD an, der am 1. Januar 2021 in Kraft trat. © imago
Konrad Adam, Bernd Lucke und Alexander Gauland auf dem ersten Parteitag der AfD in Berlin.
Das bekannteste Gesicht der AfD-Gründungsphase gehört dem Mann mit erhobenen Armen: Bernd Lucke. Geboren 1962 in West-Berlin und aufgewachsen in Nordrhein-Westfalen, studierte Lucke Volkswirtschaftslehre und wurde später in Hamburg Professor. Mit 14 Jahren trat Lucke in die CDU ein und verließ die Union 33 Jahre später, weil er mit der Eurorettungspolitik nicht einverstanden war. Der Euro und die EU wurden zu den zentralen Kritikpunkten, die Lucke in den folgenden Jahren bezogen auf die Bundespolitik äußerte. Ergebnis dieser Kritik war zunächst die eurokritische Wahlalternative 2013, aus der am 14. April 2013 die AfD hervorging. © imago
rof. Dr. Bernd Lucke im Wahlkampf für die AfD
Bereits im September 2013 engagierte sich Prof. Dr. Bernd Lucke im Wahlkampf für die AfD, wie hier auf einer Veranstaltung in Magdeburg. © IMAGO/Zoonar.com/Axel Kammerer
Bernd Lucke als Vorsitzender der AfD auf einem Parteitag
Auch Bernd Luckes Zeit in der AfD war nur eine kurze. 2014 ging er noch als Spitzenkandidat der „Alternative für Deutschland“ in den Wahlkampf für die anstehende Europawahl. Bis 2019 war Lucke im Anschluss Mitglied im Europäischen Parlament. Doch bereits 2015 deutete sich an, dass Lucke im internen Machtkampf in der AfD den Kürzeren ziehen könnte. Führende Köpfe der AfD wie Björn Höcke gerieten in Konflikt mit dem Vorsitzenden. Lucke ging und trat 2015 aus der AfD aus. Er gründete die nächste Partei: die Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA). © imago
Olaf Henkel GER Berlin 20150112 Alternative für Deutschland Prof Hans Olaf Henkel Veranstaltun
Anfang 2014 wurde die AfD-Mitgliedschaft von Professor Hans-Olaf Henkel bekannt. Einen Namen machte sich Henkel als erfolgreicher Manager bei IBM. Später wechselte er auf die Verbandsebene und wurde Präsident des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie). 2014 zog er für die AfD ins Europaparlament ein. Für ein Jahr war Henkel sogar stellvertretender Bundessprecher der „Alternative für Deutschland“. 2015 trat Hans-Olaf Henkel wieder aus der AfD aus. © imago
Hans-Olaf Henkel, hier mit Ehefrau Bettina und ihrer Zwillingsschwester Almut
Seinen Bruch mit der AfD begründete Hans-Olaf Henkel, hier mit Ehefrau Bettina und ihrer Zwillingsschwester Almut beim Bundespresseball 2019, mit dem Rechtsruck der Partei. Gegenüber dem WDR bezeichnete Henkel die AfD im Jahr 2015 als „eine Art NPD-light, vielleicht sogar identisch mit der NPD“. Sein Engagement bei der AfD sieht Henkel mittlerweile offenbar kritisch: „Wir haben ein Monster erschaffen.“ © VISTAPRESS / G. Chlebarov via www.imago-images.de
Deutschland Essen Grugahalle 4 Ausserordentlicher AfD Parteitag Bernd Lucke nach der Wahl von F
Auf Bernd Lucke folgte an der Parteispitze der AfD Frauke Petry. Die studierte Chemikerin wurde 1975 in Dresden geboren. 2013 war sie bereits neben Lucke eine der drei Parteisprecherinnen der AfD. Außerdem wurde sie im selben Jahr zur Vorsitzenden der AfD Sachsen gewählt.  © imago
Frauke Petry AfD
Im Juli 2015 schließlich kam es zum internen Machtkampf in der AfD, den Petry für sich entscheiden konnte. Doch schon zwei Jahre später war auch für sie wieder Schluss. Ende September 2017 trat sie aus der AfD aus und gründete wie Lucke ihre eigene kleine Partei: Petry nannte sie „Die blaue Partei“. © Michael Kappeler/dpa
Prof. Dr. Jörg Meuthen (M.), Bundessprecher der AfD, Deutschland, Berlin, Bundespressekonferenz, Thema: AfD - Zu den Bu
Ein ähnliches Schicksal wie Petry und Lucke ereilte auch Jörg Meuthen (Mitte). Der 1961 in Essen geborene studierte Volkswirt wurde 2015 zu einem der zwei Bundessprecher der AfD gewählt. 2019 gelang ihm der Sieg bei der Wahl zum ersten Bundesvorsitzenden der AfD. Doch schon 2021 erklärte Meuthen, nicht erneut für den Vorsitz kandidieren zu wollen. 2022 folgte dann der endgültige Austritt aus der Partei. Der ließ sich auf seine Niederlage im Machtkampf mit Björn Höcke und den rechtsextremen Kräften innerhalb der AfD zurückführen. © M. Popow/Imago
Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA)
Auftrieb erhielt die AfD auch durch ihre Nähe zur Pegida-Bewegung. Die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) demonstrierten ab 2014 in Dresden und später in weiteren Städten. Immer wieder schlossen sich AfD-Leute den Demonstrationen an, darunter 2018 in Chemnitz auch Björn Höcke. © Ralf Hirschberger/dpa
Beatrix von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg
Auch Adel findet sich unter den Führungspersönlichkeiten der AfD: Beatrix von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, war einst bei der FDP und gehörte 2013 zu den Gründungsmitgliedern der AfD. Sie war von Dezember 2019 bis Juni 2022 stellvertretende Bundessprecherin ihrer Partei. Seit Oktober 2017 ist sie eine der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion. © Moritz Frankenberg/dpa
Doris Fürstin von Sayn-Wittgenstein im Sitzungssaal des schleswig-holsteinischen Landesverfassungsgerichts.
Auch Doris Fürstin von Sayn-Wittgenstein wurde aus der AfD ausgeschlossen. Sayn-Wittgenstein soll für einen rechtsextremistischen Verein geworben haben, der auf der sogenannten Unvereinbarkeitsliste der AfD stand. Doch die 1954 geborene Rechtsanwältin wehrte sich erfolgreich gegen den Parteiausschluss, den ein Bundesschiedsgericht 2019 beschlossen hat. Im April 2021 urteilte das Landgericht Berlin, dass der Ausschluss aufgrund formaler Fehler unwirksam sei. Damit war sie wieder Parteimitglied. Im Februar 2024 zog der AfD-Bundesvorstand seine Berufung beim Berliner Kammergericht zurück, wodurch das Urteil rechtskräftig geworden ist.  © Marcus Brandt/dpa
Alexander Gauland, heute AfD-Mitglied, früher Herausgeber der Märkischen Allgemeinen Zeitung
Ein Urgestein der AfD, das all die personellen Wechsel überstanden hat und immer noch da ist: Alexander Gauland. Geboren 1941 in Chemnitz, war Gauland vor seiner aktiven politischen Karriere Herausgeber der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ). CDU-Mitglied wurde der gelernte Jurist bereits 1973, ab 1987 übernahm er verschiedene politische Ämter, vor allem für die Union in Hessen. CDU-Mitglied blieb Gauland bis 2013, ehe er die AfD mitgründete. Im Jahr 2017 wurde Gauland Bundessprecher der AfD (bis 2019). Von 2017 bis 2021 war er neben Alice Weidel einer von zwei Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion. 2021 gab er dieses Amt wieder ab, blieb der Partei aber als Ehrenvorsitzender erhalten. © imago
AfD-Chefin Alice Weidel
Alice Weidels Aufstieg in der AfD begann mit ihrem Parteieintritt im Jahr 2013. Zwei Jahre später wurde sie bereits in den Bundesvorstand gewählt. 2017 ernannte sie die Partei zur Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl. Im selben Jahr wurde Weidel neben Alexander Gauland Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, die sie vier Jahre lang führte. © Sebastian Kahnert/dpa
Alice Weidel wohnt mit ihrer Partnerin Sarah Bossard
Alice Weidel wohnt mit ihrer Partnerin Sarah Bossard in einer eingetragenen Partnerschaft zusammen. Das Paar hat zwei Söhne. (Archivbild) © Michael Buholzer/dpa
Tino Chrupalla bei der AfD
Neben Alice Weidel machte in den vergangenen Jahren vor allem Tino Chrupalla bei der AfD von sich reden. Einst Mitglied der Jungen Union und nach eigenen Angaben langjähriger CDU-Wähler, trat Chrupalla 2015 in die AfD ein. 2017 zog er für die Rechtspopulisten in den Bundestag ein. Im selben Jahr wurde er zu einem von fünf stellvertretenden Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion gewählt. © imago
Tino Chrupalla neben Jörg Meuthen
Im Jahr 2019 wurde Tino Chrupalla neben Jörg Meuthen zum Bundesvorsitzenden der AfD.  © Julian Stratenschulte
Alice Weidel und Tino Chrupalla
In den Wahlkampf für die Bundestagswahl 2021 zog die AfD mit einer Doppelspitze, bestehend aus Alice Weidel und Tino Chrupalla. Beide stehen seitdem als Bundessprecherin und Bundessprecher an der Spitze der Partei.  © Kay Nietfeld/dpa
Björn Höcke war zwar nie Vorsitzender der AfD,
Björn Höcke war zwar nie Vorsitzender der AfD, gilt aber dennoch als einer der einflussreichsten Personen innerhalb der rechtspopulistischen Partei. Wie Chrupalla gibt auch er an, einst überzeugter Anhänger der CDU und Mitglied der Jungen Union gewesen zu sein. 2013 trat er der AfD bei. © Christoph Soeder/dpa
Björn Höcke den AfD-Landesverband
Ebenfalls 2013 gründete Björn Höcke den AfD-Landesverband in Thüringen. Kurze Zeit später kam es zum Streit mit dem damaligen Bundesvorstand der AfD, der 2017 sogar den Parteiausschluss Höckes beantragte. Den Machtkampf mit der alten Garde der AfD gewann aber Höcke. Er ist weiterhin Parteimitglied, während Widersacher wie Bernd Lucke, Frauke Petry oder Jörg Meuthen die Partei verlassen haben. © Sebastian Kahnert/dpa
André Poggenburg in Leipzig
Anders erging es da einem einstigen Verbündeten von Björn Höcke: André Poggenburg. Gemeinsam mit Höcke hatte der ehemalige Vorsitzende der AfD Sachsen-Anhalt 2015 ein Positionspapier des „AfD-Flügels“ verfasst und damit wie Höcke den Ärger der Parteiführung auf sich gezogen. 2019 plante der AfD-Bundesvorstand, Poggenburg für zwei Jahre von allen Parteiämtern auszuschließen. Dazu kam es nicht, denn Poggenburg trat kurz darauf aus der AfD aus und gründete in alter Tradition ehemaliger AfD-Politiker eine eigene Partei unter dem Namen „Aufbruch deutscher Patrioten – Mitteldeutschland“. Inzwischen ist er parteilos. © Sebastian Willnow/dpa
AfD-Parteitag Riesa - Proteste
Mit dem Aufstieg der AfD zur bundesweiten Größe und dem Einzug in zahlreiche Landesparlamente sowie den Deutschen Bundestag mehrte sich auch der Protest gegen die Rechtspopulisten. Der AfD-Bundesparteitag in Riesa im Januar 2025 wurde von zahlreichen Demonstrationen begleitet. © Daniel Wagner/dpa
AfD-Bundesparteitag in Riesa mit Alice Weidel
Die Proteste hielten die Delegierten auf dem AfD-Bundesparteitag aber nicht davon ab, Alice Weidel zur Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2025 zu ernennen. Die AfD stellt damit erstmals in ihrer Geschichte eine eigene Kanzlerkandidatin. © Sebastian Kahnert/dpa

Update, 16.44 Uhr: Die Linken-Vorsitzende Ines Schwerdtner hat auf X ein Verbotsverfahren gegen die AfD gefordert. „Was wir lang wussten, ist nun bestätigt: Die AfD ist gesichert rechtsextrem. Ein Verbotsverfahren ist jetzt absolut notwendig“, schrieb sie. Viel wichtiger sei es aber, die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei politisch zu bekämpfen und „ihr den Nährboden zu entziehen“.

Hofreiter fordert AfD-Verbot nach Einschätzung durch den Verfassungsschutz

Update, 15.00 Uhr: Immer mehr Politiker fordern als Reaktion auf die neue Einstufung der AfD als rechtsextrem ein Verbotsverfahren gegen die Partei. Dazu gehört auch Anton Hofreiter. „Unser Grundgesetz verpflichtet uns, die Demokratie auch gegen alle Versuche, sie auf scheinbar demokratischen Wegen abzuschaffen, zu verteidigen. Deshalb ist das Argument, man könne die AfD nicht verbieten, weil so viele Menschen sie wählen, ein geschichtsvergessenes und wird unserem Grundgesetz nicht gerecht“, sagte der Grünen-Politiker dem Münchner Merkur von Ippen.Media. Es sei „endgültig der Zeitpunkt gekommen, die AfD zu verbieten."

Update, 14.20 Uhr: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner fordert eine schnelle Reaktion auf die neue Bewertung der AfD durch den Bundesverfassungsschutz. Er fordert jetzt ein zügiges Verbotsverfahren einzuleiten. „Jegliche Form der Normalisierung ist gescheitert“, sagte der Sozialdemokrat zur Frankfurter Rundschau von Ippen.Media und fügte hinzu: „Wir müssen alle Möglichkeiten der Verfassung nutzen und die Demokratiefeinde klar bekämpfen.“

Update, 13.48 Uhr: Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz mahnt bei den Reaktionen auf die neue Bewertung der AfD durch den Verfassungsschutz Vorsicht an. Das gelte vor allem in der Frage nach einem Verbotsverfahren. „Ich finde, das ist eine Sache, die man nicht übers Knie brechen darf“, sagte Scholz laut der ARD auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover und ergänzte: „Ich bin gegen einen Schnellschuss.“

Update, 13.19 Uhr: Für den früheren Ostbeauftragten der Bundesregierung, Marco Wanderwitz (CDU), muss die Reaktion auf die Einstufung der AfD als rechtsextremistisch ein zügiges Verbotsverfahren gegen die Partei sein. „Spätestens jetzt müssen alle drei Antragsberechtigten beim Bundesverfassungsgericht, also Bundesregierung, Bundesrat und Bundestag, zeitnah ein Verbotsverfahren initiieren“, sagte Wanderwitz der Rheinischen Post.

Update, 12.44 Uhr: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nannte in einer ersten Reaktion die Einstufung der AfD als rechtsextremistisch einen „finalen Weckruf“. Der CSU-Chef sah die Union durch die Entscheidung des Verfassungsschutzes in ihrem Kurs bestärkt. „Die Brandmauer steht weiterhin“, so Söder.

Update, 12.27 Uhr: Maximilian Krah sieht in der Einstufung der AfD als rechtsextremistisch sogar eine Chance für seine Partei. „Mit einer klugen Reaktion kann die AfD diesen Angriff nicht nur abwehren, sondern in einen eigenen Erfolg verwandeln!“, schreibt der AfD-Abgeordnete auf X. Davor verweist Krah die Bundesregierung auf Donald Trump, unter dem sich „in den USA der Wind gedreht“ habe.

Reaktion auf Einstufung durch Verfassungsschutz: AfD jetzt „verfassungsfeindlich“

Update, 12.08 Uhr: Was bedeutet die Einstufung des Verfassungsschutzes für die AfD-Politiker? Diese Frage beantwortet der renommierte Rechtsanwalt Chan-jo Jun in seiner Reaktion auf X. Die AfD gelte nun als „verfassungsfeindlich“, aber noch nicht als „verfassungswidrig“. Diese Einstufung könne nur das Bundesverfassungsgericht vornehmen.

Für ihre Mitglieder habe die Einstufung der AfD als rechtsextremistisch zunächst zwar keine direkten Auswirkungen. Aber Jun schreibt auch: „Bis gestern war es noch wesentlich leichter, sich darauf zu berufen, dass nur Teile der Partei verfassungsfeindlich sind und dass ein verfassungsmäßiger Teil existiert und für die Gesamtpartei prägend ist. Mitglieder und Anhänger sollten sich von den Anwälten ihres Vertrauens verbindlich beraten lassen.“

AfD laut Verfassungsschutz „rechtsextremistisch“ – erste Reaktionen auf neue Einstufung

Erstmeldung vom 2. Mai 2025: Berlin – Die Meldung am Brückentag schlug in der Bundespolitik ein wie eine Bombe. Der Verfassungsschutz gab bekannt, dass man nach neuen Erkenntnissen die gesamte Alternative für Deutschland (AfD) als gesichert rechtsextremistisch einstufe. Die rechtspopulistische Partei verfolge Bestrebungen, die sich gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung richten würden.

Bei den anderen im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien dürfte die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem durch den Verfassungsschutz freudige Reaktionen auslösen. Basis für Einordnung war eine Materialsammlung, die die Behörde aktualisiert hatte. Wie die Tagesschau unter Verweis auf das ARD-Hauptstadtstudio und den SWR mitteilt, umfasst das Gutachten über 1000 Seiten und belege nach Einschätzung der Verfassungsschützer demnach die Verfassungsfeindlichkeit der AfD. Maßgeblich dafür sind gegen die Menschenwürde, das Rechtsstaats- oder das Demokratieprinzip.

Reaktionen auf Einstufung des Verfassungsschutzes aus der AfD

Aus der AfD fielen die Reaktionen auf die Einstufung des Verfassungsschutzes erwartbar anders aus. Thorsten Weiß, AfD-Abgeordneter aus Berlin, unterstellte der Behörde auf X indirekt eine andere Motivation als den Schutz der Demokratie in Deutschland. „Der wahre Grund, warum die #AfD vom Inlandsgeheimdienst jetzt als ‚gesichert rechtsextremistisch‘ eingestuft wurde“, schrieb Weiß auf X (vormals Twitter). Seine Reaktion bebilderte er mit einer Grafik, die wohl die Umfragewerte der Bundestagsparteien darstellen soll. Der blaue Balken der AfD überragt dabei alle anderen.

Nahezu genauso deckungsgleich reagierten weitere Politiker der AfD auf die Einstufung durch den Verfassungsschutz. Alexander Sell, AfD-Abgeordneter im Europaparlament, schrieb ebenfalls auf X, die größte Gefahr für Deutschland seien „abgewählte Politiker und ihre Helfershelfer in den Behörden und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk“. Bebildert war seine Reaktion mit derselben Grafik.

Andreas Winhardt, AfD-Abgeordneter im Parlament des Freistaats Bayern, bezeichnete den Verfassungsschutz auf X als „‚Schild und Schwert‘ der Altparteien“. Ähnlich reagierte auch sein Landesvorsitzender, Stephan Protschka, der die Einstufung seiner Partei als rechtsextremistisch „lachhaft“ nannten. Gegenüber der Bild sagte er: „Die AfD ist stärkste Partei, unsere Mitgliederzahlen schießen nach oben. Es ist ein Versuch, die AfD immer weiter zu diskreditieren.“

Reaktionen auf AfD-Einstufung von SPD und FDP

Die noch im Amt befindliche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte in ihrer ersten Reaktion die Unabhängigkeit des Verfassungsschutzes. Dieser habe seine Entscheidung, die AfD als rechtsextremistisch einzustufen, selbst getroffen. „Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat einen klaren gesetzlichen Auftrag, gegen Extremismus vorzugehen und unsere Demokratie zu schützen“, sagte sie laut einer Pressemitteilung. Es habe „keinerlei politischen Einfluss auf das neue Gutachten gegeben“, versicherte Faeser. Die neue Bewertung werde darüber hinaus von unabhängigen Gerichten überprüft werden.

Ebenfalls positiv reagierte die FDP-Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf die Einstufung der AFD als gesichert rechtsextremistisch. Die Entscheidung des Verfassungsschutzes sei überfällig gewesen, sagte sie der dpa in Berlin. „Die AfD ist nicht einfach eine Protestpartei, sondern eine rechtsextremistische Bewegung, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zerstören will“, sagte die FDP-Politikerin in einer ersten Reaktion.

Weitere Reaktionen auf Einstufung der AfD als rechtsextrem durch den Verfassungsschutz

Der ehemalige Politiker der Grünen, Volker Beck, blickte in seiner ersten Reaktion auf die neue Einstufung der AfD durch den Verfassungsschutz bereits nach vorne. „Die neue Regierung und der 21. Bundestag sollten nun Verbotsanträge vorbereiten“, schrieb Beck auf X.

Deniz Yücel, Autor und Journalist, sendete seine erste Reaktion auf die Nachricht zur AfD ebenfalls auf X. „Man braucht nicht Siegel und Stempel des Verfassungsschutzes, um zu erkennen, dass es sich bei der AfD um einen Haufen Klemmnazis handelt“, so Yücel, der bei der Gelegenheit aber auch seine Kritik am Verfassungsschutz erneuerte. Diesem ginge es wohl auch darum, mit der neuen Einstufung der AfD „sein ramponiertes Image“ aufzubessern. (dil/dpa)

Rubriklistenbild: © AFP

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